Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Deuxième an den aufgestapelten Waren vorbei in das im Halbdunkel liegende Innere der Stände, in der Hoffnung, vielleicht dort Männer oder eine Frau zu entdecken, die nicht dorthin gehörten. Fast zwanzig Minuten waren bereits ergebnislos verstrichen.
    Moreaus vertrautester Mitarbeiter, Jacques Bergeron, war in einer Menschentraube gefangen, die auf ein Riesenrad zustrebte, das einen kurzzeitigen Stromausfall gehabt hatte, so daß eine Anzahl Fahrgäste fünfzehn Meter in der Luft gestrandet waren. Demzufolge gab es in dem Getümmel viele Eltern, die davon überzeugt waren, ihre Kinder in einen Vergnügungspark geführt zu haben, dessen Betreiber ihre Elektrizitätsrechnung nicht bezahlt hatten. Jacques stieß gegen ein kleines Kind, wurde von der Handtasche dessen Mutter ins Gesicht getroffen, geriet ins Taumeln, fiel zu Boden und bekam den einen oder andern Tritt ab. Da lag er jetzt, die Arme schützend über dem Kopf, bis der halb hysterische Haufen vorübergezogen war. Auch er hatte niemanden gesehen, der auch nur entfernt Madame Courtland ähnelte.
    François schlenderte an den baufälligen Hütten und Zelten am Südeingang vorbei, wo kleine, fast unauffällige Schilder darauf hinwiesen, daß hier die Büros für Erste Hilfe, Reklamationen, das Fundbüro, die Parkverwaltung (kaum lesbar) zu finden waren. Plötzlich hörte François, wie eine korpulente Frau zu ihrer Begleiterin, einer hageren Frau mit verkniffenem Gesicht, sagte: »Was hat eigentlich so jemand hier zu suchen? Mit dem Geld, das dieses pinkfarbene Kleid gekostet hat, könnte ich meine Familie ein Jahr lang ernähren!«
    François hatte keine Zweifel daran, von wem die Frau redete! Die Einheit in den Champs-Élysées hatte gemeldet, daß die Botschaftersgattin ein Sommerkleid in hellem Pink und Weiß trug, offensichtlich aus einem der besseren Modehäuser. Der Fahrer beobachtete die beiden Frauen und schlenderte unauffällig
auf sie zu, während sie durch die breite Budenstraße gingen.
    »Ich sag dir, was ich glaube«, sagte die dünne Frau mit dem beleidigten Gesicht. »Ich wette meinen nichtsnutzigen Ehemann, daß das eine der Besitzerinnen dieser Neppbude hier ist. Das machen die Reichen gern. Kaufen sich solche Etablissements, weil sie billig zu führen sind und die Registrierkasse Tag und Nacht klingelt.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Schließlich war sie ja im Büro des Geschäftsführers. Verdammt soll dieses reiche Pack sein!«
    François blieb ein paar Schritte zurück, machte dann kehrt und ging zu den Hütten mit den Büros. Er fand die Tafel mit der Aufschrift ›Direction‹; das Gebäude war vielleicht sechs Meter breit und durch zwei schmale Wege, die fast wie Gräben aussahen, von den Hütten, die links und rechts davon standen, getrennt. Die vorderen Fenster waren ungewöhnlich groß und darunter gab es eine irgendwie deplaziert wirkende Tür, die wesentlich dicker und schwerer als die sie umgebenden Bretter aussah. François holte sein Walkie-talkie aus der Tasche, drückte den Sendeknopf und hielt sich das Gerät ans Ohr.
    Und dann hörte er ganz plötzlich ohne jede Vorwarnung zwei vertraute Stimmen, und dann eine dritte, der er schon seit Jahren zuhörte.
    » Papa, Papa! «
    » Notre père! C’est lui! «
    »François, was machst du denn hier?«
    Der Anblick seiner Frau und seiner beiden Töchter versetzte den Fahrer in eine Art Schockzustand. Er brauchte ein paar Augenblicke, bis er seine Stimme wiederfand, während er ein wenig verlegen die zwei Mädchen an sich drückte. Schließlich sagte er: »Mein Gott, Yvonne! Was machst du denn hier?«
    »Du hast angerufen und gesagt, du würdest dich verspäten und wahrscheinlich zum Abendessen nicht nach Hause kommen. Also dachten wir, wir könnten uns hier ein wenig amüsieren.«

    »Papa, fährst du mit uns Karussell? Bitte, Papa!«
    »Meine kleinen Lieblinge, Papa muß arbeiten …«
    »Arbeiten?« rief seine Frau aus. »Was hat denn das Deuxième hier verloren?«
    »Schsch!« Der verwirrte François wandte sich kurz ab und sprach schnell in das Mikrophon seines Funkgeräts. »Subjekt ist hier nahe dem Südeingang. Kommen Sie her. Hier gibt es Komplikationen, wie Sie vielleicht gehört haben … Komm, Yvonne; ihr auch, Kinder, geht - weg mit euch!«
    »Du lieber Gott, das war also kein Scherz«, sagte Yvonne, während die Familie eilig auf den Südeingang zustrebte.
    »Nein, das war kein Witz, meine Liebe. Und jetzt seht um Himmels willen zu, daß ihr schnell in den Wagen

Weitere Kostenlose Bücher