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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Kopiermaschine.

    Janine Clunes Courtland war geschockt. Die Lederboutique war im Vergleich mit diesem Loch ein Palast. Aber dieses stinkende Büro hatte offensichtlich einen deutlich höheren Status als die elegante Boutique an den Champs-Élysées. Der Anblick eines hochgewachsenen Mannes in mittleren Jahren, der aus einer schmalen Tür an der linken Wand auftauchte, beruhigte sie einigermaßen. Er war leger gekleidet, aber die weichen Jeans und das beigefarbene Wildlederjackett gehörten zum Besten, was die Rue Faubourg Saint-Honoré zu bieten hatte, und das Tuch, das er sich um den Hals geschlungen hatte, war eines der teuersten von Hermès. Durch eine Handbewegung forderte er sie auf, ihm zu folgen.
    Sie gingen durch die schmale Tür hinaus, passierten einen ebenso schmalen finsteren Korridor, bis sie eine weitere Tür auf der rechten Seite erreichten. Der Mann tippte eine Zahlenkombination in ein grünlich schimmerndes Feld und öffnete die Tür. Wieder folgte sie ihm und betrat ein Büro, das sich von dem ersten etwa so unterschied, wie das Hotel Ritz von einer Suppenküche.
    Das Mobiliar bestand aus erlesenem Holz und Leder, die vertäfelten Wände zierten impressionistische Meister, und in der verspiegelten, in die Wand eingelassenen Bar standen Kristallgläser und Karaffen. Es war der Zufluchtsort eines sehr wichtigen Mannes.
    »Seien Sie mir willkommen, Frau Courtland«, sagte der Mann mit tiefer sympathischer Stimme. »Ich bin André«, fügte er dann in englischer Sprache hinzu.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Selbstverständlich. Wir warten schon seit vielen Wochen auf Kontaktaufnahme durch Sie. Bitte nehmen Sie Platz.«
    »Vielen Dank.« Janine setzte sich vor den Schreibtisch, während der Geschäftsführer des Parks in einem Stuhl neben ihr Platz nahm.
    »Der richtige Zeitpunkt hat sich bis jetzt nicht ergeben.«
    »Das hatten wir angenommen. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, und ihre Nachrichten sind in Berlin regelmäßig eingetroffen. Wir sind Ihnen alle sehr dankbar.«
    »Dann wird meine Arbeit also geschätzt?« fragte die Frau des Botschafters.

    »In höchstem Maß sogar. Wie können Sie etwas anderes annehmen?«
    »Das tue ich nicht. Ich finde nur, daß es nach all den Jahren Zeit ist, daß man mich nach Bonn holt und meine Leistung anerkennt. Ich befinde mich jetzt in einer Position, wo ich noch bessere Dienste leisten kann. Ich bin die Frau eines der wichtigsten Botschafter in Europa. Was auch immer unsere Feinde gegen uns planen, werde ich erfahren. Ich würde gerne von unserem Führer hören, daß das Risiko, das ich Tag für Tag eingehe, auch belohnt wird. Ist das zuviel verlangt?«
    »Nein, keineswegs, Madame. Aber ich verstehe nicht ganz, warum Sie eine derartige Bestätigung brauchen.«
    »Weil ich mein Vaterland noch nie gesehen habe! Können Sie das nicht verstehen? Mein ganzes Leben lang seit meiner Kindheit habe ich gelernt und mich ausbilden lassen und mich bis zur Erschöpfung für unsere Bewegung aufgerieben. Für eine Sache, die ich nie erwähnen durfte, nie einem anderen anvertrauen. Ich habe einfach Anspruch auf Anerkennung.«
    André musterte die Frau, die ihm gegenübersaß. »Ja, das haben Sie, Madame Courtland. Sie mehr, als sonst jemand. Ich werde Bonn noch heute abend anrufen … Aber jetzt zu näherliegenden Dingen. Wann wird der Botschafter nach Paris zurückkehren?«
    »Morgen.«
     
    Drew wich den Horden von Eltern und deren Nachwuchs aus, in erster Linie Müttern, die hinter ihren Kindern herliefen, die wiederum anderen Kindern nachhetzten und unter großem Geschrei von Karussell zu Karussell rannten. Dabei blickte er die ganze Zeit wachsam in die Runde und studierte jede Frau, die den Eindruck erweckte, zwischen dreißig und fünfundvierzig zu sein, was beinahe auf jedes weibliche Wesen in dem Vergnügungspark zutraf. In kurzen Abständen hob er das Walkie-talkie, das er in der Hand hielt, als erwarte er, das Piepsen zu hören, das ihm verriet, daß jemand Janine Clunes Courtland gesehen hätte. Aber es kam kein Ton; und er fuhr fort, über die Kieswege zu gehen, vorbei an den überdimensionalen Figuren mit ihren grinsenden Gesichtern.

    Claude Moreau hatte die etwas ruhigeren Teile des Parks gewählt und bewegte sich daher in der Umgebung der Tierkäfige und der Buden der Wahrsager und Souvenirverkäufer, wo unter Markisendächern T-Shirts und mit bunten Aufschriften versehene Mützen in großer Menge herumlagen. Immer wieder spähte der Chef des

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