Die Lennox-Falle - Roman
Frau wird ihn am Flughafen abholen. Für mein Gefühl ist das Theaterstück, das er da hinlegen muß, so schwierig, daß selbst der beste Schauspieler daran scheitern könnte.«
»Wenn Courtland es nicht schafft, dann soll er eben aussteigen«, sagte Drew und ging mit seiner Tasse zur Couch zurück.
Moreau runzelte die Stirn über Lennox’ schroffen Tonfall. »Vielleicht haben Sie recht, mon ami . Aber wie auch immer, bis heute abend werden wir es ja wissen, n’est-ce pas? … So, und was den restlichen Tag angeht, so möchte ich, daß Sie sich mit den Schutzvorkehrungen des Bureaus vertraut machen. Die unterscheiden sich grundsätzlich von dem, was mein Freund Witkowski treibt, aber dem Colonel stehen natürlich auch nicht die gleichen Mittel wie uns zur Verfügung.«
»Übrigens«, sagte Drew, »haben Sie das alles mit Witkowski abgeklärt? Ist er mit Ihren Anweisungen einverstanden?«
»Er ist nicht nur einverstanden, sondern er ist erleichtert. Ich denke, Sie sollten wissen, daß er Sie beide sehr mag - die reizende Karin vielleicht ein wenig mehr -, und ihm ist natürlich wohl bewußt, daß mir ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen als ihm. Außerdem haben er und Wesley Sorenson alle Hände voll damit zu tun, das Wiedersehen des Botschafters und seiner Frau vorzubereiten, eine höchst delikate Situation, die dauernde Überwachung erfordert. Was kann ich sonst noch sagen?«
»Nein, Sie haben alles gesagt«, sagte Lennox ohne große Begeisterung. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Zunächst einmal sollen Sie unsere Schutzmannschaft kennenlernen und sich mit den Männern vertraut machen. Sie sprechen alle fließend Englisch, und die Leitung hat übrigens Ihr Lebensretter aus der Avenue Gabriel -«
»François, der Fluchtfahrer?«
»Wer sonst? Die anderen werden Tag und Nacht um Sie herum sein. Im Hotelkorridor werden sich immer zwei Mann aufhalten, wenn Sie dort sind. Und dann interessieren Sie vielleicht die verschiedenen Überwachungsmaßnahmen für den Parc de Joie und Madame Courtland, die wir vorgesehen haben. Alles steht jetzt bereit.«
»Dann ziehe ich mich jetzt an«, sagte Drew, stand wieder auf und ging mit der Kaffeetasse in der Hand zur Schlafzimmertür.
»Vergiß nicht, dich zu rasieren, Liebling. Deine dunklen Stoppeln passen gar nicht zu deinem Haar.«
»Das ist auch so eine Sache«, murmelte Lennox. »Ich möchte mir dieses Zeug so schnell wie möglich auswaschen«, sagte er dann etwas lauter, trat ins Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu.
» Bien «, sagte Moreau und fuhr dann in französischer Sprache fort: »Jetzt können wir uns unterhalten, Madame.«
»Ja, ich wußte schon, daß das kommen würde. Vor ein paar Augenblicken haben Sie mich ja so fixiert, daß ich schon Angst hatte, Sie wollten mich durchbohren.«
»Wollen wir Deutsch sprechen?«
»Das ist nicht nötig. Da drinnen kann er nichts hören und wenn wir schnell französisch sprechen, kommt er ohnehin nicht mit. Womit wollen wir anfangen?«
»Mit dem Naheliegenden«, erwiderte der Chef des Deuxième locker. »Wann wollen Sie ihm Bescheid sagen? Wollen Sie das überhaupt?«
»Ich verstehe«, sagte Karin gedehnt. »Und weil wir schon dabei sind, ich könnte Sie ja dasselbe fragen, oder?«
»Sie meinen damit mein eigenes kleines Geheimnis, wie? Der Grund, weshalb ich solche Risiken eingehe, um diese fanatischen Deutschen, wo immer ich sie finden kann, zu vernichten.«
»Ja, allerdings.«
»Also gut. Sie können meiner Familie ja keinen Schaden zufügen, indem Sie es herumerzählen, warum also nicht? … Ich hatte eine Schwester, sie hieß Marie, war ein ganzes Stück jünger als ich, und als unser Vater starb, wurde ich für sie so etwas wie ein Ersatzvater. Ich habe sie vergöttert. Sie war so lebendig, diese blühende Unschuld der Jugend, und dazu kam noch, daß sie Tänzerin war - nicht gerade eine Primaballerina, aber jedenfalls sehr talentiert. Die Stasi hat dieses reizende Kind auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zerstört, einzig und allein um sich an mir zu rächen. Sie haben sie entführt und sie drogenabhängig gemacht, sie zur Prostitution gezwungen, damit sie sich ihre Sucht leisten konnte. Sie ist mit sechsundzwanzig in Ostberlin auf der
Straße zusammengebrochen und gestorben; damals bettelte sie bereits um Geld oder Lebensmittel, weil sie ihren Körper nicht mehr verkaufen konnte … das ist mein Geheimnis, Karin. Nicht besonders hübsch, wie?«
»Schrecklich«, sagte Karin de Vries.
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