Die Lennox-Falle - Roman
läßt.«
»Weil er einen Jahrmarkt führt?«
»Nun ja, allerdings.«
»Da irren Sie sich gründlich, mon ami . Wir Franzosen bewundern Pragmatik, ganz besonders die etwas erniedrigende Pragmatik der entthronten Reichen, die Mittel und Wege gefunden haben, wieder zu Vermögen zu kommen. Sie machen das in Amerika genauso, sogar noch offenkundiger. Da verliert ein millionenschwerer Unternehmer seine Firmen oder seine Hotels oder seine sonstigen Unternehmungen - eben alles. Und dann kommt er wieder zu Vermögen und ihr macht einen Helden aus ihm. Wir sind gar nicht so verschieden, Drew. Und wer weiß, was dieser Graf hofft, von den Nazis zu bekommen?«
»Hören wir uns das Band an.«
»Das dürfen Sie natürlich, aber es bestätigt nur die Anweisung von Strasbourg, daß Madame Courtland heute mittag um dreizehn Uhr zum Louvre kommen soll.«
Washington, D.C. Es war kurz nach fünf Uhr morgens, aber Wesley Sorenson konnte keinen Schlaf finden. Langsam und lautlos stieg er aus dem Bett neben dem seiner Frau und ging mit leisen Schritten in sein Ankleidezimmer.
»Was machst du denn, Wes?« fragte seine Frau schläfrig. »Du warst doch erst vor einer halben Stunde im Bad.«
»Du hast mich gehört?«
»Die ganze Nacht durch. Was ist denn? Irgend etwas mit deiner Gesundheit, wovon du mir nichts gesagt hast?«
»Nein, mit meiner Gesundheit hat es gar nichts zu tun.«
»Dann soll ich also nicht fragen, wie?«
»Irgend etwas ist nicht in Ordnung, Kate, etwas, das ich noch nicht erkenne.«
»Das ist schwer zu glauben.«
»Warum? Das ist doch die Geschichte meines Lebens - die Suche nach fehlenden Stücken.«
»Und jetzt willst du im Dunkeln danach suchen, Liebster?«
»In Paris ist es jetzt später Vormittag, gar nicht dunkel. Schlaf wieder ein.«
»Das mache ich. Das wird angenehmer sein.«
Sorenson tauchte den Kopf in das mit kaltem Wasser gefüllte Waschbecken - eine Angewohnheit aus seiner Zeit als Agent im Außendienst - schlüpfte in seinen Morgenmantel und ging ins Erdgeschoß in die Küche. Er drückte den Knopf an der automatischen Kaffeemaschine, die ihre Haushälterin noch gestern abend nach dem Abendessen programmiert hatte, wartete, bis eine Tasse fast gefüllt war und trottete damit in sein Arbeitszimmer hinter dem Wohnzimmer. Er setzte sich an seinen zweieinhalb Meter langen Schreibtisch, trank den Kaffee in kleinen Schlucken und zog ein Päckchen seiner »absolut verbotenen« Zigaretten aus einer unteren Schublade - eine weitere Angewohnheit von damals. Er inhalierte den beruhigenden Rauch dankbar, griff nach dem Telefon auf seiner technisch-komplizierten Konsole und wählte dann die Nummer Moreaus in Paris.
»Ich bin’s Claude, Wes«, sagte Sorenson, nachdem er das knappe Oui? gehört hatte.
»Heute ist anscheinend mein amerikanischer Vormittag, Wesley. Ihr widerborstiger Drew Lennox ist gerade mit der
reizenden, wenn auch rätselhaften Karin de Vries weggegangen.«
»Rätselhaft?«
»Ich bin da noch nicht ganz sicher, aber sobald ich es weiß, sage ich es Ihnen auch. Aber wir machen Fortschritte. Unser Sonnenkind, Janine Clunitz, verhält sich einigermaßen vorhersehbar.« Moreau schilderte die Ereignisse des Vormittags. »Sie soll sich heute mittags im Louvre mit Strasbourg treffen. Wir werden sie überwachen.«
»Die Strasbourgs aus dem Elsaß haben ja damals einigermaßen Furore gemacht, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Ja, allerdings, und der Graf bleibt der Familientradition treu, aber im Augenblick ist mir Ihr Botschafter wichtiger. Sein Zeitplan ist doch unverändert, oder?«
»Ja, und wenn wir Glück haben, dann behält er auch die Nerven und dreht diesem Miststück nicht den Hals um, wenn sie ihm vor die Augen tritt.«
»Wir sind hier auf ihn vorbereitet, das kann ich Ihnen versichern … aber jetzt erzählen Sie mir doch, was auf Ihrer Seite des großen Teichs alles so abläuft, mon ami .«
»Der scheußlichste Schlamassel, den Sie sich vorstellen können. Sie wissen doch, diese zwei Nazikiller -«
»Ich nehme an, Sie sprechen von den beiden, die Witkowski zum Luftwaffenstützpunkt Andrews geschickt hat.«
»Genau die. Die haben hier soviel Müll ausgespuckt, daß die ganze Regierung darüber stolpern könnte, wenn das alles an die Öffentlichkeit käme.«
»Könnten Sie ein wenig deutlicher werden?«
»Diese Mistkerle behaupten, sie hätten eindeutiges Beweismaterial, wonach der Vizepräsident und der Sprecher des Repräsentantenhauses mit der Neonazibewegung in
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