Die Lennox-Falle - Roman
fanatischen Angehörigen von Extremistengruppen, denen jedes Mittel recht war, um nur ihre Popularität zu erhalten. Am Ende des Fax hatte der Vizepräsident handschriftlich seine Wertung hinzugefügt.
Die oben genannten Spinner sind bereit, willens und geradezu scharf darauf, jeden zu vernichten, der es auch nur andeutungsweise wagt, anderer Meinung zu sein. Ich habe die Anwälte. Wes,
wir können diese Arschlöcher fertigmachen! Bringen wir das Ganze in den Senat und lassen diese Hexenjäger hochgehen.
Aber Sorenson war nicht bereit, so massiv an die Öffentlichkeit zu gehen. Dabei war viel zu gewinnen, aber auch eine ganze Menge zu verlieren. An der Existenz der Sonnenkinder gab es keinen Zweifel mehr, es war nur noch nicht klar, wo sie sich im einzelnen befanden und in welche Positionen sie aufgestiegen waren. Für die Gejagten würde es ein Kinderspiel sein, einfach zum Schein die Seiten zu wechseln. Er würde den Vizepräsidenten anrufen und versuchen, ihm seine Lage zu erklären. In diesem Augenblick klingelte sein Telefon, die rote Leitung, die direkt in sein Büro führte.
»Ja?«
»Ich bin’s, Boß, Ihr wildgewordener Agent.«
»Ich wünschte, der wäre ich nicht - Ihr Boß, meine ich.«
»Bleiben Sie es noch eine Weile, wir machen Fortschritte.«
»Wie denn?«
»Bonn und Berlin haben zwei Kommandos ausgeschickt, um mich zu finden - um Harry zu finden, meine ich natürlich - und mich zu liquidieren.«
»Und das nennen Sie Fortschritt?«
»Ein Schritt führt immer zum nächsten, nicht wahr?«
»Wenn ich Sie wäre, und glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung, würde ich machen, daß ich schleunigst aus Paris verschwände.«
»Hätten Sie das getan, Wes?«
»Wahrscheinlich nicht, aber was ich getan hätte, tut ja nichts zur Sache. Das sind jetzt ganz andere Zeiten, Lennox, zu unserer Zeit war das leichter. Wir wußten, wer unsere Feinde waren, Sie wissen es nicht.«
»Dann helfen Sie mir dabei, es herauszufinden. Sagen Sie diesem Weichei von einem Botschaftsarzt, er soll Kröger mit Amytal vollpumpen, damit wir vielleicht etwas erfahren.«
»Er hat gesagt, daß das sein Tod sein könnte.«
»Dann töten wir diesen Hurensohn eben. Wir brauchen das, was er weiß! Warum ziehen die denn alle Register, um Harry zu töten?«
»Der hippokratische Eid -«
»Zum Teufel damit, ich muß auch an mein Leben denken! Ich bin ganz sicher nicht für die Todesstrafe, weil sie beispielsweise nicht fair verhängt werden kann - wann ist das letzte Mal ein reicher Weißer auf den elektrischen Stuhl geschickt worden? - aber wenn ich je eine Ausnahme von meinem Prinzip machen würde, dann bei Kröger. Ich habe selbst gesehen, wie dieser Mistkerl zwei unschuldige Hotelangestellte einfach deshalb weggeputzt hat, weil sie ihm im Weg standen! Und außerdem hat unser Hippokrates in der Botschaft nicht gesagt, daß die Spritzen ihn sicher töten würden, er hat nur gesagt, das könnten sie. Das ist eine wesentlich bessere Chance, als Kröger diesen beiden Männern im Hotel gegeben hat.«
»Sie entwickeln beachtliche rhetorische Fähigkeiten … Nehmen wir mal an, ich würde Sie unterstützen und das Außenministerium dazu bringen, ebenfalls mitzumachen, was, glauben Sie, könnten Sie dann von Kröger erfahren?«
»Herrgott, das weiß ich nicht. Aber es wäre doch immerhin möglich, daß dabei eine Erklärung für diese Versessenheit herauskäme, mit der die Neonazis Harry aus dem Weg schaffen wollen.«
»Ich gebe ja zu, daß das auch mir ein Rätsel ist.«
»Es ist mehr als das, Wes. Das ist der Schlüssel zu mehr, als wir ahnen.«
»Harrys Liste mit eingeschlossen vielleicht?«
»Könnte sein. Ich habe das Protokoll seiner Anhörung in London gelesen. Für mich gibt es keinen Zweifel, daß er die Liste für authentisch hielt, aber er hat eingeräumt, daß die Liste auch Fehlinformationen enthalten könnte.«
»Irrtümer, aber nicht einfach Dreck«, sagte Sorenson leise. »Ja, ich erinnere mich, das habe ich auch gelesen. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde er wütend, als die Andeutung fiel, daß man ihn vielleicht getäuscht hat, und sagte, es sei Aufgabe der Schlauköpfe in der Abwehr, das Material endgültig auszuwerten.«
»Darauf läuft es hinaus.«
»Und Sie denken, Kröger könnte da ein paar Lücken füllen?«
»Lassen Sie es mich einmal so sagen - mir fällt sonst keiner ein. Kröger war Harrys Arzt und seltsamerweise - wahrscheinlich,
weil Kröger ihn anständig behandelt hat - hatte er
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