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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist auf Null, Herr Doktor, und ich glaube nicht, daß das sehr nett ist.«
     
    Sie saßen zu dritt in einem Straßencafé an der Rue de Varenne, Drew immer noch in Zivil, neben ihm Karin, die unter dem Tisch seine Hand hielt. Witkowski schüttelte immer wieder den Kopf, er war offensichtlich verwirrt. »Was, zum Teufel, hat dieser Hurensohn gemeint, als er sagte ›sein Gehirn‹?«
    »Ich denke dabei unwillkürlich an Gehirnwäsche«, sagte Lennox widerstrebend, »aber das kann ich nicht recht glauben.«
    »Ich auch nicht«, sagte Karin. »Ich weiß, wie wichtig es für Harry war, die Kontrolle über sich zu haben, wenn ich so sagen darf, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er so etwas hinter sich hatte. Er hätte sich dagegen wehren können, das bringt man Agenten seines Ranges bei.«
    »Was machen wir also?« fragte der Colonel.
    »Eine Autopsie?« schlug Karin vor.
    »Was könnten wir dabei erfahren? Daß man ihn vergiftet hat?« antwortete Witkowski. »Davon können wir ausgehen, oder von so etwas ähnlichem. Außerdem benötigt man für eine Autopsie eine gerichtliche Genehmigung, und die muß beim Gesundheitsministerium mit den entsprechenden ärztlichen Dokumenten registriert werden. Das wäre zu riskant. Wir dürfen nicht vergessen, daß Harry jetzt nicht Harry ist.«
    »Dann stehen wir wieder ganz am Anfang«, sagte Drew. »Und ich weiß nicht mal, wo der Anfang ist.«
     
    In der Leichenhalle an der Rue Fontenay ging der Wärter, der regelmäßig die Leichen in ihren gekühlten, provisorischen Grabkammern zu überprüfen hatte, an der Reihe entlang, zog jede Leiche heraus, um sich zu vergewissern, daß sie korrekt identifiziert und nicht wegen Überfüllung an einen falschen Platz geraten war. Er erreichte Nummer einhunderteins, einen besonderen
Fall, was ihm ein rotes Kreuz auf seiner Liste signalisierte, das besagte, die Leiche dürfe unter keinen Umständen entfernt werden. Er zog die Schublade auf.
    Was er sah, ließ ihn erschrocken zusammenfahren: Der Schädel der beinahe gesichtslosen Leiche wies ein großes gähnendes Loch auf, als ob eine Explosion stattgefunden hätte, und die Haut- und Gewebefragmente waren über den ganzen Schädel verteilt. Es sah aus wie eine aufgebrochene Pflaume, und die Flüssigkeit wirkte grau und infiziert. Der Mann schob schnell die Lade wieder zu. Er hatte unwillkürlich die Luft angehalten, um den Verwesungsgeruch nicht einatmen zu müssen. Sollte ein anderer die Leiche finden.

27
    C laude Moreau erließ um acht Uhr dreißig eine unwiderrufliche Anordnung. Lennox und de Vries standen wieder unter dem Schutz des Deuxième Bureau. Die amerikanischen Sicherheitskräfte durften Vorschläge hinsichtlich ihres Schutzes machen, aber die letzte Entscheidung lag einzig und allein bei den Franzosen. Es sei denn, die beiden entschieden sich dafür, das Areal ihrer Botschaft nicht zu verlassen, die gemäß internationaler Vereinbarung amerikanisches Territorium war und daher nicht der Zuständigkeit des Deuxième unterstand. Als Drew lautstark protestierte, antwortete Moreau darauf kurz und bündig.
    »Ich kann nicht zulassen, daß die Bürger von Paris ihr Leben riskieren, weil sie in das Kreuzfeuer der Leute geraten, die Sie töten wollen«, sagte der Franzose zu Drew und Karin, denen er in ihrer Suite im Hotel Normandie gegenübersaß.
    »Das ist doch ausgemachter Blödsinn!« sagte Lennox und schenkte sich mit solchem Schwung Kaffee nach, daß die Hälfte davon auf den Teppich spritzte. »Niemand wird auf den Straßen einen Krieg anfangen. Das ist das allerletzte, was die tun würden.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber was ist, warum ziehen Sie beide nicht einfach in die Botschaft, dann löst sich die Frage von selbst? Ich hätte keinerlei Einwände, und die Bürger von Paris wären außer Gefahr.«
    »Sie wissen ganz genau, daß ich das nicht kann. Ich muß mich bewegen können!« Drew stand wütend auf, und man konnte jetzt sehen, daß sein Hotelbademantel viel zu klein für ihn war.
    »Dann bewegen Sie sich mit meinen Leuten, oder Sie bleiben von der Straße. Das ist mein letztes Wort, mon ami … oh, und noch etwas. Sie werden sich, was immer Sie unternehmen und wo immer Sie hingehen, von mir genehmigen lassen.«
    »Sie reden nicht nur zuviel, Sie sind auch unmöglich!«
    »Weil wir gerade von Unmöglichem sprechen«, fuhr der Chef des Deuxième fort, »Botschafter Courtland wird heute nachmittag
um siebzehn Uhr mit der Concorde eintreffen. Seine

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