Die Lennox-Falle - Roman
Instruktionen zu erteilen. Er würde sich seine Antwort anderswo suchen müssen: an der Ostküste Marylands vielleicht, bei der Ex-Frau von Bruce N. M. I. Withers.
Wieder griff Sorenson nach den Unterlagen, die ihm verrieten, daß Withers’ Ex-Frau wieder ihren Mädchennamen angenommen hatte: McGraw.
»Ja … hello«, flüsterte die schläfrige Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Bitte entschuldigen Sie, Ms. McGraw, daß ich Sie zu so später Stunde anrufe, aber es handelt sich um einen echten Notfall.«
»Wer sind Sie?«
»Deputy Director Kearns von der Central Intelligence Agency. Es geht um Ihren früheren Ehemann, Bruce Withers.«
»Wen hat er denn diesmal übers Ohr gehauen?« fragte die Ex-Mrs. Withers schlaftrunken.
»Möglicherweise die Regierung der Vereinigten Staaten, Ms. McGraw.«
»Vielen Dank für das Ms. - das hab ich mir verdient. Natürlich hat er die Regierung übers Ohr gehauen. Warum sollte es denn anders sein? Er hat immer seine CIA-Plakette gezeigt, nie viel gesagt, dabei aber den Eindruck erweckt, daß James Bond gegen ihn ein grüner Junge wäre, und die ganze Zeit den Leuten in die Taschen gegriffen.«
»Er hat sich also aus seiner Stellung bei der Agency unrechtmäßige Vorteile verschafft?«
»Bitte, Mr. Dingsbums, meine Familie hat gute Verbindungen in Washington. Als wir herausgefunden haben, daß keine Sekretärin eines Rüstungslieferanten vor ihm sicher war, hat mein Vater gesagt, wir sollten machen, daß wir ihn loswerden. Und das haben wir dann auch getan.«
»Er hat immer noch das Besuchsrecht bei Ihrer Tochter.«
»Unter strengster Aufsicht, das kann ich Ihnen versichern.«
»Weil Sie Angst haben, daß er ihr etwas antun könnte?«
»Du lieber Gott, nein. Kimberley ist wahrscheinlich der einzige Mensch auf dieser Welt, mit dem dieser Mistkerl klarkommt.«
»Warum sagen Sie das?«
»Weil er vor Kindern keine Angst hat. Wenn sie ihn umarmt, dann wird dieses Schreckliche in ihm ausgelöscht.«
»Was meinen Sie damit, Ms. McGraw?«
»Weil er der intoleranteste Mensch ist, den man sich vorstellen kann! Er verabscheut soviele Leute, daß ich es Ihnen gar nicht sagen kann. Schwarze, oder wie er sagt, diese lausigen Nigger, und Spicks und Itaker und Schlitzaugen - Judenbastarde, einfach jeden, der nicht rein weiß und christlich ist, und er selbst ist alles andere als christlich. Er möchte am liebsten, daß sie alle ausradiert werden. Das ist sein Credo.«
Kandidat akzeptiert .
In Paris war es vier Uhr nachmittags, wie die Uhr auf dem Kaminsims in Daniel Courtlands Privaträumen in der amerikanischen Botschaft gerade mit weichem nachhallendem Glockenklang gemeldet hatte. Der Botschafter saß in einem blauen Oxford-Hemd, unter dem man den Verband an der Brust und der linken Schulter sehen konnte, an einem antiken Tisch, der ihm als Schreibtisch diente, und telefonierte. Ihm gegenüber saßen Drew Lennox und Karin de Vries in brokatbezogenen Sesseln und sprachen leise miteinander.
»Was macht die Hand?« fragte Drew.
»Der geht’s gut, bloß meine Füße tun noch weh«, antwortete Karin lächelnd.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst die Schuhe ausziehen.«
»Dann wären jetzt meine beiden Fußsohlen wund, mein Lieber. Hast du vergessen, wie weit wir von der Rue Lacoste gegangen sind, bis du schließlich Claude erreicht hast und der uns ein Fahrzeug schicken konnte? Fast vierzig Minuten, denke ich.«
»Ich konnte doch nicht Durbane anrufen. Wir wissen selbst jetzt noch nicht, wo er steht, und Moreau war mit unserem Nazipriester beschäftigt.«
»Wir haben drei verschiedene Polizeifahrzeuge gesehen. Ich bin sicher, daß uns einer von denen mitgenommen hätte.«
»Nein, da hat Witkowski schon recht gehabt. Wir waren zu fünft, das hätte zwei von diesen kleinen Streifenwagen bedeutet oder einen Kombi. Und dann hätten wir sie überreden müssen, uns zur Botschaft zu bringen und nicht zu einem Polizeirevier, und sie hätten sich bestimmt geweigert, wo doch einer von den Neonazis verwundet war. Selbst Claude war froh, daß wir auf ihn gewartet hatten. ›Es sind schon zu viele Köche in der Küche‹, hat er gesagt. Auf die Weise gibt es jetzt bei der Sûreté keinen offiziellen Bericht.«
»Und das Deuxième Bureau hat niemanden im Château de Vincennes gefunden?«
»Niemanden mit einer Waffe, und die haben den ganzen Park abgesucht.«
»Das überrascht mich wirklich«, sagte Karin und runzelte die Stirn. »Ich war sicher, daß sie uns dort umbringen
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