Die Lennox-Falle - Roman
können, das in weniger unschuldiger Weise zu tun.
Auf alle drei paßte das Profil des Maulwurfs, den er suchte. Sie hatten das Motiv, sich ihren teuren Lebensstil leisten zu wollen, Gelegenheit, weil ihre Positionen ihnen Zugang verschafften … es fehlte jetzt nur noch jenes andere Motiv. Was trieb einen Menschen dazu, wirklich zum Verräter zu werden? Zu einem Nazi, der zwei gefangene Nazis tötete. Und dann dachte er plötzlich, er hätte es vielleicht gefunden, aber eben nur vielleicht. Jeder Kandidat war im Grunde genommen ein Bote, ein Mittelsmann zwischen Vorgesetzten; keiner verfügte selbst über echte Autorität. Payne studierte Lebensläufe von Bewerbern, und die Leute, die er weiterempfahl, verdienten bald wesentlich mehr Geld als er selbst. Withers konnte lediglich teure Beschaffungsvorhaben
empfehlen, Beschaffungen, die diejenigen, die sie anforderten, noch effizienter machten - und wie viele von ihnen bekamen irgendwelche Provisionen oder geheime Schmiergelder, während er gar nichts bekam? Und Vasquez-Ramirez war wirklich ein Bote, er trug verschlossene Umschläge A, B und C zusammen, Geheimnisse, die andere auswerten mußten, während er außen vor blieb. Und jeder von den dreien übte seine Tätigkeit bereits eine Anzahl von Jahren aus, eine Tätigkeit, in der ein Vorgesetzter ohne weiteres seine Entscheidungen widerrufen konnte und der Betreffende selbst kaum eine Chance zum Aufstieg hatte. In solchen Menschen stauten sich häufig Groll und Ressentiments.
Doch jetzt war keine Zeit für weitere intellektuelle Erwägungen oder Analysen. Entweder hatte er recht, überlegte Sorenson, oder er hatte Unrecht, und das bedeutete, daß er wieder ganz von vorne würde anfangen müssen. Manchmal, das hatte er Drew Lennox im Frühstadium seiner Ausbildung beigebracht, war ein Frontalangriff die beste Lösung, ganz besonders, wenn dieser völlig unerwartet kam. Er fragte sich, ob wohl Drew auch so gehandelt hatte, als er den Priester in die Falle gelockt hatte. Er griff nach dem Telefon.
»Peter Mason Payne, bitte!«
»Am Apparat. Wer spricht?«
»Kearns in der Agency«, antwortete Sorenson und benutzte damit den Namen eines relativ bekannten Deputy Directors. »Wir sind uns nie begegnet, Pete, und es tut mir leid, Sie um diese Zeit belästigen zu müssen -«
»Kein Problem, Mr. Kearns. Ich sitze alleine in meinem Arbeitszimmer vor dem Fernseher. Meine Frau hat sich schlafen gelegt; sie sagt, das Programm sei mies, und damit hatte sie recht.«
»Dann macht es Ihnen nichts aus, wenn ich Sie ein paar Minuten störe?«
»Überhaupt nicht. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Es ist ein wenig delikat, Pete, aber ich rufe Sie an, weil man Ihnen morgen möglicherweise ein paar Fragen stellen wird und Sie sich vielleicht schon vorher die Antworten überlegen wollen.«
»Was für Fragen? Was für Antworten?«
Peter Mason Payne war möglicherweise nicht der Killermaulwurf, dachte Wesley, aber ein reines Gewissen hatte er ganz bestimmt nicht, das verriet sein Tonfall eindeutig. »Wir hatten ernsthafte Rekrutierungsprobleme, deshalb halten wir Bewertungskonferenzen ab, das geht jetzt praktisch rund um die Uhr so. Einige der von Ihnen Empfohlenen waren deutlich unterqualifiziert, und das hat die Company eine Menge Zeit gekostet.«
»Dann liegt es entweder an den Bewerbungsunterlagen, oder man hat die Bewerber auf die Interviews vorbereitet, Mr. Kearns. Ich habe nie jemanden weiterempfohlen, von dem ich nicht überzeugt war, daß er den Anforderungen gewachsen wäre, und nie für eine Empfehlung Geld unter dem Tisch genommen!«
»Ich verstehe.« Das war es also, dachte Sorenson. Der Mann hatte sich zu schnell verteidigt, er hatte nicht mal die leiseste Anspielung in dieser Richtung gemacht. »Aber das habe ich doch auch nicht angedeutet, oder, Peter?«
»Nein, aber ich kenne die Gerüchte - wohlhabende Familien, die ihre Söhne und Töchter ein paar Jahre in der Agency haben wollen, weil sich das gut macht, wenn sie sich später nach anderen Jobs umsehen … Ich sage ja nicht, daß es nicht möglich wäre, daß ein paar durchgerutscht sind. Wie gesagt, infolge falscher Informationen in den Bewerbungsunterlagen oder eingeübter Antworten auf Fragen im Bewerbungsgespräch. Aber wenn Sie hinter so etwas her sind, müssen Sie sich einen anderen suchen. Vielleicht können die Ihnen solche Informationen liefern. Ich habe so etwas nie getan!«
Dem Himmel sei Dank, daß Sie nie im Außendienst waren, Mr. Payne,
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