Die Lennox-Falle - Roman
dagegen. Er hatte verloren. Die Ehe war nicht nur erfolgreich, sondern sein langhaariger Schwiegersohn »landete« etwas, das sich ein »Hit« nannte, und verdiente mehr Geld, wenn er einen Monat in Las Vegas auftrat, als Bobby Durbane in einem halben Jahrhundert verdienen würde. Und ganz besonders nagte es an dem Schwiegervater, daß der Mann seiner Tochter ein netter junger Mann war, der nichts Kräftigeres als Weißwein trank, kein Rauschgift anrührte, einen Magister in mittelalterlicher Literatur besaß und Kreuzworträtsel schneller lösen konnte als Bobby. Die Welt war einfach total unlogisch.
Warum fühlte er sich also unbehaglich? Wahrscheinlich hatte es damit angefangen, daß Colonel Witkowski einen Computerausdruck aller im Verlauf der letzten sieben Tage aus der Fernmeldezentrale geführten Telefon- und Funkgespräche angefordert hatte. Und dann kam da noch das subtile und doch recht auffällige Verhalten von Drew Lennox hinzu, ein Mann, den er als persönlichen Freund betrachtete. Drew ging ihm aus dem Weg, und das paßte nicht zu dem Cons-Op-Agenten. Durbane hatte zwei Nachrichten für Lennox hinterlassen, eine in seiner Wohnung in der Rue du Bac, die im Augenblick wieder hergerichtet wurde, und eine in der Botschaft. Drew hatte sich auf keine der beiden hin bei ihm gemeldet, und Bobby wußte, daß Drew in der Botschaft war, den ganzen Tag dort gewesen war, sich in den Privaträumen des Botschafters im Obergeschoß aufhielt.
Durbane hatte gehört, daß schreckliche Dinge passiert waren, daß Courtlands Frau bei dem Attentat vorgestern abend so schwer verwundet worden war, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überleben würde. Aber trotzdem war es einfach nicht Lennox’ Art, auf Nachrichten seines Freundes, »des Eierkopfs«, nicht zu reagieren, der diese »abscheulichen Kreuzworträtsel« ausfüllte. Ganz besonders, wenn man in Betracht zog, daß Bobby ihm vor ein paar Tagen das Leben gerettet hatte. Irgend etwas stimmte nicht; irgend etwas war vorgefallen, das Durbane nicht begriff, und es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er griff nach seinem Telefon, einem Apparat, der unabhängig von allen Einschränkungen Zugang zu allen anderen in der Botschaft hatte, und tippte die Nummer für Courtlands Privatwohnung ein.
»Ja?«
»Mr. Ambassador, hier ist Robert Durbane in der Fernmeldezentrale.«
»Hello … Bobby«, sagte Courtland zögernd. »Wie geht es Ihnen?«
»Ich glaube, ich sollte Ihnen diese Frage stellen, Sir.« Irgend etwas stimmte nicht. Der gewöhnlich durch nichts aus dem Konzept zu bringende Diplomat wirkte irgendwie unecht. »Ich meine natürlich Ihre Frau. Ich höre, man hat sie in ein Krankenhaus gebracht.«
»Dort geschieht alles menschenmögliche, und mehr kann ich nicht verlangen. Sehr liebenswürdig, daß Sie sich erkundigen. Ist sonst noch etwas?«
»Ja, Sir. Ich weiß, daß niemand wissen sollte, daß Drew Lennox am Leben ist, aber ich arbeite eng mit Colonel Witkowski zusammen, deshalb weiß ich auch, daß Drew oben bei Ihnen ist, und ich würde ihn sehr gern sprechen.«
»Oh … jetzt haben Sie mich wirklich überrascht, Mr. Durbane. Warten Sie bitte.«
Ein Klicken in der Leitung, dann Stille, eine entnervende Stille, als würde irgendwo eine Entscheidung getroffen. Endlich war Drews Stimme zu hören: »Hello, Bobby?«
»Ich habe ein paarmal bei dir angerufen. Aber du hast nicht zurückgerufen.«
»Ich hab’ auch nicht geschrieben. Davon abgesehen, daß man auf mich geschossen und Kleinholz aus meiner Wohnung gemacht hat, bin ich auch sonst ganz schön durcheinandergeraten. Und dann gab es noch eine ganze Anzahl weniger angenehmer Dinge.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber ich glaube trotzdem, daß wir miteinander reden sollten.«
»Wirklich? Worüber?«
»Das würde ich auch gerne wissen.«
»Ist das jetzt ein Kreuzworträtsel? Davon verstehe ich nicht viel, das weißt du ja.«
»Ich weiß jedenfalls, daß ich mit dir reden möchte, und das nicht am Telefon. Geht das?«
»Augenblick.« Wieder Stille, aber nicht so lang wie zuvor. »Also schön«, sagte Lennox dann, als er wieder an die Leitung kam. »Es gibt da einen Aufzug, von dem ich bisher gar nichts wußte, der in deinem Stockwerk hält. Ich werde in Begleitung von drei bewaffneten Marines hinunterkommen, und du sollst den Korridor räumen. Wir sind in fünf Minuten da.«
»Soweit ist es gekommen?« fragte Durbane leise. »Ich? Ich bin plötzlich eine Gefahrenquelle?«
»Wir
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