Die Lennox-Falle - Roman
dachte Sorenson. Sie würden keine zehn Sekunden durchstehen. Aber Peter Payne hatte ihm gerade eine Vorlage für die abschließende Frage geliefert. »Dann versucht vielleicht einer der anderen, Sie reinzureiten. Sie müssen wissen, die Eltern eines unserer unterqualifizierten Bewerber sagen nämlich, sie hätten sich vorgestern abend mit einem Rekrutierungsbeauftragten getroffen, um ihre letzte Zahlung zu leisten.«
»Herrgott, doch nicht ich!«
»Wo waren Sie denn da, Pete?«
»Das ist ganz einfach.« Die Erleichterung in Paynes Stimme tat beinahe weh. »Meine Frau und ich waren bei Congressman Ehrlich in unserer Straße zu einem späten Grillabend eingeladen - spät, weil der Kongreß noch getagt hat. Wir waren bis halb drei dort und, offen gestanden, Mr. Kearns, am Ende wollte sich keiner von uns mehr ans Steuer setzen.«
Kandidat gestrichen.
»Mr. Bruce Withers, bitte?«
»Sonst wohnt hier keiner, Kumpel. Wer sind Sie?«
Sorenson gab sich erneut als Deputy Director Kearns aus und ging diesmal auf erhebliche Budgetüberschreitungen im Verwaltungsbereich los.
»Die moderne Technik ist teuer, Mr. Director. Daran kann ich nichts ändern, und das ist auch nicht meine Entscheidung.«
»Aber Sie sind doch für Empfehlungen zuständig, oder nicht?«
»Jemand muß ja die Ausschreibungsunterlagen erstellen und das ist meine Zuständigkeit.«
»Nehmen wir einmal an, da soll ein leistungsfähigerer Computer im Bereich von hunderttausend Dollar ausgeschrieben werden. Ihr Wort hat dann doch einiges Gewicht, oder?«
»Wahrscheinlich. Ich mache ja schließlich meine Hausaufgaben.«
»Und es könnte doch Fälle geben, wo die Auswahl einer bestimmten Firma Ihnen einen Vorteil bringen könnte, oder nicht?«
»Diese Fragestellung gefällt mir nicht. Wollen Sie mir etwas anhängen?«
»Neulich nachts, in den frühen Morgenstunden, um es genau zu sagen, hat eine Firma in Seattle an Lobbyisten hier in Washington eine größere Summe bezahlt. Wir möchten wissen, ob das Sie waren.«
»Das ist ausgemachter Blödsinn«, rief Withers. »Entschuldigen Sie, Mr. Director, aber ich bin jetzt zutiefst gekränkt. Ich sitze jetzt seit sieben Jahren auf diesem lausigen Posten, weil ich mehr von High-Tech verstehe als alle anderen, und befinde mich
in einer richtigen Sackgasse! Die können mich nicht ersetzen, also werde ich nicht befördert und -«
»Ich will Sie nicht beleidigen, Bruce. Ich möchte bloß wissen, wo Sie vorgestern nacht um drei Uhr waren.«
»Sie haben kein Recht, mich so was zu fragen.«
»Ich denke doch. Um die Zeit ist der Betrag nämlich übergeben worden.«
»Hören Sie, Mr. Kearns, ich bin ein geschiedener Mann und muß mir meinen Zeitvertreib suchen, wo ich kann, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
»Ich glaube schon. Wo waren Sie?«
»Bei einer verheirateten Frau, deren Mann auf Auslandsreise ist. Ihr Mann ist General.«
»Wird sie Ihre Aussage bestätigen?«
»Ich kann Ihnen ihren Namen nicht nennen.«
»Den werden wir herausfinden, das wissen Sie.«
»Ja, das werden Sie wahrscheinlich … also schön, sie war heute abend hier bei mir und ist gerade weggefahren. Der General ist auf Inspektionstour im Fernen Osten und ruft sie gegen ein Uhr an - weil er ja seinen Dienstplan nicht wegen einer einsamen Ehefrau durcheinanderbringen kann. Und das ist typisch für die ganze Ehe.«
»Wirklich rührend, Bruce. Wie heißt sie?«
»Sie braucht zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten, um nach Hause zu kommen.«
»Den Namen bitte?«
»Anita Griswald, die Frau von General Andrew Griswald.«
»›Mad Andy‹ Griswald? Der Schrecken von Songchow? Er ist schon ziemlich alt, oder?«
»Für die Army ganz entschieden. Anita ist seine vierte Frau. Sie ist wesentlich jünger, und das Pentagon wartet schon darauf, ihn nächstes Jahr in Pension zu schicken.«
»Warum hat sie ihn denn geheiratet?«
»Weil sie pleite war und drei Kinder ernähren mußte. Sind Sie jetzt mit Ihren Fragen fertig, Mr. Director?«
Kandidat noch offen.
»Mr. Vasquez-Ramirez, bitte?«
»Einen Augenblick«, sagte eine weibliche Stimme mit leichtem spanischem Akzent. »Mein Mann spricht gerade auf der anderen Leitung, aber er wird gleich fertig sein. Wer möchte ihn sprechen?«
»Deputy Director Kearns, Central Intelligence Agency, Frau Rechtsanwältin.«
»Sie wissen, daß ich Anwältin bin? … Oh, ja natürlich wissen Sie das.«
»Ich bitte um Entschuldigung, daß ich so spät anrufe, aber es ist dringend.«
»Das
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