Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
der in ein Gurgeln überging, dann herrschte wieder Stille, dann noch ein Schrei und gleich darauf ein dritter. Im Baum blitzte es dreimal kurz auf; das Areal war gesäubert. Lennox und Witkowski rannten quer über den Krocketplatz den Plattenweg hinunter, wobei die Taschenlampe des Colonel ihren Weg beleuchtete. Sie kamen an die scharfe Linksbiegung und
rannten bis ans Ende des Weges über dem alten Bootshaus. Ein Stück links von ihnen hatten die beiden Ranger offenbar Schwierigkeiten, zwei Männer kampfunfähig zu machen, die aus dem Haus gerannt waren.
    »Helfen Sie Ihnen«, befahl Drew und sah zu dem überdachten Eingang mit dem roten Licht, den der deutsche Abwehrbeamte ihnen geschildert hatte. »Das hier ist meine Sache.«
    » Chlopak …!«
    »Schnell jetzt, Stosh, die brauchen Hilfe. Das hier erledige ich!« Lennox ging die kleine Böschung hinunter; er hielt eine Automatik in der Hand. Er stieg die eine Treppenstufe zur Tür hinauf, stand jetzt im rötlichen Lichtschein und hörte trotz des prasselnden Regens die Schreie von drinnen. Karins Schreie! Er warf sich gegen die Tür, spürte, wie die Türfüllung zersplitterte und die Türangeln herausflogen, so daß die ganze Tür auf den grellbeleuchteten Altar mit seinem schimmernden goldenen Kruzifix flog. Der blonde Führer, nur noch mit einer Unterhose bekleidet, preßte die schreiende, um sich schlagende und sich wehrende Karin, die sich ihm mit aller Kraft zu entwinden versuchte, auf den Boden. Drew jagte einen Schuß in die Decke. Jäger fuhr erschrocken zusammen, ließ seine Frau los und starrte Lennox benommen an.
    »Aufstehen, du Nazischwein!« sagte Lennox mit eisiger, haßerfüllter Stimme.
    »Sie sind nicht Harry!« sagte Jäger plötzlich und erhob sich langsam wie in Trance. »Sie sehen ihm ein wenig ähnlich … aber Sie sind nicht Harry.«
    »Das wundert mich, daß Sie das bei dieser schwachen Beleuchtung erkennen können.« Drew trat aus dem Lichtkegel. »Bei dir alles in Ordnung?« fragte er Karin.
    »Bloß ein paar blaue Flecken.«
    »Ich will ihn töten«, sagte Drew ruhig. »Und wenn man bedenkt, was er alles auf dem Kerbholz hat, muß ich ihn sogar töten.« Er hob seine Automatik und richtete sie auf Jägers Kopf.
    »Nein!« rief Karin. »Das darfst du nicht, das dürfen wir nicht! … Wasserblitz, Drew. Er behauptet, wir können das nicht mehr aufhalten, er kennt die Einzelheiten nicht, aber er hat sein ganzes Leben lang gelogen.«

    »Drew …?« sagte Günter Jäger mit einem bösartigen, irgendwie erleichtert wirkenden Lächeln. »Drew Lennox, Harrys tölpelhafter jüngerer Bruder. Hans Traupmann hat sich also getäuscht, der Blitzkrieger hat Harry getötet, und dann ist sein Bruder an seine Stelle getreten. Mein Gott, wir haben Jagd auf den falschen Mann gemacht! Harry Lennox ist doch tot, und keiner ist dahintergekommen.«
    »Was heißt das, dahintergekommen?« fragte Drew. »Vergessen Sie ja nicht, ich habe die Waffe in der Hand und bei meiner Wut könnte es leicht passieren, daß ich Ihnen den Kopf wegblase. Ich wiederhole: Wohinter ist keiner gekommen?«
    »Fragen Sie Dr. Traupmann. Oh, das habe ich vergessen, der weilt ja nicht mehr unter uns. Und selbst die Polizei, auch die, die auf unserer Seite sind, können nicht jede Frequenz überwachen, und sie kennen auch unsere Codes für den Notfall nicht. Wie sagen die Engländer? ›Sorry, old boy, can’t help you‹ .«
    »Er hat gesagt, Harry sei Teil eines Experiments gewesen«, sagte Karin schnell, als Lennox wieder die Waffe hob, »ein medizinisches Experiment.«
    »Zu dem Schluß sind Sorenson und ich auch gekommen. Aber das werden wir feststellen; Harrys Leiche liegt immer noch in einer Leichenhalle … okay, Sie Schönling, jetzt gehen Sie langsam zur Tür hinaus.«
    »Meine Kleider«, protestierte Jäger, »sie werden mir doch erlauben, mich anzuziehen? Draußen schüttet es.«
    »Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen jetzt sagte, daß mir ziemlich egal ist, ob Sie naß werden? Außerdem weiß ich ja nicht, was in Ihrer Kleidung steckt, zum Beispiel im Kragen. Meine Freundin wird sie mit hinausnehmen.«
    »Freundin? Sie wollten wohl sagen Ihre Hure?« schrie der neue Führer.
    »Du verdammter Scheißkerl!« Als Lennox’ Hand mit der Automatik zum Schlag ausholte, fuhr plötzlich der linke Arm des Nazis in die Höhe und stoppte den Schlag. Gleichzeitig krachte seine rechte Faust mit solcher Gewalt gegen Drews Brust, daß dieser das Gleichgewicht verlor. Jäger stürzte

Weitere Kostenlose Bücher