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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Agrargesellschaft, aber es überrascht mich, daß du das weißt. Geschichte gehörte doch nie zu deinen Stärken.«
    »All das hat sich geändert. Wenn du die Regale sehen könntest … sie sind voll Bücher, und jeden Tag werden neue hereingebracht. Ich lese fünf oder sechs in der Woche.«
    »Laß sie mich sehen, laß mich dich sehen. Du hast mir gefehlt, Freddie.«
    »Bald, meine Liebe, bald. Die Dunkelheit hat ihre Vorzüge, weil ich dich so sehe, wie ich es vorziehe, mich an dich zu erinnern. Die reizende, lebhafte Frau, die so stolz auf ihren Mann war, die Frau, die mir NATO-Geheimnisse brachte, von denen einige mir bestimmt das Leben gerettet haben.«
    »Du standest auf der Seite der NATO, wie hätte ich da anders handeln können?«
    »Jetzt stehe ich auf einer Seite, die größer und bedeutender ist. Würdest du mir jetzt helfen?«
    »Das kommt darauf an. Ich kann nicht leugnen, daß du äußerst überzeugend klingst. Jetzt, wo ich alles das aus deinem Mund gehört habe, bin ich sehr beeindruckt. Du warst immer ein außergewöhnlicher Mann. Das haben selbst die gesagt, die dein Verhalten nicht gebilligt haben -«
    »Wie zum Beispiel mein Freund, mein ehemaliger Freund, Harry Lennox, der jetzt dein Liebhaber ist!«
    »Du irrst, Freddie. Harry Lennox ist nicht mein Liebhaber.«

    »Du lügst! Er ist die ganze Zeit um dich herumscharwenzelt, hat gewartet, daß du auftauchen würdest, und mich immer wieder gefragt, wann du kommst.«
    »Ich wiederhole, was ich gerade gesagt habe, und wir haben zu lange zusammengelebt, als daß du nicht wüßtest, wann ich die Wahrheit sage. Das ist schließlich dein Beruf, und du hast mich hundertmal für dich lügen hören …. Harry Lennox ist nicht mein Liebhaber. Muß ich es noch einmal wiederholen?«
    »Nein.« Das eine Wort hallte von den unsichtbaren Wänden wider. »Wer ist es dann?«
    »Jemand, der Harrys Namen angenommen hat.«
    »Warum?«
    »Weil du willst, daß dein Freund Harry umgebracht wird, und Harry nicht umgebracht werden möchte. Wie konntest du, Frederik? Harry hat dich geliebt wie einen jüngeren Bruder.«
    »Ich habe das nicht veranlaßt«, sagte die körperlose Stimme Günter Jägers leise. »Harry hatte sich in unser Hauptquartier in den Tauern eingeschlichen. Er war Teil eines Experiments. Ich hatte keine andere Wahl, als seiner Beseitigung zuzustimmen.«
    »Was für ein Experiment?«
    »Irgendeine medizinische Sache, die ich nie richtig verstanden hatte. Traupmann war ganz verzückt davon, und ich konnte mich nicht gegen ihn stellen. Er war schließlich mein Mentor, der Mann, dem ich es zu verdanken habe, daß ich heute da bin, wo ich bin.«
    »Und wo bist du, Freddie? Die Realisierung dessen, was ihr da vorhabt, wird zu ungeheuren Opfern von Menschenleben führen -«
    »Am Anfang ja, aber das wird schnell vorüber sein, schnell vergessen werden, und die Welt wird dann ein viel besserer Ort sein. Es wird keine großen Kriege mehr geben, keine nuklearen Konfrontationen - unser Fortschritt wird sich allmählich, aber sicher vollziehen, denn vieles befindet sich bereits in Wartestellung. In wenigen Monaten werden sich Regierungen verändern, werden neue Gesetze geschaffen werden, die den Stärksten, den Reinsten nützen, und binnen weniger Jahre wird der nutzlose Müll, der Abschaum der Gesellschaft, der uns jetzt das Mark aus den Knochen saugt, davongespült werden.«

    »Mir brauchst du keine Rede zu halten, Freddie.«
    »Aber das ist alles wahr! Kannst du das nicht sehen?«
    »Ich kann nicht einmal dich sehen. Bitte, mach das Licht an.«
    »Da gibt es ein kleines Problem.«
    »Warum? Hast du dich in fünf Jahren so verändert?«
    »Nein, aber ich trage eine Brille und du nicht.«
    »Die trage ich nur, wenn meine Augen müde sind, das weißt du.«
    »Ja, aber meine Brille ist anders. Ich kann im Dunkeln sehen, und ich sehe die Waffe, die du in der Hand hältst. Laß die Waffe auf den Boden fallen!« Karin kam der Aufforderung nach, und de Vries schaltete das Licht ein, eine Art Scheinwerfer, der einen kleinen Altar anstrahlte und das goldene Kruzifix auf purpurnem Tuch aufblitzen ließ. Der neue Führer saß mit einem weißen, am Kragen offenen Seidenhemd bekleidet auf einem Gebetsschemel zur Rechten des Altars. Sein goldblondes Haar glänzte, und sein scharfgeschnittenes, gutaussehendes Gesicht zeigte sich von seiner besten Seite. »Wie sehe ich aus nach fünf Jahren, meine Liebe?«
    »So gut wie eh und je, aber das weißt du.«
    »Das ist ein Teil von

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