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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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UHF-Militärfunkgeräte, Tarnanzüge, Nachtgläser, beschwerte Jagdmesser, Garotten, vier kleine Beretta-Automatics und, falls es wirklich Probleme geben sollte, drei Handgranaten pro Nase.«
    »Können Sie das beschaffen, Monsieur Cloche?«
    »Wenn Sie das noch mal langsam zum Mitschreiben wiederholen, ja. Jetzt zur Frage des Zeitpunkts -«
    »Heute nacht«, fiel Lennox ihm ins Wort, »wenn es am dunkelsten ist.«

43
    D as alte Schloß war im gotischen Stil gebaut, eine unheildrohende Silhouette vor dem klaren Nachthimmel mit vom Mondlicht beschienenen Türmen und Spitzen. Eigentlich war es eher eine kleine Burg als ein Château, die selbstbewußte Manifestation eines Angehörigen des niedrigeren Adels, der seinen Anspruch auf Höheres zur Schau stellte. Der eigentliche Baukörper bestand aus roh behauenem Felsgestein mit Ziegelwerk dazwischen, man konnte förmlich die Jahrhunderte ablesen, die sich hier schichtweise aufeinandertürmten, Zeugnis ständiger Umbauten im Verlauf von Generationen. Es lag etwas Hypnotisches in dem Nebeneinander von großen Satellitenschüsseln und Mauern aus dem 16. Jahrhundert, etwas beinahe Erhabenes, als befände sich die Zivilisation auf einem unvermeidlichen Marsch von der Erde in den Himmel, von Armbrüsten und Kanonen zu Raumstationen und atomaren Sprengköpfen. Was war vorzuziehen, und wo würde es enden?
    Es war kurz vor zwei Uhr morgens, eine leichte Brise wehte, und das nächtliche Konzert der Tiere war beinahe verstummt, als die N-Einheit verstärkt durch zwei agents du combat , Stellung bezog. Eine Karte in der Hand, auf die er immer wieder den blauen Lichtkegel seiner Taschenlampe richtete, führte Lieutenant Gerald Anthony Karin de Vries durchs Unterholz zu dem kleinen Hügel. Plötzlich flüsterte Karin: »Gerry, halt!«
    »Was ist?«
    »Da, dort unten.« Sie bückte sich, griff unter einen Busch und hob eine schmutzige alte Mütze auf, die schon eher ein Lumpen war. Sie drehte sie um und leuchtete mit ihrer blauen Taschenlampe auf das zerfetzte Futter. Was sie sah, ließ sie erschreckt aufatmen.
    »Was ist denn los?« flüsterte Anthony.
    »Da, sehen Sie!« Karin reichte ihm die Mütze.
    »Du großer Gott!« stöhnte er. In zittrigen Buchstaben, aber deutlich zu erkennen, stand da Jodelle . »Der Alte muß hier oben gewesen sein«, flüsterte der Lieutenant.

    »Das erklärt einiges. Kommen Sie, geben Sie her, ich stecke sie ein … gehen wir weiter.«
    Weit unter ihnen im sumpfigen Marschland, geschützt von Binsen und hohem Gras, kauerten die fünf Männer in dem schwarzen Schlauchboot. Lennox und Captain Dietz hatten sich am Bug postiert, jeder einen agent du combat hinter sich, die einfach Eins und Zwei hießen, da sie die Anonymität vorzogen. Colonel Stanley Witkowski hatte sich widerwillig am Heck des kleinen Bootes niedergelassen.
    Drew schob das Schilf auseinander und blickte zu der Hügelkuppe hinüber. Das Signal kam. Zwei kurze blaue Lichtblitze. »Los!« flüsterte er. »Sie sind angekommen.«
    Unter Einsatz von zwei kleinen schwarzen Paddeln ruderten die agents das Gummiboot in den relativ offenen, seichten Wasserlauf, der den alten Kanal füllte. Langsam, Schlag für Schlag arbeiteten sie sich zu dem etwa sechzig Meter entfernten gegenüberliegenden Ufer vor, vorbei an einem kreisförmig gemauerten Tunneleinlaß, der Wasser von der Loire in das Marschland lenkte.
    »Sie hatten recht, Cons-Op«, sagte Dietz mit leiser Stimme. »Da, sehen Sie, dort drüben, zwei Drähte quer über die Öffnung. Ich wette, da hängt ein Alarmsystem dran. Auf Induktionsbasis wahrscheinlich, auf die Weise kommt Treibgut vom Fluß gut durch, aber kein menschlicher Körper.«
    »Das muß ja so sein, Dietz«, flüsterte Lennox zurück. »Sonst wäre ja der Weg zu diesem verrückten mittelalterlichen Festungskomplex völlig offen.«
    Das Schlauchboot hatte jetzt den Uferdamm erreicht, und die Männer holten lautlos die eingerollten Seile und Wurfhaken heraus und wateten durch das schlammige Gelände, bis sie unter dem etwa sechs Meter oberhalb von ihnen verlaufenden Fußweg angelangt waren. Drew holte sein Funkgerät aus der Seitentasche seines Tarnanzugs und drückte den Sendeknopf.
    »Ja?« hauchte Karins Stimme im Flüsterton aus dem winzigen Lautsprechergitter.
    »Wie ist die Sicht?« fragte Lennox.
    »Siebzig, vielleicht fünfundsiebzig Prozent. Mit unseren Feldstechern können wir den größten Teil des Poolbereichs und den südlichen Teil beobachten, den Nordabschnitt nur

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