Die Lennox-Falle - Roman
teilweise.«
»Nicht schlecht.«
»Sehr gut, würde ich sagen.«
»Bewegt sich irgend etwas? Lichter?«
»Ja, auf beide Fragen«, schaltete sich der Lieutenant ebenfalls im Flüsterton ein. »Das läuft wie ein Uhrwerk, zwei Wachen patrouillieren um den hinteren Bereich, schlagen dann einen Bogen zurück zum mittleren Teil der Nord- und der Südseite. Sie tragen kleine Maschinenpistolen, wahrscheinlich Uzis oder so was Ähnliches, und haben Funkgeräte an den Gürteln -«
»Wie sind sie bekleidet?« fiel Drew ihm ins Wort.
»Na, wie wohl? Schwarze Hosen und Hemden und diese verrückten roten Armbinden mit den Blitzstrahlen und dem Hakenkreuz. Das Haar kurz geschoren, richtige Skinheads. Sie können sie nicht übersehen, Boß.«
»Lichter?«
»Vier Fenster, zwei im Erdgeschoß und je eines im ersten und zweiten Stock.«
»Aktivitäten?«
»Abgesehen von den Wachen nur im Küchenbereich. Das ist an der Südseite, Erdgeschoß.«
»Ja, ich erinnere mich an die Pläne. Irgendwelche Vorschläge?«
»Ja. Beide Streifen verschwinden im mittleren Bereich im Schatten, aber da sind sie nicht kürzer als dreizehn und nicht länger als neunzehn Sekunden. Sehen Sie zu, daß Sie an die Mauer rankommen, dann gebe ich Ihnen mit dem Funkgerät kurz hintereinander zwei Signale, und dann gehen Sie drüber, und zwar schnell! Drei Badehütten sind offen, ich nehme alles zurück, was ich vorhin gesagt habe; teilen Sie sich auf und gehen Sie da hinein. Warten Sie, bis die Wachen zurückkommen, setzen Sie sie außer Gefecht und kippen Sie die Leichen über die Mauer oder ziehen Sie sie in die Hütten, je nach dem, was leichter ist. Wenn Sie das getan haben, haben Sie einigermaßen freien Zugang und können dem Colonel ein Zeichen geben.«
»Klingt verdammt gut, Lieutenant. Wo sind diese Möchtegernsoldaten jetzt?«
»Die trennen sich gerade und gehen zu den Seitenflügeln zurück. Sehen Sie zu, daß Sie an die Mauer kommen!«
»Sei vorsichtig, Drew!« sagte Karin.
»Wir sind alle vorsichtig, Karin … Los.« Wie disziplinierte Ameisen, die einen Erdhügel erklettern, krochen die fünf Männer auf allen vieren die Böschung zu der hohen Ziegelmauer und dem Tor hinauf, das Lennox sich genauer ansah. Es war aus dickem, schwerem Stahl gemacht, ragte über die Mauer auf und ließ keinerlei Schlitze für Schlüssel oder dergleichen erkennen. Es ließ sich also nur von innen öffnen. Drew robbte zu den anderen zurück und schüttelte im Mondlicht den Kopf. Die Männer nickten und akzeptieren damit, was sie ohnehin erwartet hatten, daß nämlich die Mauer erklettert werden mußte.
Plötzlich hörten sie über sich Schritte, und dann waren zwei Stimmen zu vernehmen, die in deutscher Sprache miteinander redeten.
»Zigarette?«
»Nein, das ist ungesund!«
»Unsinn.«
Jetzt war wieder das Hallen der Stiefel auf den Steinplatten zu hören; die französischen agents du combat standen auf, traten ein paar Schritte zurück und hoben die Wurfhaken mit den daran befestigten Seilen auf. Sie warteten stumm und atmeten geräuschlos. Dann kam es, die zwei kurzen Pieptöne aus Lennox’ Gerät. Die Franzosen schleuderten die schweren Plastikhaken über die Mauer, zerrten probeweise daran und hielten die Seile dann gespannt, als Drew und Captain Dietz mit umgehängten Maschinenpistolen wie Affen hinaufkletterten, Hand über Hand mit den Knien immer wieder gegen die Ziegelmauer stoßend, bis sie schließlich über der Mauerkrone verschwunden waren. Jetzt sprangen die beiden ehemaligen Fremdenlegionäre auf und kletterten hinter den Amerikanern her; vier Sekunden später kamen die Wurfhaken zurückgeflogen und gruben sich im feuchten Schlamm ein, wobei sie Witkowski knapp verfehlten.
Auf der anderen Seite der Mauer winkte Lennox Dietz und einen der beiden Franzosen zu der am weitesten entfernten Badehütte und rannte selbst mit dem zweiten Legionär zur ersten. Bei den Badehütten handelte es sich um einfache, zeltähnliche Stangenkonstruktionen, die mit buntgestreiftem Segeltuch bedeckt waren. Der Zugang war lediglich ein mit einer Bleischnur
beschwerter Tuchstreifen, den man beiseite schieben konnte, um frische Luft zu bekommen. Der Swimmingpool selbst lag im Dunkeln, aus der Ferne konnte man das gleichmäßige Summen der Filteranlage hören. »Sie wissen doch, was jetzt als nächstes kommt?« fragte Drew den Franzosen, der neben ihm im Schatten kauerte.
» Oui, Monsieur« , sagte der Franzose und zog das lange Messer aus der Scheide,
Weitere Kostenlose Bücher