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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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an. »Hier spricht Lennox«, sagte er.
    »Ich habe Ihren Anruf erwartet, Monsieur. Was soll ich sagen? Wir haben den acteur verloren; er war uns zu raffiniert. Er ist durch den Marché aux puces gegangen, der ja ohnehin der reinste Zirkus ist, all die Stände - Bücher, Trödel, Blumen, alte Zeitschriften - das völlige Chaos. Und dann war er plötzlich verschwunden!«
    »Ihre Leute haben nach jemandem Ausschau gehalten, der er nicht war. Was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich habe einige Trupps ausgeschickt, die sich in den etwas dunkleren Straßen unserer Stadt umsehen sollen. Wir müssen ihn finden.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg.« Drew legte den Hörer auf und überlegte, wen er sonst noch anrufen und was er sonst noch tun könnte. Ein Klopfen an der Tür riß ihn aus seinen Gedanken. »Herein«, sagte er ungeduldig.
    Eine attraktive, dunkelhaarige Frau Anfang Dreißig mit einer schweren Schildpattbrille trat ein. Sie trug einen dicken Aktendeckel
unter dem Arm. »Ich glaube, wir haben das Material gefunden, das Sie haben wollten, Monsieur.«
    »Entschuldigen Sie, aber wer sind Sie?«
    »Ich heiße Karin de Vries, Sir. Ich arbeite in der Abteilung Dokumente und Recherchen.«
    »Euphemismus für alles von ›äußerst heikel‹ bis ›oberste Geheimhaltungsstufe‹.«
    »Nicht alles, Monsieur Lennox. Wir haben auch Straßenkarten und Flug- und Fahrpläne.«
    »Sie sind Französin.«
    »Belgierin, um es genau zu sagen«, korrigierte ihn die Frau, deren schwacher Akzent das ohnehin verriet. »Aber ich habe einige Jahre in Paris verbracht, und auch ein paar Semester an der Sorbonne studiert.«
    »Sie sprechen ausgezeichnet Englisch -«
    »Und auch Französisch und Holländisch, natürlich inklusive der flämischen und wallonischen Dialekte, und Deutsch«, ergänzte die Frau ruhig. »In Wort und Schrift.«
    »Und deshalb sind Sie in Dokumente und Recherchen.«
    »Das war Voraussetzung.«
    »Natürlich … Und was haben Sie für mich gefunden?«
    »Sie hatten uns aufgefordert, die Verordnungen des Ministère de Finances zu recherchieren und herauszufinden, was es dort im Hinblick auf ausländische Investitionen möglicherweise für Lücken geben könnte.«
    »Dann geben Sie her.«
    Die Frau ging um den Schreibtisch herum, legte Drew den Aktenordner hin und klappte ihn auf. Ein Stapel Computerausdrucke lag obenauf. »Das ist eine Menge Datenmaterial, Miss de Vries«, sagte Lennox. »Ich würde eine Woche brauchen, um das alles durchzuarbeiten, und diese Woche habe ich nicht. Die Welt der Hochfinanz ist nicht gerade eine meiner Stärken.«
    »Oh, nein, Monsieur, das meiste hier sind Auszüge aus den Gesetzen und Vorschriften. Dann sind hier Berichte über Leute, die diese Vorschriften verletzt haben. Ihre Namen und die Zusammenfassung ihrer Manipulationen nehmen nur sechs Seiten ein.«
    »Du lieber Gott, das ist ja viel mehr, als ich verlangt hatte. Und das haben Sie alles in fünf Stunden gemacht?«

    »Die Geräte, die mir zur Verfügung stehen, sind hervorragend, Sir. Und das Ministerium war äußerst kooperativ. Sie haben mir sogar die Zugangscodes für Modemübertragung zur Verfügung gestellt.«
    »Die hatten also nichts dagegen einzuwenden, daß wir die Informationen direkt abrufen?«
    »Ich hatte die richtige Kontaktperson. Er hat begriffen, woran Sie interessiert sind, und auch, warum das so ist.«
    »Und Sie sehen das genauso?«
    »Ich bin weder blind noch taub, Monsieur. Da fließen enorme Beträge über die Schweiz nach Deutschland auf unbekannte, illegale Konten, wobei die Schweizer Methode benutzt wird, handschriftliche Ziffern spektrographisch zu untersuchen.«
    »Und die Identität dieser Ziffern?«
    »Die werden unverzüglich nach Zürich, Bern oder Genf weitergeleitet, wo niemand an sie herankann. Die Banken dort geben weder Bestätigungen noch Negativauskünfte.«
    »Sie kennen sich mit diesen Methoden recht gut aus, nicht wahr?«
    »Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen das erkläre, Monsieur Lennox. Ich war bei der NATO für die Amerikaner tätig. Die amerikanischen Behörden haben mich für den Umgang mit Verschlußsachen freigegeben, weil ich häufig Dinge sah und erkannte, die den Amerikanern entgangen waren. Warum fragen Sie? Wollen Sie etwas anderes andeuten?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich nur von Ihrer Effizienz beeindruckt - Sie haben doch diese Akte hier zusammengestellt? Ich meine, Sie allein?«
    »Ja«, sagte Karin de Vries und ging langsam um den Schreibtisch herum und stellte

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