Die Lennox-Falle - Roman
der Regierung des Gastgeberlandes wäre, was würde damit erreicht werden? Ich kenne sie alle. Es sind anständige, hart arbeitende Männer und Frauen und sie sind alle gut ausgebildet und vertrauenswürdig.«
»Das können Sie in Wirklichkeit gar nicht wissen, Monsieur. Die vorliegenden Beweise lassen sich nicht wegdiskutieren: Es gibt hier in Paris eine Organisation, die für die neue Nazibewegung tätig ist. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß das möglicherweise die zentrale Organisation außerhalb Deutschlands sein könnte. Und es ist durchaus vorstellbar, daß sie ebenso wichtig ist, wie die in Ihrem Lande, weil sie außerhalb des Wirkungsbereichs der deutschen Gesetze und für deutsche Augen unsichtbar operieren kann. Außerdem ist so gut wie bewiesen - es fehlen lediglich noch die Details über den Transfer -, daß über Frankreich Millionen und Abermillionen Dollar in die Bewegung hineingeschleust werden, zweifellos infolge der Aktivitäten dieser Organisation, deren Ursprung möglicherweise fünfzig Jahre in die Vergangenheit reicht. Sie sehen also, Monsieur l’Ambassadeur , wir haben es hier mit einer Situation zu tun, die weit über die engen Grenzen diplomatischer Bereiche hinausgeht.«
»Ich würde dazu natürlich die Zustimmung meiner Regierung brauchen.«
»Natürlich«, nickte Moreau.
»Informationen finanzieller Natur könnten über unsere sicheren Kanäle von irgendwelchen Personen des Botschaftsstabes an Leute hier in Paris weitergegeben werden, die diese Psychopathen unterstützen«, sagte Kreitz nachdenklich. »Ich verstehe, was Sie meinen, so beunruhigend es auch ist … Also gut, ich werde mich im Laufe des Tages dazu äußern.« Heinrich Kreitz’ Blick wanderte zu Drew Lennox. »Meine Regierung wird natürlich für jeglichen Schaden aufkommen, der Ihnen zugefügt wurde, Herr Lennox.«
»Sorgen Sie dafür, daß wir die notwendige Unterstützung bekommen, sonst könnte es sein, daß Ihre Regierung für Schäden verantwortlich ist, die Sie nie mit Geld ausgleichen könnten«, sagte Drew. »Und es wäre nicht das erste Mal.«
»Er ist nicht hier!« schrie Giselle Villier ins Telefon. »Monsieur Moreau vom Deuxième Bureau war vor vier Stunden hier und hat uns gesagt, was Ihnen und Henri Bressard gestern nacht zugestoßen ist, und mein Mann hat allem Anschein nach Bressards Anweisung akzeptiert, sich da nicht einzumischen. Maintenant, mon Dieu, Sie wissen doch, wie Schauspieler sind! Sie sind fähig, überzeugend alles Mögliche zu sagen und man sieht sie und hört sie und glaubt ihnen, während sie in Wirklichkeit etwas ganz anderes denken.«
»Wissen Sie, wo er ist?« fragte Drew.
»Ich weiß, wo er nicht ist, Monsieur! Nachdem Moreau gegangen war, wirkte er irgendwie resigniert, und dann hat er mir gesagt, er würde ins Theater gehen, zu einer Probe für die zweite Besetzung. Er sagte - und das hat er schon viele Male gesagt -, daß seine Anwesenheit bei solchen Proben den Leuten Schwung gibt. Ich hatte keinen Anlaß, an seinen Worten zu zweifeln, und dann hat Henri vom Quai d’Orsay angerufen und wollte Jean-Pierre sprechen. Also habe ich ihm gesagt, er solle im Theater anrufen -«
»Und da war er nicht«, fiel Lennox ihr ins Wort.
»Nein, er war nicht nur nicht dort, sondern die Probe für die zweite Besetzung ist auch nicht heute, sondern erst morgen!«
»Dann glauben Sie, daß er dabei ist, seinen Plan in die Tat umzusetzen, den Plan, den er gestern abend gefaßt hat?«
»Da bin ich sogar ganz sicher, und ich habe schreckliche Angst.«
»Das ist wahrscheinlich nicht nötig. Das Deuxième Bureau läßt ihn beschützen. Seine Bewacher folgen ihm überall hin.«
»Ich sage es noch einmal, mon ami, und ich hoffe, Sie sind ein Freund -«
»Durch und durch. Glauben Sie mir.«
»Sie verstehen wirklich nicht, was in talentierten Schauspielern vorgeht. Sie können ein Gebäude betreten und aussehen, wie sie immer aussehen, und dann auf der Straße als jemand völlig anderer wieder auftauchen. Ein Hemd, das sie sich unter ihr Jackett stopfen, ausgebeulte Hosen, ein anderer Gang, und Gott bewahre, daß in dem Gebäude ein Kleiderladen ist.«
»Sie glauben, daß er so etwas getan haben könnte?«
»Deswegen habe ich ja solche Angst.«
»Ich werde mit Moreau sprechen.«
»Und dann rufen Sie mich wieder an.«
»Natürlich.«
Drew, der hinter seinem Schreibtisch in der Botschaft saß, legte den Hörer auf, schlug die Nummer des Deuxième Bureau nach und rief dessen Chef
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