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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sich vor Lennox hin. »Ich habe Ihre Anforderung - mit rotem Reiter - in der Akte unseres Abteilungsleiters gesehen. Ich habe sie herausgenommen und sie mir angesehen. Ich wußte, daß ich über die notwendigen Kenntnisse verfügte, um das zu erledigen, deshalb habe ich die Akte herausgenommen.«
    »Haben Sie das Ihrem Vorgesetzten gesagt?«
    »Nein.« Die Frau ließ eine kurze Pause eintreten und fügte dann leise hinzu. »Ich hatte sofort erkannt, daß ich diese Informationen
schneller analysieren und auswerten konnte, als sonst jemand in unserer Abteilung. Ich habe Ihnen die Ergebnisse gebracht - in nur fünf Stunden.«
    »Sie wollen sagen, sonst weiß in D und R niemand, daß Sie diesen Vorgang bearbeitet haben. Auch Ihr Abteilungsleiter nicht?«
    »Er ist heute den ganzen Tag in Calais, und ich habe keine Notwendigkeit gesehen, seinen Stellvertreter zu informieren.«
    »Warum nicht? Brauchten Sie keine Genehmigung? Hier handelt es sich doch um einen Vorgang, der eine Sondergenehmigung erfordert. Das sagt doch der rote Reiter.«
    »Ich sagte Ihnen doch schon: Die amerikanischen Behörden bei der NATO und Ihre eigenen Abwehrspezialisten hier in Paris haben mich für den Umgang mit Verschlußsachen freigegeben. Ich habe Ihnen das gebracht, was Sie haben wollten, und meine persönlichen Motive dafür sind doch ohne Belang.«
    »Ja, wahrscheinlich schon. Ich habe auch ein paar persönliche Motive und werde deshalb alles, was in dieser Akte ist, gründlich überprüfen.«
    »Sie werden feststellen, daß alles korrekt und bestätigt ist.«
    »Das hoffe ich. Vielen Dank, Miss de Vries. Das wäre dann alles.«
    »Wenn ich Sie korrigieren darf, Sir, nicht Miss, sondern Mrs. de Vries. Ich bin Witwe. Mein Mann ist in Ostberlin von der Stasi getötet worden, eine Woche vor dem Fall der Mauer - der Stasi, Monsieur. Der Name war geändert worden, aber sie waren genauso gemein und bösartig wie die schlimmsten Einheiten der Gestapo und der Waffen-SS. Mein Mann, Frederik de Vries, hat für die Amerikaner gearbeitet. Das können Sie ebenfalls überprüfen.« Damit drehte sie sich um und ging hinaus.
    Lennox blickte ihr ein wenig benommen nach, bis die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, so heftig übrigens, daß man auch hätte sagen können, sie sei zugeschlagen worden. Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Sicherheitschefs der Botschaft. Als er es geschafft hatte, an einer Sekretärin vorbeizukommen, die ihr Collegefranzösisch an ihm üben wollte, das weniger brauchbar als sein eigenes war, hatte er schließlich den Mann an der Leitung.

    »Was gibt’s, Cons-Op?«
    »Wer zum Teufel ist Karin de Vries, Stanley?«
    »Ein Segen, den uns die Typen von der NATO zur Verfügung gestellt haben«, erwiderte Stanley Witkowski, ein Veteran der militärischen Abwehr, der er mehr als dreißig Jahre angehört hatte, bis er wegen seiner außergewöhnlichen Erfolge bei G-2 im Rang eines Colonel ins State Department versetzt worden war. »Sie ist schnell, intelligent, hat Phantasie und beherrscht fünf Sprachen fließend. Die hat der Himmel uns geschickt, mein Freund.«
    »Das genau will ich wissen. Wer hat sie geschickt?«
    »Was soll diese Frage bedeuten?«
    »Ihre Arbeitsmethoden sind ein wenig eigenartig. Ich habe eine verschlossene Anfrage mit rotem Reiter in die Recherche geschickt, und sie hat sie ohne Genehmigung aus der Akte genommen und sie selbst bearbeitet.«
    »Roter Reiter? Das ist tatsächlich eigenartig; das sollte sie doch wissen. Ein Reiter muß vom Abteilungsleiter und seinem Stellvertreter schriftlich freigegeben werden und die bearbeitende Person muß registriert werden.«
    »Das dachte ich auch, und bei dieser Operation habe ich geradezu paranoide Vorstellungen von Sicherheitslecks und falschen Informationen. Wer hat sie hierher geschickt?«
    »Vergessen Sie es, Drew. Sie hat sich um die Versetzung nach Paris bemüht und hatte erstklassige Referenzen. Pures Gold, Drew.«
    »Es ist nicht alles Gold, was glänzt, Stan. Sie hat da Dinge beigebracht, die eindeutig über ihre Unbedenklichkeitsstufe hinausgehen, und ich will wissen, weshalb und wie das möglich ist.«
    »Könnten Sie mir einen Tip geben?«
    »Ich will mal soweit gehen und Ihnen sagen, daß es um die unangenehmen Typen geht, die neuerdings wieder in Deutschland herummarschieren.«
    »Das hilft mir nicht wesentlich weiter.«
    »Sie hat gesagt, Ihr Mann sei in Ostberlin von der Stasi umgebracht worden. Können Sie das

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