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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unschuldige Männer, alles Väter, als Exempel für die Zivilbevölkerung erschossen. Die Familie de Vries war eine Generation lang gebrandmarkt. Frederik ist von Verwandten in Brüssel aufgezogen worden und durfte seine Eltern, die dann schließlich gemeinsam
Selbstmord begingen, nur ganz selten sehen. Ich bin fest überzeugt, daß Freddie die schreckliche Erinnerung an jene Jahre nie losgeworden ist, bis zum Augenblick seines Todes nicht.«
    Schweigen. Dann kehrte der gestörte Kellner mit ihrem Wein zurück und verschüttete etwas davon auf Drews Hose. Als er sich wieder entfernt hatte, sagte Lennox: »Lassen Sie uns hier weggehen. Gleich um die Ecke ist ein ordentliches Restaurant, eine Brasserie.«
    »Das Lokal kenne ich auch, aber ich würde unser Gespräch lieber hier zu Ende führen. Ich glaube nicht, daß es gut ist, wenn man uns zusammen sieht.«
    »Herrgott noch mal, wir arbeiten schließlich im selben Gebäude. Übrigens, wie kommt es, daß ich Sie nie bei einer der Veranstaltungen unserer Botschaft zu sehen bekommen habe? Ich hätte mich sicherlich an Sie erinnert.«
    »Solche Partys bedeuten mir nicht viel, Monsieur Lennox. Ich lebe sehr zurückgezogen.«
    Drew zuckte die Achseln. »Also gut. Dann sagen Sie mir bitte noch, warum Sie Ihre Versetzung beantragt haben.«
    »Ich sagte Ihnen doch, ich war für den Umgang mit NATO-Verschlußsachen der obersten Geheimhaltungsstufe freigegeben. Vor sechs Monaten habe ich aus der Funkzentrale ein Memorandum der Geheimhaltungsstufe acht zum obersten Befehlshaber gebracht und, weil ich neugierig war - so wie ich das heute auch war -, habe ich es mir angesehen. In dem Papier stand, daß ein gewisser Drew Lennox mit voller Billigung des Quai d’Orsay nach Paris versetzt werden sollte, um das ›deutsche Problem‹ zu erforschen. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, herauszubekommen, was damit gemeint war, Monsieur. Das ›deutsche Problem‹ war es, was zum Tod meines Mannes geführt hatte, und ich erinnerte mich nur zu deutlich daran, daß Ihr Bruder mit großer Zuneigung von Ihnen gesprochen hat. Er sagte immer, ihm wäre lieber gewesen, wenn Sie nicht in seine Fußstapfen getreten wären, weil Sie zum Jähzorn neigten und kein besonderes Sprachtalent hätten.«
    »Harry ist eifersüchtig, weil Mutter mich immer lieber hatte.«
    »Jetzt machen Sie Witze.«

    »Natürlich mache ich das. Tatsächlich habe ich so das Gefühl, daß sie der Ansicht war - und ist -, daß wir beide ein wenig seltsam sind.«
    »Wegen Ihres Berufs?«
    »Ach was, nein. Sie weiß gar nicht, was wir machen, und Dad ist clever genug, es ihr nicht zu sagen. Sie ist fest überzeugt, daß wir irgendwo eine mittlere Position im Außenministerium haben, manchmal monatelang in der Welt unterwegs sind, und ärgert sich darüber, daß wir beide nicht verheiratet sind und sie deshalb keine Enkel verwöhnen kann.«
    »Eine ganz natürliche Sorge, würde ich sagen.«
    »Nicht für zwei Söhne in einem unnatürlichen Beruf.«
    »Harry hat allerdings auch eingeräumt, daß Sie sehr stark und ziemlich intelligent seien.«
    »Ziemlich intelligent? … Wieder die Eifersucht. Ich habe noch ein Draufgeld zu meinem Collegestipendium bekommen, weil ich schon in der High School ein guter Eishockeyspieler war - er ist auf Schlittschuhen bloß ständig auf den Hintern gefallen.«
    »Sie machen sich schon wieder über mich lustig.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht, das ist die reine Wahrheit.«
    »Sie hatten Stipendien?«
    »Das mußten wir. Unser Vater war Archäologe, und das hat ihm nur Ausgrabungen von Arizona bis in den Irak eingebracht. Die National Geographic Society und der Explorers’ Club haben zwar die Reisespesen bezahlt, sind aber nicht für die Frau und die Kinder aufgekommen. Als diese Filme herauskamen, haben Harry und ich immer gelacht und gesagt, zum Teufel mit dem ›verschwundenen Schatz‹, wo waren die Kinder von Indiana Jones?«
    »Ich kann da nicht ganz folgen, aber den akademischen Aspekt verstehe ich natürlich.«
    »Unser Vater hatte einen festen Lehrstuhl, also waren wir nicht pleite, aber reich waren wir ganz sicherlich auch nicht. Höchstens einigermaßen versorgt. Wir mußten Stipendien bekommen … So jetzt haben Sie meine Lebensgeschichte gehört und ich habe mehr über Ihren Mann gehört, als ich eigentlich hören wollte … Aber was ist mit Ihnen? Wo kommen Sie denn her - sind Sie einfach aus dem Wald aufgetaucht, Mrs. de Vries?«
    »Das ist unwichtig -«

    »Ja, das haben Sie schon

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