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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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jetzt weniger als fünf Meilen entfernt und der größte Teil des Weges dorthin würde bergab führen. Er würde es schaffen. Er mußte es schaffen!
    Und schließlich hatte er es auch geschafft, wenn er auch nicht wußte, ob seine Beine noch schmerzten oder schon abgestorben waren. Er setzte sich hin und massierte sich die Beine, soweit die steifgefrorene Hose das zuließ, als links ein Geländefahrzeug auftauchte. Er arbeitete sich hoch, taumelte auf die Straße hinaus und fuchtelte wild mit den Armen, als die Scheinwerferbündel auf ihn fielen. Das Fahrzeug kam zum Stehen.
    » Hilfe! « schrie er in deutscher Sprache. »Mein Wagen ist von der Straße abgekommen!«
    »Keine Erklärungen bitte«, sagte der bärtige Fahrer in einem Englisch mit starkem Akzent. »Ich habe Sie erwartet. Ich bin die letzten drei Tage immer wieder diese Straße auf-und abgefahren, Stunde um Stunde.«
    »Wer sind Sie?« fragte Harry und kletterte auf den Beifahrersitz.
    »Ihre Rettung«, erwiderte der Fahrer schmunzelnd.
    »Sie wußten, daß ich herauskommen würde?«
    »Wir haben eine Spionin in dem versteckten Tal, obwohl wir keine Ahnung haben, wo das Tal ist. Man hat sie wie alle anderen auch mit verbundenen Augen hingebracht.«
    »Und woher wußte sie es?«
    »Sie ist Krankenschwester, wenn sie nicht gerade Befehl hat, mit einem der arischen Brüder zu kopulieren, um ein neues Sonnenkind hervorzubringen. Sie hat Sie beobachtet und gesehen, wie Sie Papierstücke in Ihre Kleider einnähten -«
    »Und wie hat sie Sie verständigt.«
    »Alle Sonnenkinder dürfen oder, besser gesagt, müssen Verbindung mit ihren Verwandten halten, um ihre Abwesenheit mit irgendwelchen harmlosen Märchen zu erklären. Sie hat sich an ihre ›Eltern‹ gewandt und hat mit ganz präzisen Codeangaben
durchgegeben, daß der Amerikaner das Tal verlassen würde. Sie wußte natürlich nicht genau wann, aber war ganz sicher, daß Sie in naher Zukunft fliehen würden.«
    »Die Evakuierung - und genau darum handelt es sich - war meine Fluchtchance.«
    »Was auch immer, jedenfalls sind Sie jetzt hier und nach Kiefersfelden unterwegs. Aus unserer bescheidenen Zentrale dort können Sie mit Ihren Leuten Verbindung aufnehmen. Sie müssen wissen, wir sind die Antineos.«
    » Wer sind Sie?«
    »Anti-Neos, die Gegner der Neonazis. Das sind wir.«
    Harry Lennox ließ sich schwer in die Polsterung seines Sitzes zurückfallen. »Na schön, ich hab zwar noch nie von Ihnen gehört, aber wenn es Ihnen Spaß macht …«
    »Warum sind Sie weggegangen?« fragte Drew, der sich Karin de Vries’ Telefonnummer von der Sicherheitsabteilung beschafft hatte.
    »Weil es nichts mehr zu sagen gab«, erwiderte sie.
    »Es gab noch eine ganze Menge zu sagen. Und das wissen Sie auch.«
    »Bitte, sehen Sie sich meine Akten an, und wenn Sie darin etwas finden, was Sie stört, dann melden Sie es.«
    »Lassen Sie doch den Blödsinn. Harry lebt ! Nach drei Jahren als Maulwurf ist er wieder aufgetaucht und ist jetzt auf dem Weg zurück!«
    » Mon Dieu . Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich, wie erleichtert ich bin!«
    »Sie wußten doch die ganze Zeit, was mein Bruder macht, nicht wahr?«
    »Nicht am Telefon, Drew. Kommen Sie zu meinem Appartement in der Rue Madeleine. Nummer 26, Appartement fünf.«
    Drew gab Durbane die Nummer, griff nach seinem Jackett und rannte zu dem Wagen des Deuxième Bureau hinaus, dessen Fahrer sein ständiger Chauffeur geworden war. »Rue Madeleine«, sagte er. »Nummer sechsundzwanzig.«
    »Ein hübsches Viertel«, sagte der Fahrer und ließ den Wagen an.
Das Appartement in der Rue Madeleine fügte dem Rätsel, das Karin de Vries für ihn darstellte, eine weitere Dimension hinzu. Es war nicht nur groß, sondern auch geschmackvoll und teuer eingerichtet. Die Möbel, die Gardinen und die Gemälde gingen weit über das Einkommen einer Botschaftsangestellten hinaus.
    »Mein Mann war nicht gerade arm«, sagte Karin, der Drews Reaktion nicht entgangen war. »Er hat nicht nur die Rolle eines Diamantenhändlers gespielt, sondern diesen Beruf auch aktiv und mit seinem üblichen Schwung ausgeübt.«
    »Das muß schon ein besonderer Mann gewesen sein.«
    »Das und noch einiges mehr«, fügte die Frau mit ausdrucksloser Stimme hinzu. »Bitte setzen Sie sich, Monsieur Lennox. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten.«
    »In Anbetracht des sauren Weins, den ich in dem Café Ihrer Wahl zu trinken bekam, nehme ich Ihr Angebot gerne an.«
    »Ich habe Scotch.«
    »Dann nehme ich

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