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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wirklich klasse aus, aber ich glaube, das will sie verstecken. Mit ihrer Brille zum Beispiel, die bestimmt fünf Pfund wiegt, und dem dunklen Zeug, das sie immer trägt und das überhaupt nicht nach Paris paßt.«
    »Ist sie neu hier?«
    »Also, ich würde sagen, etwa vier Monate, von der NATO versetzt. Es heißt, sie sei ziemlich ruhig und zurückgezogen, verstehen Sie?«
    »Ich denke schon … Also schön, Bewahrer der geheimen Schlüssel, besorgen Sie mir einen Logenplatz.«
    »Genauer gesagt, ist es die erste Reihe, drittes Büro rechts. Ihr Name steht an der Tür.«
    »Sie haben wohl geschnüffelt?«
    »Und ob ich das habe. Wenn diese Tür hier abgesperrt ist, dann gehen wir jede Nacht mit der Hand an der Waffe Streife, für den Fall, daß es ungeladene Gäste gibt.«
    »Ah, richtige Geheimdiensttypen. Sie sollten sich mal um eine Filmrolle bemühen, in einem von der sauberen Art, meine ich.«

    »Das müssen Sie gerade sagen. Komplettes Abendessen mit Wein, soviel wir trinken können für dreizehn Marines? Und ein nervöser Wirt, der die ganze Zeit rumrennt und jedem sagt, daß wir seine besten Freunde seien und wahrscheinlich sogar seine amerikanischen Verwandten und daß er uns bloß zu rufen brauchte, wenn er mal Ärger hat, und dann würden wir sofort mit Bazookas aufkreuzen? So was ist ja ganz normal, wie?«
    »Eine harmlose, unschuldige Einladung von einem glühenden Bewunderer des Marinekorps.«
    »Ihre Nase wird immer länger, Mr. Pinocchio.«
    »Jetzt haben Sie mir mein Billett schon abgerissen. Lassen Sie mich bitte rein.«
    Der Marine drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch, worauf aus dem Innern der Stahltür ein lautes Klicken zu hören war. »Willkommen im Palast des Zauberers.«
    Lennox trat ein und fand sich sofort vom stetigen Summen und Brummen der Computeranlagen umgeben. Die Abteilung Dokumente und Recherchen bestand aus mehreren Reihen von Büros beiderseits eines Mittelgangs, und auch hier war ebenso wie im Fernmeldekomplex alles weiß und antiseptisch gehalten und von Neonröhren an der Decke beleuchtet. Er ging nach rechts zur dritten Bürotür; am oberen Drittel der Tür war ein schwarzer Plastikstreifen mit weißen Blockbuchstaben angebracht. MADAME DE VRIES. Nicht Mademoiselle, sondern Madame: Die Witwe de Vries würde jetzt gleich einige Fragen bezüglich eines gewissen Harry Lennox und seines Bruders Drew zu beantworten haben. Er klopfte.
    »Herein«, sagte die Stimme hinter der Tür. Als Lennox die Tür öffnte, blickte ihm Karin de Vries verblüfft entgegen; sie saß an ihrem Schreibtisch an der linken Wand. »Monsieur, Sie sind der letzte, den ich hier erwartet hätte«, sagte sie. »Ich muß mich für meine schlechten Manieren entschuldigen. Ich hätte nicht einfach so aus Ihrem Büro stürmen sollen.«
    »Sie sehen das falsch, Lady. Ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich habe mit Witkowski gesprochen -«
    »Oh ja, der Colonel -«
    »Darüber müssen wir uns unterhalten.«

    »Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie. »Ja, wir werden uns unterhalten, Monsieur Lennox, aber nicht hier. Woanders.«
    »Warum? Ich habe mir alles angesehen, was Sie mir gegeben haben. Das war nicht nur gut, das war hervorragend. Ich bin kaum imstande, Soll und Haben zu unterscheiden, aber damit komme ich zurecht. Sie haben das alles so klar dargestellt.«
    »Vielen Dank. Aber Sie sind aus einem anderen Grund hier, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »An der Avenue Gabriel ist ein Café, sechs Straßen von hier entfernt, Le Sabre d’Orléans. Es ist ziemlich klein und nicht sehr bekannt. Seien Sie in einer Dreiviertelstunde dort. Ich erwarte Sie in einer Nische im hinteren Teil des Cafés.«
    »Ich verstehe nicht -«
    »Das werden Sie dann schon.«
     
    Exakt siebenundvierzig Minuten später betrat Drew das kleine, ein wenig verwahrlost wirkende Café an der Avenue Gabriel, stutzte über die schwache Beleuchtung und wunderte sich dann über die schäbige Ausstattung in einem der teuren Viertel der Stadt. Karin de Vries fand er, wie sie gesagt hatte, in einer Nische ganz hinten in dem Lokal. »Was für eine Spelunke«, flüsterte er, als er ihr gegenüber Platz nahm.
    » L’obstination du Français ,« erklärte de Vries, »und Sie brauchen nicht so leise zu sprechen. Hier hört uns niemand zu.«
    »Wer ist stur?«
    »Der Inhaber. Man hat ihm eine Menge Geld für das Lokal angeboten, aber er weigert sich, es zu verkaufen. Er ist reich, und das Café ist seit Jahren im Besitz

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