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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ist überall dasselbe, Unzufriedenheit, Argwohn, Beleidigungen … Gewalt. Es ist geradezu, als würde ein umfassender Plan in die Tat umgesetzt.«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »Ja, freilich«, stimmte Lennox ihr zu und lehnte sich mit einem tiefen Seufzen zurück. »Ich habe das jetzt ein wenig übertrieben, weil Sie recht haben, das könnte nicht passieren. Aber ein großer Teil davon könnte passieren. Hier in Europa, auf dem Balkan und im Nahen Osten. Und was ist dann der nächste Schritt? Nachdem sich überall Menschen gegen Menschen erhoben haben, Religion gegen Religion, und neue Staaten sich von den alten abgespaltet haben?«
    »Ich versuche Ihnen zu folgen, und ich bin nicht dumm. Wie Harry es wahrscheinlich ausdrücken würde: Wo ist die Klarheit?«
    »Atomwaffen! Auf den internationalen Märkten beschafft und vielleicht mit den Millionen, über die die Bruderschaft verfügt, die neue Religion, die vielleicht am Ende Zuflucht für all die Unzufriedenen auf der ganzen Welt ist, die von ihr angezogen und von ihrer Unbesiegbarkeit überzeugt sind. In den dreißiger Jahren war es so, und eigentlich hat sich seitdem in dieser Hinsicht gar nicht soviel geändert.«
    »Sie sind mir weit voraus«, sagte Karin und trank einen Schluck aus ihrem Glas. »Ich kämpfe gegen eine sich ausbreitende Seuche, wie Sie sie genannt haben, die Freddie das Leben gekostet hat. Sie sehen eine drohende Apokalypse, was ich einfach nicht akzeptieren kann. Über dieses Stadium ist unsere Zivilisation hinaus.«

    »Ich kann nur hoffen, daß Sie recht haben und ich unrecht. Mein sehnlichster Wunsch ist, daran nicht mehr denken zu müssen.«
    »Sie haben eine außergewöhnliche Phantasie, ganz ähnlich wie Harry, nur daß die seine ruhiger, kaltblütiger war - ist. Sang-froid , wie die Franzosen sagen. Für ihn ist etwas immer erst dann Realität, wenn er es ohne jede Emotion analysiert hat.«
    »Erstaunlich, daß Sie das sagen; genau das ist der Punkt, in dem wir uns unterscheiden. Mein Bruder war immer so kalt und ohne Gefühle, dachte ich, bis eine Kusine von uns, ein sechzehnjähriges Mädchen, an Krebs gestorben ist. Wir waren noch Kinder, und ich fand ihn hinter unserer Garage, wie er sich die Augen ausweinte. Als ich ihn trösten wollte, schrie er mich an und sagte: ›Daß du mir ja niemanden erzählst, daß ich geweint habe, sonst belege ich dich mit einem Fluch!‹ Kindergeschwätz natürlich.«
    »Und haben Sie es jemandem gesagt?«
    »Selbstverständlich nicht, er ist doch mein Bruder.«
    »Da ist etwas, was Sie mir nicht sagen.«
    »Du lieber Gott, ist das eine Beichte?«
    »Keineswegs. Ich möchte Sie nur besser kennenlernen. Das ist doch kein Verbrechen.«
    »Okay. Ich habe den Burschen verehrt. Er war so schlau und so nett zu mir, hat mir bei den Schularbeiten geholfen und mich auf alle Prüfungen vorbereitet. Und dann später auf dem College hat er meine Vorlesungen mit mir ausgesucht und mir immer wieder gesagt, ich sei besser als ich denke, wenn ich mich nur konzentrieren würde. Unser Dad war immer mit irgendeiner seiner Ausgrabungen beschäftigt. Wer hat mich also auf dem College besucht und wer hat bei den Eishockeyspielen am lautesten gebrüllt - Harry natürlich.«
    »Sie lieben ihn, nicht wahr?«
    »Ohne ihn wäre ich nichts. Deshalb habe ich ihn richtig unter Druck gesetzt, damit er mich auch in dieses Geschäft bringt. Ihm hat das gar nicht gefallen, aber zu der Zeit wurde gerade eine neue Organisation gebildet, die sich Consular Operations nennt, und die allem Anschein nach Typen wollte, die ein bißchen Mumm in den Knochen und trotzdem Verstand hatten. Die Beschreibung paßte auf mich, und sie haben mich genommen.«

    »Der Colonel hat erzählt, Sie seien in Kanada ein prima Eishockeyspieler gewesen. Er hat gesagt, Sie hätten nach New York gehen sollen.«
    »Das war nur so ein kurzes Zwischenspiel, eine Hinterwäldlermannschaft, und man hat mich ganz gut bezahlt, aber Harry flog nach Manitoba und sagte, ich müßte endlich erwachsen werden. Und das habe ich dann auch getan. Waren das jetzt alle Fragen?«
    »Eine noch: Darf ich bitte Ihr Telefon haben?«
    Wortlos reichte Drew ihr den Apparat. Karin drückte die Tasten, wartete ein paar Augenblicke und fing dann zu reden an. »Ich bin im 6. Arrondissement, bitte prüfen.« Sie hielt die Hand über die Sprechmuschel und sah Drew an. »Ein einfacher Kontrollanruf, nichts Ungewöhnliches.« Plötzlich wanderte Karins Blick zu Boden, ihr Gesicht erstarrte, und

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