Die Lennox-Falle - Roman
Weltmärkten verdrängt.«
»Diese Leute, Ihre Freunde meine ich - diese ›Zellen‹ - haben sie einen Namen, ein Symbol oder so etwas?«
»Ja. Sie nennen sich die Antineos.«
»Was ist denn das für ein Name?«
»Das weiß ich auch nicht genau, aber Ihr Bruder hat gelacht, als Freddie es ihm sagte. Harry sagte, es sei eine sehr passende Bezeichnung.«
»Harry ist eine Marke«, murmelte Drew. »Okay, gehen wir zu Ihren Freunden.«
»Es sind nur noch zwei Straßen.«
Wesley Sorenson hatte seine Entscheidung getroffen. Er hatte nicht sein ganzes Berufsleben im Dienste seines Landes verbracht, um sich jetzt von einem Bürokraten, der einen falschen und beleidigenden Schluß gezogen hatte, wichtige Informationen vorenthalten zu lassen. Kurz gesagt, Wes Sorenson war wütend und sah keinen Anlaß, seine Wut zu verstecken. Er hatte sich nicht um den Posten eines Direktors der Consular Operations bemüht, sondern war von einem klugen Präsidenten ins Amt berufen worden, der die Notwendigkeit erkannt hatte, sämtliche nachrichtendienstlichen Aktivitäten zu koordinieren, um auf diese Weise sicherzustellen, daß nicht die eine oder andere Organisation die nach dem Ende des Kalten Krieg aufgestellten Zielsetzungen des State Departments zunichte machte. Die Berufung in dieses Amt hatte ihn aus einem durchaus behaglichen Ruhestand gerissen, für den er dank einer wohlhabenden Familie nicht auf seine Pension angewiesen war. Trotzdem hatte er sich diese Pension mehr als verdient und sich zugleich auch den Respekt und das Vertrauen aller nachrichtendienstlichen Organisationen erworben. Bei der Konferenz, an der er in Kürze teilnähme, würde er aus seinen Gefühlen keinen Hehl machen.
Man führte ihn in das riesige Büro, in dem der Secretary of State Adam Bollinger an seinem Schreibtisch saß. Auf einem der beiden Besuchersessel vor dem Schreibtisch saß ein kräftig gebauter Mann Anfang Sechzig, der sich jetzt zu Sorensons Begrüßung
etwas zur Seite gebeugt hatte. Er hieß Knox Talbot und war Direktor der Central Intelligence, ein ehemaliger Abwehrmann, der sich seine Sporen in Vietnam verdient, und zugleich ein kluger Kopf, der sich an der Börse ein beachtliches Vermögen erworben hatte. Sorenson mochte Talbot und staunte immer wieder darüber, wie der Mann es fertigbrachte, seine brillanten Fähigkeiten mit lockerem Humor und hinter einer unschuldigen Maske zu kaschieren. Minister Bollinger andererseits war für den Direktor von Cons-Op ein Problem. Sorenson respektierte zwar den wachen politischen Verstand des Außenministers und auch den Ruf, den er sich auf der internationalen Bühne erworben hatte, war sich aber andererseits auch der erschreckenden Leere des Mannes bewußt. Es war, als wäre jedes seiner Worte und jede seiner Handlungen vorprogrammiert und ohne jede innere Überzeugung.
»Guten Morgen, Wes«, sagte Bollinger mit einem geschäftsmäßigen Lächeln. Dies war eine Besprechung mit höchst unangenehmen Konsequenzen, und deshalb war für Artigkeiten keine Zeit, und das sollten seine Untergebenen auch von Anfang an klar erkennen.
»Einen wunderschönen guten Tag, Meister der Spione«, fügte Knox Talbot mit einem breiten Lächeln hinzu. »Anscheinend brauchen wir Anfänger ein wenig Belehrung.«
»An unserer Tagesordnung ist nichts Erheiterndes, Knox«, tadelte der Secretary, und seine ausdruckslosen Augen blickten von den Papieren auf seinem Schreibtisch auf und richteten sich auf Talbot.
»Es bringt uns aber auch nicht weiter, wenn wir verkrampft an die Dinge herangehen, Adam«, erwiderte der Direktor der CIA. »Ein paar davon sind nicht allzu ernst zu nehmen.«
»Das halte ich für eine geradezu unverantwortliche Einstellung.«
»Halten Sie es, wofür Sie wollen. Ich behaupte trotzdem, daß eine Menge von dem, was wir da von Operation Sting erfahren haben, offen gestanden, wirklich nicht zu verantworten ist.«
»Setzen Sie sich zu uns, Wesley«, sagte Bollinger, als Sorenson auf den Stuhl rechts von Talbot zuging und Platz nahm. »Ich will
gar nicht leugnen«, fuhr der Secretary of State dann fort, »daß die Liste, die Lennox uns gebracht hat, erschütternd ist, aber wir müssen auch ihre Herkunft in Betracht ziehen. Ich frage Sie, Knox, gibt es in der CIA einen erfahreneren Agenten für verdeckte Ermittlungen als Harry Lennox?«
»Nach meiner Kenntnis nicht«, erwiderte Talbot, »aber das schließt nicht aus, daß man ihm falsche Informationen zugespielt hat.«
»Das würde
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