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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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lange kenne.«
    »Aus welchem Grund denn?«
    »Wir sind uns neulich begegnet, fühlten uns gleich zueinander hingezogen und sind ganz offensichtlich drauf und dran, eine Affäre miteinander anzufangen.«
    »So etwas Nettes haben Sie die ganze Zeit, die wir uns kennen, noch nicht gesagt.«
    »Nehmen Sie es bloß nicht wörtlich, Monsieur Lennox, das ist einzig und allein zur Tarnung. Ich möchte damit erreichen, daß
sich das schnell herumspricht, und das wird es, da wir ja mit Sicherheit davon ausgehen können, daß die Botschaft infiltriert worden ist.«
    »Und Sie glauben, die Neonazis in Paris kaufen Ihnen das ab?«
    »Sie haben gar keine andere Wahl und zwar aus zwei Gründen: Wenn es eine Lüge ist, werden sie mich überwachen, weil sie annehmen, daß Sie mit mir Verbindung aufnehmen werden, und sie damit Ihre Spur wieder aufnehmen können; wenn es die Wahrheit ist, nun ja, dann bin ich nicht wert, daß sie ihre Zeit an mich verschwenden. Aber ich bin auf diese Weise jedenfalls in der Lage, Ihnen behilflich zu sein.«
    »Um Freddies willen, ich verstehe schon«, sagte Drew und lächelte leicht, als der Fahrer das Marais-Viertel erreichte, »aber ich glaube trotzdem immer noch, daß Sie ein verdammt großes Risiko eingehen, Lady.«
    »Erlauben Sie mir eine Bemerkung über Ihre Ausdrucksweise, bitte?«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    »Das Wort Lady , das Sie die ganze Zeit gebrauchen, wirkt schrecklich herablassend.«
    »Das ist aber nicht so gemeint.«
    »Ja, wahrscheinlich. Trotzdem, immer wenn Sie Lady sagen, klingt es so, als würden Sie in Wirklichkeit Mädchen meinen oder Tussi .«
    »Ich bitte um Entschuldigung.« Wieder lächelte Lennox. »Ich habe meine Mutter häufig so angesprochen, und ich kann Ihnen versichern, daß ich es nie - wie haben Sie das formuliert - herablassend gemeint habe.«
    »Eine Mutter kann das als eine Art Kosenamen akzeptieren, aber ich bin nicht Ihre Mutter.«
    »Verdammt nein, das sind Sie nicht. Sie ist viel hübscher und keift nicht so viel.«
    »Keift …?« Karin sah den Amerikaner prüfend an und entdeckte den Schalk in seinen Augen. Sie lachte und tippte ihn an den Arm. »Ich glaube, jetzt sind wir quitt. Ich nehme die Dinge manchmal auch zu ernst.«
    »Schon gut. Mir ist jetzt klar, wie Sie und Harry miteinander auskommen konnten. Sie analysieren, dann prüfen Sie und dann
analysieren Sie wieder. Das bewegt sich alles im Kreis, nicht wahr?«
    »Nein, keineswegs. Wenn ich mich ein paarmal im Kreis gedreht habe, finde ich immer wieder einen Weg nach draußen, und der führt regelmäßig zur Wahrheit.«
    »Bilden Sie sich ein, daß ich das verstehe?«
    »Natürlich verstehen Sie es. Ihr Bruder hat schon recht gehabt, als er Ihnen damals in Ihrer Jugend sagte, daß Sie viel besser sind, als Sie selbst glauben … aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Im Augenblick interessiert mich viel mehr, wo wir hinfahren, wo ich hinfahre.«
    »An einen Ort, den ihr Amerikaner als steriles Haus bezeichnet, eine Zwischenstation, wo man Sie überprüfen wird, ehe man Sie an einen sicheren Zufluchtsort weiterschickt.«
    »Die Leute, die Sie im Restaurant angerufen haben, in der Brasserie?«
    »Ja, aber in Ihrem Fall wird man Sie sofort weiterschicken. Ich werde Sie bestätigen.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Hauptsächlich Deutsche. Menschen, die die Neonazis noch mehr hassen als wir - sie sehen, wie diese sogenannten Erben des Dritten Reiches ihr Land in den Schmutz ziehen.«
    »Sie sind hier in Paris …?«
    »Und in England, den Niederlanden, Skandinavien, auf dem Balkan - überall, wo sie glauben, daß die Bruderschaft operiert. Die Zellen sind alle sehr klein, fünfzehn bis zwanzig Leute, aber sie arbeiten mit echter deutscher Effizienz, werden insgeheim von einer Gruppe deutscher Industrieller und Finanzleute finanziert, die die Neonazis nicht nur verachten, sondern auch Angst vor dem Schaden haben, den sie dem Image ihres Landes und damit auch seiner Wirtschaft zufügen können.«
    »Das klingt ja wie die Kehrseite der Bruderschaft.«
    »Was, glauben Sie eigentlich, stellt dieses Land so auf die Zerreißprobe? Genau das sind sie, das müssen sie sein. Bonn ist Politik, das Geschäft orientiert sich an den praktischen Dingen. Die Regierung muß sich um Stimmen aus einer sehr heterogenen Wählerschaft bemühen; die Geschäftswelt muß sich in allererster
Linie dagegen schützen, daß das Gespenst eines neuen Naziregimes sie von den

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