Die Lennox-Falle - Roman
zurückliegende, völlig legitime politische Aktivitäten in den Dreck ziehen«. Er erinnerte an die Massenhysterie der McCarthy-Jahre, »als anständige Männer und Frauen durch haltlose Anspielungen ruiniert wurden« und beendete seine Ausführungen, indem er sagte, er sei »ein dankbarer Gast in diesem großartigen Land« - Wagner ist Kanadier - würde aber in die nächste Maschine nach Toronto steigen, falls man versuchen sollte, ihn und seine Familie »anzuprangern«.
Als er im Anschluß daran mit Fragen bombardiert wurde, lehnte er jeden weiteren Kommentar ab und sagte
nur, die Anstifter wüßten genau, wer gemeint sei und »das sei genug«. NBC gab bekannt, es sei anschließend eine Flut von Anrufen eingegangen, von denen über achtzig Prozent Mr. Wagner unterstützten.
Der einzige Hinweis, den der Verfasser dieser Zeilen bisher ausfindig machen konnte, ist, daß die Ermittlungen mit jüngsten Ereignissen in Deutschland zusammenhängen, wo der rechte Flügel in letzter Zeit seinen Einfluß in der Bonner Regierung erheblich verstärken konnte.
Gerhard Kröger marschierte in seinem immer noch nicht fertiggestellten Ärztebau ungestüm vor seiner Frau Greta auf und ab. »Er lebt noch, soviel wissen wir«, sagte der Arzt erregt. »Er hat die erste Krise hinter sich, und das ist ein gutes Zeichen für mein Verfahren, aber gar nicht gut für unsere Sache.«
»Warum, Gerhard?« fragte die Krankenschwester.
»Weil wir ihn nicht ausfindig machen können!«
»Na und? Er wird doch in Kürze sterben, oder?«
»Ja, das schon, aber wenn er an einer Gehirnblutung stirbt, werden die Ärzte eine Autopsie durchführen. Und dann werden sie mein Implantat finden, und das dürfen wir unter keinen Umständen zulassen.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Kurz bevor es mit ihm zu Ende geht, wird ein Zeitpunkt kommen, wo er mit mir Verbindung aufnehmen muß. Er wird völlig durcheinander sein und Instruktionen haben wollen, sie verlangen.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich weiß. Ich habe keine Antwort darauf.« Das Telefon klingelte auf dem Tisch neben der Frau. Sie nahm den Hörer ab.
»Ja? … Ja, natürlich, Herr Doktor.« Greta hielt die Hand über den Hörer. »Das ist Hans Traupmann. Er sagt, es sei äußerst wichtig.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Kröger nahm den Hörer von seiner Frau entgegen. »Das muß wirklich ein dringender Fall sein. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann du mich das letzte Mal angerufen hast.«
»General von Schnabe ist vor einer Stunde in München verhaftet worden.«
»Du großer Gott, weshalb denn?«
»Subversive Aktivitäten, Anstiftung zum Aufruhr, Verbrechen gegen den Staat, all das juristische Kauderwelsch.«
»Aber wie konnte es dazu kommen?«
»Allem Anschein nach war unser Freund Harry Lennox-Lassiter nicht der einzige ausländische Agent, der sich in unser Tal eingeschlichen hat.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen! Jeder einzelne unserer Gefolgsleute wurde allerstrengsten Untersuchungen unterzogen, und die gingen so weit, daß sogar elektronische Gehirnscans durchgeführt wurden, bei denen jede Unregelmäßigkeit, jede Lüge, ja sogar Zweifel und das geringste Zögern zum Vorschein gekommen wären. Ich habe diese Prozedur selbst entwickelt; sie ist absolut sicher.«
»Vielleicht hat jemand nach dem Verlassen des Tales einen Gesinnungswandel durchgemacht. Aber wie auch immer, von Schnabe ist verhaftet und bei einer Gegenüberstellung identifiziert worden, wobei die Person, die ihn identifiziert hat, hinter einer Spiegelwand versteckt blieb. Nach dem wenigen, was wir in Erfahrung gebracht haben, war es möglicherweise eine Frau, weil es nämlich allem Anschein nach Hinweise auf sexuellen Mißbrauch gegeben hat. Ein Polizeibeamter hat sich mit Kollegen auf einem Münchner Revier darüber lustig gemacht, wo unser Gewährsmann es gehört hat.«
»Ich habe den General wiederholt gewarnt, wenn er sich mit dem weiblichen Personal eingelassen hat. Aber seine einzige Antwort war immer wieder ›Sie verstehen das trotz Ihrer ganzen Gelehrsamkeit nicht, Kröger. Ein General ist der Inbegriff der Macht, und Macht ist der Inbegriff von Sex. Die wollen mich.‹«
»Und dabei war er gar kein General«, sagte Traupmann. »Geschweige denn Adeliger.«
»Wirklich? Ich dachte -«
»Du hast das gedacht, was du denken solltest, Gerhard«, unterbrach der Arzt aus Nürnberg. »Schnabe ist ein ausgezeichneter Fachmann für Militäroperationen, ein durch und durch
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