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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hundertachtzig, aber ich bin ganz ruhig geblieben und
habe ihm nur gesagt, daß er völlig auf dem falschen Dampfer sei. Ich habe dann erwähnt, daß man dir in Korea einen Orden verliehen hat, und weißt du, was der Dreckskerl darauf gesagt hat?«
    »Nein, das weiß ich nicht, Roger. Was hat er denn gesagt?«
    »Er sagte, und dabei hat er gegrinst: ›Aber das war gegen die Kommunisten, nicht wahr?‹ Scheiße, Larry, der hat versucht, dir was anzuhängen, ohne was in der Hand zu haben.«
    Roote blickte auf seinen Schreibtisch. »Und wie ging das Gespräch aus?«
    »Oh, ganz beschwingt, das kann ich dir sagen. Er meinte, seine vertraulichen Informationen seien offensichtlich falsch, ganz falsch, und die Ermittlungen würden sofort abgebrochen werden.«
    »Was natürlich heißt, daß sie gerade erst angefangen haben.« Lawrence Roote griff nach einem Bleistift und knickte ihn mit der linken Hand ab. »Vielen Dank, Brooksie, ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin.«
    »Was ist da im Gange, Larry?«
    »Das weiß ich nicht, ich weiß es wirklich nicht. Aber sobald ich es herausgefunden habe, rufe ich dich an.«
     
    Franklyn Wagner, Moderator der NBC News, des Abendnachrichtenprogramms mit der größten Sehbeteiligung des ganzen Landes, saß in seiner Garderobe und war damit beschäftigt, einen großen Teil des Textes umzuschreiben, den er in fünfundvierzig Minuten vor den Kameras vortragen würde. Es klopfte an seiner Tür, und er rief locker »Herein.«
    »Schönen guten Abend, Frank«, sagte Emmanuel Chernov, der Produzent der Nachrichtensendung, während er die Tür hinter sich schloß und auf einen Stuhl zusteuerte. »Haben Sie schon wieder Probleme mit Ihrem Text? Ich wiederhole mich ja ungern, aber es ist wahrscheinlich zu spät, um die Teleprompter umzuprogrammieren.«
    »Ich wiederhole mich ebenfalls ungern, aber das wird nicht nötig sein. Das alles wäre überflüssig, wenn Sie endlich Leute einstellen würden, die wenigstens wissen, wie man das Wort Journalismus schreibt oder worum es dabei geht … So, jetzt bin
ich fertig. Wenn keine brandheißen Knüller dazwischenkommen, werden wir eine relativ qualifizierte Nachrichtensendung bekommen.«
    »Bescheidenheit hat Ihnen auch noch keiner vorgeworfen, Frank.«
    »Das behaupte ich von mir auch gar nicht. Und weil wir schon von Bescheidenheit sprechen, die eine Ihrer besonderen Tugenden ist, was wollen Sie eigentlich hier, Manny? Ich dachte, Sie hätten alle Kritik und alle Beschwerden an Ihre Geschäftsführer delegiert.«
    »Das ist etwas, was darüber hinausgeht, Frank«, sagte Chernov, und sein Blick wurde plötzlich betrübt. »Ich hatte heute nachmittag Besuch, einen Mann vom FBI, den ich nicht einfach ignorieren konnte.«
    »Und? Was wollte er?«
    »Ihren Kopf, glaube ich.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sind doch Kanadier, stimmt’s?«
    »Das bin ich in der Tat, und auch stolz darauf.«
    »Als Sie die Universität besuchten, die … die …«
    »University of British Columbia.«
    »Mmhh, die meine ich. Haben Sie damals gegen den Vietnamkrieg protestiert?«
    »Das war eine ›Aktion‹ der Vereinten Nationen und, ja, ich habe lautstark protestiert.«
    »Sie waren Mitglied der Weltfriedensbewegung, ist das richtig?«
    »Ja, das war ich. Die meisten von uns waren das, aber natürlich nicht alle.«
    »Wußten Sie, daß Deutschland einer der Sponsoren dieser Bewegung war?«
    »Die Jugend Deutschlands, Studentenorganisationen, ganz sicher nicht die Regierung. Bonn darf sich nicht an bewaffneten Konflikten beteiligen, das steht so in ihrer Verfassung. Du lieber Gott, wissen Sie denn überhaupt nichts?«
    »Trotzdem war der deutsche Einfluß recht ausgeprägt.«
    »Schuldgefühle, Manny, tiefsitzende Schuldgefühle. Auf was, zum Teufel, wollen Sie eigentlich hinaus?«

    »Dieser FBI-Mann wollte wissen, ob Sie irgendwelche Verbindungen zu den neuen politischen Bewegungen in Deutschland hätten. Wagner ist schließlich ein deutscher Name.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«
     
    Clarence »Clarr« Ogilvie, in Ruhestand befindlicher Aufsichtsratsvorsitzender von Global Electronics, lenkte seinen restaurierten Duesenberg an der Ausfahrt Greenwich, Connecticut, vom Merritt Parkway. Er war nur noch wenige Meilen von seinem Haus entfernt, seinem Anwesen, wie die Presse es sarkastisch bezeichnete. In den wohlhabenderen Tagen seiner Familie vor dem Crash von 1929 hätte man anderthalb Hektar Land mit einem Pool von normaler Größe und ohne Tennisplatz oder

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