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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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was er tun sollte. Und dann kam es ihm plötzlich. Les rues de Montparnasse. Taschendiebe! Die Seuche des siebten Arrondissements.
    Er wählte die dünnste, am wenigsten eindrucksvoll wirkende Frau in seiner Nähe aus und griff plötzlich nach ihrer Schultertasche. Sie schrie: »Ein Dieb!« Im Halbdunkel warf Drew die Tasche einem nichtsahnenden Mann zu, der neben dem ersten falschen Boten aus der Botschaft stand, und ging gleichzeitig mit erhobenen Fäusten auf ihn los und rief ein paar zusammenhanglose Worte in deutscher Sprache, ehe er sich sein nächstes Opfer suchte. Innerhalb weniger Augenblicke war es vor der Statue Napoleons zu einem kleinen Aufruhr gekommen, während alle im Halbdunkel nach dem Dieb und seiner Beute Ausschau hielten. Der erste falsche Kurier war plötzlich von Menschen umringt und versuchte vergeblich, sich ihrer zu erwehren, bis unvermittelt Lennox vor ihm stand.
    »Heil Hitler«, sagte Drew mit ruhiger Stimme und in deutlichem Kontrast zu dem hysterischen Stimmengewirr und hieb dem Mann die Handkante gegen die Kehle. Als der Neonazi zusammensackte, zerrte Lennox ihn weg, zog ihn in die Finsternis hinter der Reihe von Statuen, die auf den im Scheinwerferlicht gebadeten Eiffelturm hinunterblickten.
    Er mußte den Mann aus dem Trocadéro herausschaffen! Mußte ihn wegschaffen, dabei aber dem zweiten Kurier und etwaigen Helfern, die noch in der schwarzen Limousine warteten, aus dem Wege gehen. Er war gut vorbereitet zu diesem Rendevous gekommen, wie zu den anderen auch, mit Dingen, die die Antineos ihm bereitwillig zur Verfügung gestellt hatten. Eine Spraydose mit einem Mittel, das die Stimmbänder lähmte, Draht, um jemanden zu fesseln, und ein Funktelefon mit einer gesicherten Nummer. Nachdem er seinen Gefangenen gefesselt und ihn mit einem gutgezielten Faustschlag wieder bewußtlos gemacht hatte, zog er das Telefon heraus und wählte die Geheimnummer des Colonel.
    »Ja«, meldete der sich ruhig.

    »Witkowski, ich bin’s. Ich habe einen.«
    »Wo sind Sie?«
    »Am Trocadéro an der Nordseite hinter der letzten Statue.«
    »Und die Lage?«
    »Da bin ich nicht sicher. Da ist noch ein Mann sowie ein Auto, ein schwarzer Viertürer. Ich weiß nicht, ob noch jemand im Wagen sitzt.«
    »Sind viele Menschen auf dem Platz?«
    »Na ja, mehr oder weniger.«
    »Wie haben Sie sich Ihre Zielperson geschnappt?«
    »Haben wir jetzt dafür Zeit?«
    »Wenn ich vernünftig arbeiten soll, müssen wir sie uns nehmen. Also, wie?«
    »Da waren etliche Touristen. Ich habe eine Handtasche gestohlen und einen kleinen Aufruhr inszeniert.«
    »Das ist gut. Den wollen wir jetzt ein wenig anheizen. Ich werde die Polizei anrufen und sagen, daß wir befürchten, ein Amerikaner sei dem Raubmord zum Opfer gefallen.«
    »Das waren Deutsche.«
    »Das hat nichts zu sagen. In ein paar Minuten werden die Sirenen dort auftauchen. Gehen Sie zur Südseite und arbeiten Sie sich zur Straße vor. Ich komme so bald wie möglich.«
    »Herrgott, Stanley, der Kerl ist irre schwer!«
    »Sie sind wohl außer Form?«
    »Das nicht, aber was soll ich denn sagen, wenn man mich aufhält?«
    »Daß er ein betrunkener Amerikaner ist. Das hört jeder in Paris gern. Soll ich es Ihnen auf Französisch sagen - aber das bringt nichts, Sie machen das auf Ihre Art viel besser - viel glaubwürdiger. Los jetzt!«
    Wie der Colonel prophezeit hatte, war das weite Areal des Trocadéro nach nicht einmal zwei Minuten von Sirenengeheul erfüllt, als fünf Streifenwagen der Pariser Polizei angebraust kamen. Die Passanten liefen auf die Straße zu, während Lennox, die bewußtlose Gestalt seines Opfers hinter sich herziehend, über den Platz zur Südseite eilte. Als die Statuen ihm Schutz boten, hievte er sich den Neonazi im Feuerwehrgriff über die Schultern und rannte in der Dunkelheit zur Straße. Dort ließ er
den Mann zu Boden sinken, kniete nieder und wartete Witkowskis Signal ab. Kurz darauf bog ein schwerer Botschaftswagen in die Straße ein und ließ zweimal die Scheinwerfer aufblitzen.
    The New York Times
    STRENG GEHEIMES REGIERUNGSLABOR BERAUBT
    International bekannter Wissenschaftler verschwunden.
Forschungsergebnisse im Computer gelöscht.
     
    BALTIMORE, Samstag - In den Bergen von Rockland wurde heute morgen von einer geheimen wissenschaftlichen Forschungsgruppe, die sich mit Mikrokommunikation befaßt, die Polizei alarmiert. Ursprünglich, weil die Angestellten Dr. Rudolf Metz, den international hochangesehenen Faseroptikspezialisten, weder

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