Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
Halle aufstellen. Während Eleanor weiche Pantoffel aus
Kaninchenfell für Hugh nähte, schliff Renard seinen Dolch und sein
Jagdmesser und bestrich die rasiermesserscharfe Klinge eines Schwerts
mit Öl. Sein eigenes hatte er in Lincoln verloren. Die Augen voller
Tränen, hatte ihm seine Mutter das Schwert des Vaters anvertraut. Das
Heft über dem abgewetzten Ledergriff war mit Granaten besetzt.
Ursprünglich hatte die Waffe Renards Urgroßvater gehört, Renard le
Rouquin, und der lombardische Stahl glänzte immer noch so hell wie an
dem Tag vor über hundert Jahren, wo er geschmiedet worden war.
    Judith
hatte ihm auch die Rüstung des Vaters übergeben, da ihm seine eigene in
Lincoln abhanden gekommen war. Sie paßte gut und mußte nur an einigen
Stellen etwas verändert werden, weil er größer und schlanker als Guyon
war. Er wußte, wie schwer es seiner Mutter gefallen war, sich von
diesen Gegenständen zu trennen. Aber sie sprach mit ruhiger fester
Stimme, die ihn ermahnte, bloß nicht sentimental zu werden.
    Beim
Anblick des Schwerts hatte Eleanor geweint und ihn impulsiv umarmt,
eine Geste, für die er sie um so inniger liebte. Bei ihr gab es keine
Vorspiegelung falscher Tatsachen.
    Der Schnee begann zu
schmelzen, und Eleanor klagte, weil sie die Geburt der Lämmer auf
Woolcot verpaßt hatte. Renard zog sich mit de Lorys und den anderen
dienstältesten Rittern seiner Garnison zurück, um die Strategie für den
Widerstand gegen die bevorstehende Belagerung zu planen. Er schickte
Spähtrupps nach allen Seiten, ritt selbst nach Ravenstow und Ledworth,
über Woolcot kehrte er zurück und versicherte Eleanor, trotz des
schlechten Wetters hatte es bei der Geburt der Lämmer keine
Schwierigkeiten gegeben.
    Adam besuchte sie mit der
erwarteten Nachricht, die Kaiserin habe Renard enteignet, zum Rebellen
erklärt und seine Grafschaft Ranulf von Chester versprochen. »Aber sie
hat ihm Ravenstow noch nicht offiziell überantwortet. Sie möchte erst
einmal die Krönung abwarten.«
    Â»Oh«, erwiderte Renard sarkastisch, »dann ist ja alles in Ordnung.«
    Adam
zuckte die Achseln. »Das wird Ranulf nicht daran hindern, Mathildas
endgültiger Entscheidung vorzugreifen. Da sie ihre Anhänger wie
Leibeigene behandelt, wird sie bald niemanden mehr haben, den sie
regieren kann. Viele Männer sind nach Audienzen bei der Kaiserin sehr
nachdenklich geworden, und das gilt auch für mich. Wie zänkisch sie
ist, weiß ich schon lange, aber ihr ungeheurer Stolz ist mir neu. Nun,
Hochmut kommt vor dem Fall.«
    Â»Davon könnte Stephens Königin profitieren.«
    Â»Vielleicht.«
Adam kräuselte die Lippen. »Schon viele sind beschämt zu ihr
zurückgekehrt und tun ihr Bestes, um sie zu unterstützen. Viele
Vasallen nehmen es Mathilda natürlich übel, daß sie wie Leibeigene
behandelt werden. Aber mit den freien Männern und Bürgern der Städte
geht sie genauso um, wenn sie mit friedlichen Angeboten zu ihr kommen,
und da ist die Kränkung noch viel größer.«
    Â»Was meinst du?«
    Â»Leibeigene
leben von unserer Welt so weit entfernt, daß es uns höchstens erstaunt,
wenn wir mit ihnen verglichen werden. Aber für einen Freien oder Bürger
symbolisieren sie, was er vielleicht selbst einmal war und was er nach
einer schlechten Ernte oder erfolglosen Geschäften wieder werden
könnte. Das versteht Mathilda nicht, und vielleicht führt es zu ihrem
Untergang. Außerdem hat sie mehrmals mit dem Bischof von Winchester
gestritten. Sie braucht ihn dringender als er sie, aber sie weigert
sich, das einzusehen. Und wenn man sie darauf hinweist, verkriecht sie
sich in ihren Schmollwinkel.«
    Nachdenklich runzelte
Renard die Stirn. Sein Schwager kannte Mathilda schon sehr lange, denn
König Henry hatte ihn ins Deutsche Reich geschickt, mit dem Auftrag,
sie nach dem Tod ihres ersten Mannes, des Kaisers Heinrich V. in die
Heimat zurückzuholen. Adam verstand es, politische Situationen zu
beurteilen und irrte sich nur selten. »Wenn ich Ranulfs Angriffen
standhalte und abwarte, könnte ich diese Krise also überstehen, ohne
allzu großen Schaden zu erleiden.«
    Â»Das wäre möglich«,
entgegnete Adam zögernd. »Aber zur Sicherheit möchte ich Eleanor und
das Baby gern nach Thorneyford mitnehmen. Heulwen würde die beiden so
gern wiedersehen.«
    Â»Danke.« Renard

Weitere Kostenlose Bücher