Die Leopardin
nehme
an, diese Leute suchen Gastfreundschaft. Vielleicht stammen sie aus
Ravenstow oder Ledworth. Verdammt, ich kann die Schilde nicht
ausmachen â¦Â« Ungeduldig blinzelte er ins immer dichtere
Schneetreiben.
Ganz schwach vor Erleichterung, lehnte
sich Eleanor an eine Schartenbacke. Der Wind wehte einen Schrei heran,
und plötzlich begannen die im AuÃenhof postierten Soldaten die schwere
Zugbrücke hinabzulassen.
Eleanor stellte sich auf die
Zehenspitzen und strengte ihre Augen an. Das erste Pferd war schwarz
mit weiÃen Sprunggelenken, der Schild des Reiters zeigte einen
springenden Leoparden vor feuerfarbenem Hintergrund. »Renard!« schrie
sie. »Gepriesen sei Gott, es ist Renard!« Impulsiv warf sie sich an de
Lorys' Brust und küÃte seine Wange. Er taumelte ein wenig, dann grinste
er und strahlte vor Freude.
Sie stürmte von den Zinnen
hinab und befahl einer Magd, in die Küche zu eilen und ein Festmahl
vorbereiten zu lassen. Eine andere erhielt den Auftrag, eine Wanne und
heiÃes Wasser ins Schlafgemach zu bringen. Diener und Reitknechte
wurden zusammengetrommelt. Dann rannte Eleanor in den AuÃenhof.
Die
ersten Reiter passierten das Tor, und sie sah ihren Mann absteigen.
Schnee bedeckte seinen Umhang und schmolz an den Rändern, wo er silbrig
glänzte wie Schellfischschuppen. Nur mühsam hielt sie sich zurück. Sie
wuÃte, daà sie nicht zwischen die temperamentvollen Streitrösser laufen
durfte, die nur allzuoft ausschlugen. Aber alles in ihr drängte sie, in
seine Arme zu sinken, ihn zu spüren, zu wissen, daà er lebte und nicht
nur eine Ausgeburt ihrer Phantasie war.
Er sprach mit
einem seiner Begleiter, übergab Gorvenal einem Reitknecht. Dann wandte
er sich zu ihr. Sie rannte ihm entgegen, aber im nächsten Moment hielt
sie wie erstarrt inne. Die GruÃworte blieben ihr im Hals stecken, denn
das Bild, das zwei Monate lang vor ihrem geistigen Auge gestanden
hatte, ähnelte dem Mann, der nun auf sie zukam, kein biÃchen. Ãber eine
eingesunkene Wange zog sich eine halb verheilte, stark gerötete Wunde,
die Lippen bildeten eine harte, dünne Linie, verzogen sich aber
immerhin zu einem bitteren Lächeln. »Bemerkenswert, wie tapfer du dich
zeigst ⦠Meine Mutter ist in Ohnmacht gefallen.«
Eleanor
schluckte und brachte noch immer kein Wort hervor. Wenn er sich hinter
seinem Sarkasmus verschanzte, wurde sie stets verlegen. SchlieÃlich
stammelte sie: »Was â was ist geschehen?« Sogar in ihren eigenen
Ohren klang die Frage albern, und sie hätte sich am liebsten die Zunge
abgebissen.
»Mein Barbier war unvorsichtig«, fauchte
er, nahm den Helm ab und stopfte die Panzerhandschuhe hinein. »Die
Schlacht von Lincoln! Was denn sonst?«
»Wir
dachten ⦠Wir wuÃten nicht, ob du â¦Â« Völlig genervt von
seinem kalten Granitblick, unterbrach sie sich. »Möchtest du baden?«
»Was?« stieà er ungläubig hervor.
Da
brach sie in Tränen aus, und statt ihre ursprüngliche Absicht zu
verwirklichen und sich in seine Arme zu werfen, raffte sie ihre Röcke
und floh. Fluchend starrte er ihr nach. Er wuÃte, daà er sich ungerecht
verhielt, wenn er seine Wut an ihr auslieÃ, nur weil sie ihn in
eifriger Unschuld erwartete, während er durch die Hölle gegangen war.
Aber er hatte sich einfach nicht beherrschen können.
»Willkommen, Mylord«, sagte de Lorys mit sanfter Ironie.
Renard gab keine Antwort und drückte ihm den Helm in die Hand. »Halt das!« befahl er und eilte seiner Frau nach.
Hinter
dem Tor zum Innenhof holte er sie ein, denn sie hatte sich einen
FuÃknöchel verrenkt und lehnte an der Mauer. Schluchzend versuchte sie,
sich loszureiÃen, als er sie umarmte. Einerseits war sie wütend auf
ihn, aber ihr Zorn galt vor allem ihrem eigenen dummen Benehmen. Sie
hätte sich behaupten sollen, statt feige davonzulaufen.
Einen
Arm um ihre Taille gelegt, preÃte er sie mit seiner schweren Rüstung
gegen die Hofmauer, deren Steine sich in ihre Schulterblätter drückten.
Einen verzweifelten Augenblick lang fragte sie sich, ob er sie schlagen
würde. Aber er küÃte sie, ausgiebig und voller Leidenschaft. Nach einer
Weile hob er den Kopf. »Jesus Christus! Ob ich baden will! Manchmal
glaube ich, trotz all deiner Klugheit, du hast nur Stroh im Hirn.«
»Aber â ich wollte doch nur â¦Â«
»Es
gibt bessere
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