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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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zu Staub verfallen sind.«
    Eleanor legte den Kamm auf die Truhe. »Armer Harry â€¦Â« Ihre Stimme brach, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Â»Das
haben wir alle immer wieder gesagt, sein Leben lang. Vielleicht wird
sein Andenken größere Würde ausstrahlen, wenn der Bildhauer seine
Statue gemeißelt hat. Mama möchte, daß der Mann Alabaster aus
Nottingham verwendet. Sie hat alles ganz genau geplant.« Renard
verschnürte sein Hemd und schlüpfte in eine Tunika aus weinroter Wolle.
»Wahrscheinlich brauchen wir alle Standbilder für unsere Gräber, wenn
Mathilda den Thron besteigt. Oder wir flüchten so schnell wie möglich
in die Verbannung. Vielleicht könnte ich mein Schwert wieder an Fürst
Raymond vermieten.« Er zog seine Schuhe aus weichem besticktem
Wildleder an und betrachtete sie, als würde er sie nicht
wiedererkennen. »O Nell, ich habe das alles so satt.«
    Sie
unterdrückte ihre Tränen und starrte die Wanne an, die nur mehr
lauwarmes Wasser enthielt. Ein Großteil davon war auf den Boden
gespritzt. »Wird Graf Ranulf uns angreifen?«
    Â»Ganz bestimmt. Jetzt bin ich ein Rebell.«
    Â»Kannst du ihn abwehren?«
    Â»Das
weiß ich nicht. Es hängt von so vielen Dingen ab â€“ wie er auf
Gloucester empfangen wird, ob Mathildas Glückssträhne andauert und wie
sich die Waliser verhalten werden.«
    Vergeblich bemühte
sie sich um vernünftige Gelassenheit. »Wieviel Zeit haben wir noch?«
fragte sie mit dünner angstvoller Stimme.
    Renard legte
ihr eine Hand auf die Schulter. »Auch das weiß ich nicht. Vorerst sind
wir sicher, aber später â€¦Â« Er seufzte tief auf. »Hör mal, Nell,
ich will jetzt nicht darüber reden und nicht einmal dran denken â€“
wenigstens heute nicht. Was du wissen mußt, habe ich dir erzählt, und
das ist mir schwer genug gefallen.« Er hauchte einen Kuß auf ihre
Lippen und liebkoste eine ihre Brüste. »Bevor ich erneut der Versuchung
erliege, will ich meinen Sohn sehen. Und wann gibt's endlich was zu
essen?« fragte er in klagendem Ton, um sich mit Banalitäten von seinem
Kummer abzulenken. »Ich habe auf Woolcot gefrühstückt, aber das ist
schon eine Ewigkeit her, und es gab nur Roggenbrot und schales Bier.«
    Eleanor spielte mit der ledernen Dolchscheide an seinem Gürtel und lächelte ihn an. »Ich fürchte, es gibt nur Suppe.«
    Â»Erinnerst
du dich an jenen Abend in Salisbury?« Wehmütig schüttelte er den Kopf.
»Auch das scheint eine Ewigkeit zurückzuliegen. Ich wünschte, die Zeit
wäre damals stehengeblieben.«

S ECHSUNDZWANZIGSTES K APITEL
    Zwei
Tage lang schneite es unentwegt, dann an drei weiteren mit
Unterbrechungen. Unter einer dicken, glitzernden weißen Decke hielt die
Welt den Atem an. Zahlreiche Tiere mußten aus Schneewehen ausgegraben
werden. Manche fand man erst, als das Tauwetter einsetzte. Zu den
Opfern gehörte auch ein alter Gepäckträger, den der erste Schneesturm
überrascht hatte.
    Die Leute blieben in ihren vier
Wänden, reparierten Werkzeuge, erzählten Geschichten, nähten und
webten, tranken und stritten, kämpften und schliefen miteinander. In
diesem Jahr sollten zur Weihnachtszeit überdurchschnittlich viele
Kinder geboren werden.
    Die ersten verschneiten Tage
verbrachte Renard im Bett oder in dessen Nähe. Meistens schlief er, um
neue körperliche und seelische Kräfte zu sammeln. Wenn er wach war,
spielte er mit seinem kleinen Sohn und genoß den beruhigenden Balsam
von Eleanors Gesellschaft. Das Wissen, daß dies nur ein kurzes
Zwischenspiel sein mußte und sich vielleicht nie wiederholen würde,
machte die gemeinsame Zeit um so kostbarer.
    Bald wurde
Renard rastlos. Sie verließen das Haus, und im Hof fand eine wilde
Schneeballschlacht statt. Lachend wälzten sie sich im Schnee, tauschten
heiße Küsse und eilten ins Schlafgemach zurück. Am Abend desselben
Tages standen sie auf den Zinnen, blickten auf die schwarzweiße
Landschaft und hörten Wölfe heulen. »Menschliche oder vierbeinige«,
flüsterte Renard seiner Frau zu, die er unter seinem warmen Umhang an
sich drückte. »Sie können vor unseren Toren jaulen, soviel sie wollen,
aber wenn sie zubeißen, werden sie nichts zwischen die Zähne kriegen.«
    Am
nächsten Tag ließ er einen Mühlstein aus der Waffenmeisterei holen und
in der

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