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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Höllenvision frei.
    Â»Bringt
die Glocke zum Schweigen«, schrie der erste Söldner. Etwas Dunkles
tropfte von seinem erhobenen Schwert, und John hoffte, daß es nichts
Schlimmeres als Blut war. »Beeil dich, Priester, sonst hacke ich dir
den Kopf ab und stopfe ihn in deinen Arsch!«
    Eleanor
und Renard hätten Hamo le Grande wiedererkannt, aber John war ihm noch
nie begegnet. Trotzdem wußte er, was für ein Mensch ihm hier
gegenüberstand. Auch der Graf von Leicester beschäftigte solche Männer,
zu ähnlichen Zwecken wie Chester. Es war vergebliche Liebesmüh, sie zur
Frömmigkeit anzuhalten. Allerhöchstens in ihrer Todesstunde zeigten sie
sich etwas zugänglicher, wenn sie nach einem Leben voller abscheulicher
Taten die ewige Verdammnis fürchten mußten. Einen Priester auf
geweihtem Boden zu ermorden, unter dem Glockenklang des Kirchenbanns,
mochte einen solchen Schurken verlocken. Doch das hing davon ab, ob er
tatsächlich eine fleckenlos schwarze Seele besaß.
    Nachdem
John tief Atem geholt hatte, begann er mit seiner durchdringenden
Stimme die lateinischen Worte zu sprechen, die all diesen Söldnern die
unaufhörlichen Qualen des Höllenfeuers verhießen.
    Renard
hatte erst ein Drittel des Weges nach Caermoel zurückgelegt, als sein
Pferd zu lahmen begann. Fluchend stieg er ab und strich über das
Vorderbein. Es fühlte sich kühl an, und er konnte keine Schwellung
ertasten, weder am Fesselgelenk noch am Mittelfußknochen. Erst als er
den Huf hochhob, wurde das Problem offensichtlich. Ein Steinchen
steckte in der empfindlichen Gabel. Gorvenal wehrte sich heftig gegen
das Zaumzeug, während Renard mit seiner Dolchspitze den Stein zu
entfernen suchte. Ein Ritter stieg ab und half dem Edelknaben, denn es
war allgemein bekannt, wie sehr der Hengst es haßte, wenn an seinem Fuß
herumhantiert wurde.
    Nachdem Renard abwechselnd das
Pferd, den Edelknaben, den Ritter und den Stein beschimpft hatte, fiel
letzterer endlich zu Boden. Schweiß glänzte auf Gorvenals Fell, und
sein Herr sank auf einen Grashöcker, um Atem zu schöpfen.
    Â»Reiten wir jetzt weiter, Mylord?« fragte ein junger Ritter zögernd.
    Renard
verkniff sich eine sarkastische Antwort. »Erst essen wir. Das Pferd muß
sich erholen â€“ und ich übrigens auch. Owain, du hältst da drüben
auf dem Hügel Wache.« Der Junge eilte davon. Renard stand auf, ging zu
Gorvenal und tätschelte ihn besänftigend. Dann wickelte er kaltes
Geflügel, Brot und Käse aus seiner Sattelrolle. Während er aß und
trank, lehnte er an der Pferdeflanke. Eine Feldlerche zwitscherte. Mit
zusammengekniffenen Augen blickte Renard in den blauen, mit
Schäfchenwolken bedeckten Himmel und entdeckte den Vogel â€“ einen
winzigen dunklen Fleck, der zehnmal so laut und betörend sang, wie sein
unscheinbares braunes Federkleid vermuten ließ. Das erinnerte ihn an
Eleanor, und er lächelte.
    Gorvenal hatte seinen Groll
vergessen, wandte den Kopf zur Seite und stieß seinen Herrn an, um ein
Stück Brot zu verlangen. Der dichte schwarze Schweif verscheuchte die
Fliegen. Renard streichelte das weiche Pferdemaul und genoß diesen
friedlichen Augenblick, den ungewissen Kriegszeiten abgetrotzt.
    Nach
der erfolgreich überstandenen Belagerung von Caermoel hatten die
Feindseligkeiten zwischen Ravenstow und Chester für eine Weile
nachgelassen. Ranulf hatte seine Lektion gelernt und unternahm keinen
weiteren Versuch, die Festung zu erobern. Aber neuerdings wandte er die
walisische Taktik an. Er führte Angriffe auf kleine verletzliche Ziele
durch, richtete in Herrschaftshäusern und Dörfern die schlimmsten
Verwüstungen an. Renard zahlte ihm das mit gleicher Münze heim, aber
manchmal, beim Anblick der verkohlten Felder oder niedergemetzelten
Ackergäule wurde ihm übel. Eleanor würde das nur zu gut verstehen,
dachte er, während er die Lerche beobachtete.
    Plötzlich
rannte Owain den Hang herab und schrie eine Warnung, die ihm der Wind
von den Lippen riß. Renard verschloß den Weinschlauch, hängte ihn an
den Sattelknopf und stieg auf, um dem Edelknaben entgegenzureiten.
»Woolcot!« keuchte der Junge. »Woolcot brennt!«
    Renard
gab Gorvenal die Sporen und ritt zum Gipfel hinauf, um sich mit eigenen
Augen von dem Brand zu überzeugen. Dicke dunkelgraue Rauchwolken
quollen am Horizont empor. Er galoppierte zu seinen

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