Die Leopardin
haben.«
»Na schön, hier haben Sie meine Antwort: Hau ab, du Arschloch!«
Fortescue lief rot an. Wahrscheinlich hatte ihn noch nie eine Frau mit einem solchen Wort bezeichnet und davongejagt. Er war – und das war sehr ungewöhnlich für ihn – vollkommen sprachlos.
»Wie dem auch sei«, sagte Denise. »Auf jeden Fall wissen wir jetzt, mit was für einer Person wir es zu tun haben.«
»Sie haben es mit mir zu tun«, erklärte Paul und wandte sich an Fortescue. »Ich führe das Kommando bei dieser Operation, und ich will Denise nicht dabei haben, um keinen Preis. Wenn Sie darüber diskutieren wollen, rufen Sie Monty an.«
»Gut gesagt, mein Junge«, kommentierte Percy.
Endlich fand Fortescue seine Stimme wieder. Er drohte Flick mit dem Zeigefinger. »Es wird eine Zeit kommen, Mrs. Clairet, da werden Sie bereuen, was Sie zu mir gesagt haben.« Er glitt von seinem Hocker. »Lady Denise, ich bitte um Entschuldigung für diese Szene, aber ich denke, wir können hier nichts mehr ausrichten.«
Und schon waren sie fort.
»Dämlicher Trottel«, murmelte Percy.
»Gehen wir essen«, sagte Flick.
Die anderen waren bereits im Speisesaal versammelt und warteten auf sie. Und während die Dohlen ihre letzte Mahlzeit in England verzehrten, überreichte Percy jeder von ihnen ein teures Geschenk: silberne Zigarettendosen für die Raucherinnen, goldene Puderdosen für die Nichtraucherinnen. »Sie haben französische Prägungen«, sagte er, »Sie können sie also mitnehmen.« Die Damen waren erfreut, doch mit seiner nächsten Bemerkung dämpfte Thwaite ihre gute Laune wieder. »Außerdem dienen sie auch einem bestimmten Zweck: Sie lassen sich leicht verpfänden, wenn man in Not gerät und dringend Geld braucht.«
Das Essen war reichlich, ein wahres Bankett für Kriegszeiten, und die Truppe langte tüchtig zu. Flick hatte keinen sonderlichen Hunger, zwang sich aber dazu, ein großes Steak zu essen. Sie wusste, dass sie in Frankreich so viel Fleisch nicht einmal in einer ganzen Woche bekommen würde.
Nach dem Essen wurde es auch schon Zeit, zum Flugplatz aufzubrechen. Sie holten ihr französisches Gepäck aus ihren Zimmern und bestiegen den Bus, der sie über einen Feldweg und einen Bahnübergang zu einer Gruppe von Häusern brachte, die wie Farmgebäude aussahen und am Rande eines riesigen flachen Feldes standen. Es war sogar ein Schild mit der Aufschrift Gibraltar Farm aufgestellt worden, doch Flick wusste, dass es sich in Wahrheit um den RAF-Stützpunkt Tempsford handelte. Die »Scheunen« waren in Wirklichkeit gut getarnte Nissenhütten.
Sie betraten ein Gebäude, das aussah wie ein Kuhstall und in dem ein RAF-Offizier Stahlregale mit militärischen Ausrüstungsgegenständen bewachte. Zunächst wurden sie alle durchsucht. In Maudes Koffer fand sich eine Schachtel mit britischen Streichhölzern; Diana trug in der Manteltasche ein erst halb ausgefülltes Kreuzworträtsel, das sie aus dem Daily Mirror gerissen hatte und, wie sie schwor, im Flugzeug hatte lassen wollen; und Jelly, die eingefleischte Spielerin, trug ein Päckchen Karten bei sich, von denen jede einzelne mit dem Aufdruck Made in Birmingham versehen war.
Nach der Durchsuchung teilte Paul die Ausweise, Essensmarken und Kleidercoupons aus. Jede Frau erhielt einhunderttausend französische Francs, vorwiegend in schmuddeligen Tausend-FrancScheinen. In britischer Währung entsprach das fünfhundert Pfund, Geld genug, um zwei Ford-Automobile zu kaufen.
Auch ihre Waffen händigte man ihnen jetzt aus, halbautomatische Pistolen der Firma Colt vom Kaliber .45 sowie beidseits scharf geschliffene Messer der Marke Commando. Flick verzichtete darauf, da sie ihre eigene Pistole mitnahm, eine halbautomatische Neun-Millimeter-Browning. Um die Taille trug sie einen Ledergürtel, in den sie die Pistole oder auch eine Maschinenpistole stecken konnte. Ihr Messer steckte bereits unterm Revers. Das Commando-Messer war zwar größer und noch gefährlicher, aber nicht so handlich. Ein anderer großer Vorteil ihres Messers lag darin, dass sie, wenn sie nach ihren Papieren gefragt wurde, mit unschuldiger Miene in die Mantelinnentasche greifen und dann noch im letzten Moment das Messer ziehen konnte. Diana bekam ein Lee-Enfield- Gewehr und Flick eine Sten-Mark-II-Maschinenpistole mit Schalldämpfer. Der Plastiksprengstoff, den Jelly benutzen sollte, wurde zu gleichen Teilen auf alle sechs Frauen verteilt, sodass selbst dann, wenn ein, zwei Gepäckstücke verloren gingen, genug übrig
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