Die Leopardin
blieb, um die Operation durchzuführen.
»Der kann mich doch in die Luft jagen!«, sagte Maude, worauf Jelly ihr erklärte, wie außerordentlich sicher dieser Sprengstoff war.
»Ich hab einen Kerl gekannt, der hielt ihn für Schokolade, biss ein Stück davon ab und schluckte es runter«, sagte sie. »Und stell dir vor: Er hat nicht mal Durchfall davon bekommen!«
Man bot ihnen die üblichen runden Mills-Handgranaten mit dem herkömmlichen Schildkrötenmuster an, doch Flick bestand auf Allzweckgranaten in Würfelform, die auch als Sprengladungen genutzt werden konnten. Jede Frau erhielt einen Füllfederhalter, in dessen hohler Kappe eine Selbstmordpille versteckt war.
Nach dem obligatorischen Gang zur Toilette legten sie ihre Fliegerkombinationen an. Diese besaßen eine Pistolentasche, sodass sich jeder Agent im Notfall unmittelbar nach der Landung verteidigen konnte. Sie setzten Helme und Schutzbrillen auf und zwängten sich schließlich in ihre Fallschirmgurte.
Paul nahm Flick für einen Moment beiseite. Die wichtigsten Ausweise hatte er noch nicht verteilt – jene Passierscheine, mit denen die vermeintliche Putzkolonne das Schloss betreten konnte. Ging ein Teammitglied der Gestapo ins Netz, so würde der Passierschein den wahren Zweck der Mission verraten. Paul gab daher alle Dokumente Flick, die sie erst kurz vor der Aktion verteilen würde.
Dann küsste er sie. Sie küsste ihn wieder, voller verzweifelter Leidenschaft, presste ihn heftig an sich, stieß hemmungslos ihre Zunge in seinen Mund und hörte erst auf, als sie nach Luft ringen musste.
»Lass dich nicht umbringen«, raunte er ihr ins Ohr.
Ein diskretes Hüsteln unterbrach sie. Flick nahm den Geruch von Percy Thwaites Pfeife wahr und befreite sich aus der Umarmung.
»Der Pilot möchte Sie noch kurz sprechen«, sagte Percy zu Paul.
Paul nickte und ging davon.
»Machen Sie ihm klar, wer das Kommando führt, nämlich Flick!«, rief ihm Thwaite nach.
»Versteht sich von selbst«, gab Paul zurück.
Flick wurde flau im Magen, als sie Thwaites finstere Miene sah. »Was ist los, Percy?«, fragte sie.
Er zog ein Blatt Papier aus der Jackentasche und reichte es ihr. »Das hat uns ein Motorradkurier vom SOE-Hauptquartier in London gebracht, kurz bevor wir das Haus verließen. Der Absender ist Brian Standish. Die Nachricht traf gestern Abend ein.« Percy zog nervös an seiner Pfeife und stieß hektisch Rauchwolken aus.
Flick besah sich das Papier in der Abendsonne. Es war ein dechiffrierter Text, dessen Inhalt sie traf wie ein Faustschlag in die Magengrube. Bestürzt sah sie auf. »Brian ist der Gestapo in die Hände gefallen?«
»Nur ein paar Sekunden lang.«
»So steht es hier.«
»Hast du Grund zu der Annahme, dass es nicht stimmt?«
»Oh, Scheiße!«, sagte sie laut. Ein vorübergehender Pilot blickte abrupt auf, sichtlich verblüfft, ein solches Wort aus dem Mund einer Frau zu hören. Flick zerknüllte das Blatt und warf es auf den Boden.
Percy bückte sich, hob es auf und strich es wieder glatt. »Wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und müssen einen klaren Kopf bewahren.«
Flick holte tief Luft. »Es gibt eine Regel bei uns«, sagte sie mit Nachdruck. »Jeder Agent, der vom Feind geschnappt wird, unter welchen Umständen auch immer, hat umgehend zur Berichterstattung nach London zurückzukehren.«
»Dann hast du da drüben keinen Funker.«
»Ich komme auch ohne aus. Und was ist mit diesem Charenton?«
»Ich denke, es ist nur natürlich, dass sich Mademoiselle Lemas um einen Helfer bemüht hat.«
»Alle neuen Rekruten müssen von London überprüft werden.«
»Du weißt doch selber, dass sich noch nie einer an diese Regel gehalten hat.«
»Zumindest sollten sie vom Kommandanten vor Ort bestätigt werden.«
»Die Bestätigung hat er inzwischen – Michel hält Charenton für vertrauenswürdig. Außerdem hat Charenton Brian vor der Gestapo gerettet. Diese Szene in der Kathedrale wird doch nicht von Anfang an inszeniert worden sein, oder?«
»Vielleicht hat sie nie stattgefunden, und diese Botschaft kommt direkt aus dem Hauptquartier der Gestapo.«
»Aber sie enthält sämtliche Sicherheits-Codes. Abgesehen davon würde die Gestapo doch nie eine Geschichte erfinden, in der Brian erst gefasst und dann befreit wird. So was müsste bei uns sofort Verdacht erregen – und das wissen sie. Sie würden in einem solchen Fall nur melden, er wäre sicher angekommen.«
»Du hast ja Recht. Mir gefällt die Sache aber trotzdem
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