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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Seine Gedanken überschlugen sich. Was hat diese Frau da unten zu suchen? Den Keller dürfen doch nur Deutsche betreten. Na gut, in dem Durcheinander nach einem Stromausfall ist allerhand möglich. Aber hat der Koch nicht gerade eben behauptet, dass jemand von der Putztruppe an dem Kurzschluss schuld sei? Franck erinnerte sich an sein kurzes Gespräch mit der Schichtleiterin der Telefonistinnen.
    Keine war neu auf ihrem Posten – aber nach den französischen Putzfrauen hatte er nicht gefragt.
    Er stieg die Treppe wieder hinunter und begegnete der Frau im Erdgeschoss. »Was haben Sie im Keller gemacht?«, fragte er auf Französisch.
    »Ich wollte da putzen, aber dann ist das Licht ausgegangen.«
    Franck runzelte die Stirn. Die Frau sprach mit einem Akzent, den er nicht einordnen konnte. »Sie haben dort keinen Zutritt«, sagte er.
    »Ja, das hat mir der Soldat auch gesagt. Sie putzen selber, aber das wusste ich nicht.«
    Englisch klingt ihr Akzent nicht, dachte Franck, aber wonach dann? »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    »Erst seit einer Woche, und bisher hab ich immer oben geputzt.«
    Die Antwort klang einleuchtend, befriedigte Franck aber noch nicht. »Kommen Sie mit.« Er nahm sie mit festem Griff am Arm. Sie leistete keinen Widerstand, als er sie zur Küche führte.
    Dort sprach er den Koch an. »Erkennen Sie diese Frau?«
    »Jawohl, Herr Major. Sie war diejenige, die hinter dem Ofen geputzt hat.«
    Franck sah sie an. »Ist das wahr?«
    »Ja, Monsieur. Es tut mir sehr leid, wenn ich etwas kaputt gemacht habe.«
    Endlich erkannte Franck den Akzent. »Sie sind Deutsche«, sagte er.
    »Nein, Monsieur.«
    »Dreckige Verräterin!« Er sah den Koch an. »Packen Sie diese Person? und folgen Sie mir. Sie wird mir alles erzählen, was ich wissen will.«
    Flick öffnete die Tür mit der Aufschrift Verhörzentrale, trat ein, schloss die Tür wieder hinter sich und ließ den Strahl ihrer Taschenlampe durchs Zimmer gleiten.
    Sie sah einen billigen Tisch aus Kiefernholz mit Aschenbechern, außerdem mehrere Stühle und einen stählernen Schreibtisch. Menschen befanden sich keine im Raum.
    Sie war verwirrt. Sie hatte die Gefängniszellen gefunden und durch das Guckloch in jede einzelne hineingeleuchtet. Sie waren alle leer: Die Gefangenen, die die Gestapo in den vergangenen acht Tagen gemacht hatte, darunter Gilberte, mussten woandershin verlegt worden sein – oder man hatte sie schon umgebracht.
    Jetzt erst entdeckte Flick zu ihrer Linken eine Tür, die vermutlich in ein Hinterzimmer führte.
    Sie schaltete ihre Taschenlampe aus, öffnete die Tür, trat hindurch und schloss sie wieder, bevor sie die Lampe erneut anknipste.
    Ruby lag auf einem Gestell, das aussah wie ein Operationstisch im Krankenhaus. Speziell konstruierte Gurte und Klammern fesselten ihre Hand- und Fußgelenke und machten es ihr unmöglich, den Kopf zu bewegen. Ein Draht führte von einem elektrischen Gerät zwischen ihren Beinen hindurch unter ihren Rock. Flick durchschaute augenblicklich, was man Ruby angetan hatte, und hielt vor Entsetzen den Atem an.
    Sie trat an den Tisch. »Ruby, kannst du mich hören?«
    Ruby stöhnte, und Flicks Herz schlug höher: Sie lebte noch! »Ich mach dich los«, sagte sie und legte ihre Sten auf den Tisch.
    Ruby versuchte zu sprechen, brachte aber wieder nur ein Stöhnen hervor. Erst als Flick dabei war, die Gurte aufzuschnallen, mit denen sie an den Tisch gefesselt war, gelang es Ruby, sich verständlich zu machen. »Flick. «
    »Was ist?«
    »Hinter dir!«
    Flick sprang zur Seite. Etwas Schweres strich an ihrem Ohr entlang und krachte heftig auf ihre linke Schulter. Sie schrie auf vor Schmerz, ließ die Taschenlampe fallen, stürzte zu Boden und rollte sich so weit wie möglich von ihrem ursprünglichen Standort fort, damit ihr der Angreifer nicht sofort den nächsten Schlag versetzen konnte.
    Der Anblick Rubys hatte sie dermaßen schockiert, dass sie es unterlassen hatte, den Raum gleich beim Betreten mit ihrer Lampe auszuleuchten. Irgendwer hatte in den Schatten gelauert, auf seine Chance gewartet und sich hinter sie geschlichen.
    Ihr linker Arm fühlte sich an wie betäubt. Mit der Rechten tastete sie auf dem Fußboden nach ihrer Taschenlampe, doch noch ehe sie sie gefunden hatten, klickte es laut, und die Lampen gingen wieder an.
    Sie blinzelte und sah einen gedrungenen, stämmigen Mann mit einem runden Kopf und sehr kurz geschnittenem Haar. Hinter ihm stand Ruby. Die hatte noch im Dunkeln einen Gegenstand

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