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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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später hörte sie, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde.
    Die nächste Tür. Flick öffnete sie und leuchtete mit ihrer Taschenlampe hinein. Der Raum enthielt zwei riesige Holzkisten, so groß und auch so ähnlich geformt wie Aufbahrtische im Leichenhaus. »Batterieraum«, flüsterte Greta. »Die nächste Tür. «
    Die Stimme des Deutschen sagte: »War das eine Taschenlampe? Bringen Sie sie her!«
    »Sofort«, sagte Greta mit ihrer Gerhard-Stimme, während sich die drei Dohlen in entgegengesetzte Richtung fortbewegten.
    Flick erreichte die nächste Tür, zog die beiden anderen in den Raum und schloss die Tür hinter sich, bevor sie die Taschenlampe anknipste. Sie befanden sich in einer langen, schmalen Kammer. An beiden Wänden reihte sich Regal an Regal, am vorderen Ende stand ein Aktenschrank, der vermutlich große Blaupausen enthielt. Am anderen Ende der Kammer beleuchtete die Lampe einen kleinen Tisch, an dem drei Männer saßen. Sie hielten Spielkarten in den Händen und schienen sich seit Beginn des Stromausfalls noch nicht vom Fleck gerührt zu haben.
    Jetzt bewegten sie sich. Doch sie hatten kaum noch die Zeit, von ihren Stühlen aufzuspringen. Flick hob ihre Maschinenpistole und erschoss einen der Männer. Jelly hatte ebenso schnell ihre Pistole gezogen und erschoss den Mann daneben. Der dritte duckte sich und suchte Deckung, doch der Lichtkegel von Flicks Taschenlampe verfolgte ihn. Beide Frauen feuerten erneut, und auch der dritte Mann fiel um und blieb bewegungslos liegen.
    Flick schob jeden Gedanken daran, dass es sich bei diesen Toten um Menschen handelte, beiseite. Für Gefühle war jetzt keine Zeit. Sie leuchtete mit der Taschenlampe herum. Was sie erblickte, freute sie: Das musste der Raum sein, den sie gesucht hatten.
    Etwa einen Meter entfernt von der langen Seitenwand befanden sich zwei große, vorne wie hinten offene Schaltschränke, die vom Boden bis zur Decke reichten und geradezu überladen waren mit Tausenden von Buchsen in ordentlichen Reihen. Von draußen kamen die Telefonkabel fein säuberlich gebündelt durch die Wand und führten zur Rückseite der Buchsen an dem vorderen Schaltschrank. Am anderen Ende zogen sich identische Kabel von der Rückseite der Buchsen hinauf und durch die Decke bis zu den Schalttafeln im Erdgeschoss. Vor dem Rahmen hing ein unglaubliches Gewirr aus losen Überbrückungskabeln, die von den Buchsen auf dem vorderen zu jenen im hinteren Schaltschrank verliefen. Flick sah Greta an. »Was meinst du?«
    Greta untersuchte die Anlage bereits im Schein ihrer eigenen Taschenlampe. Ihr Gesicht verriet plötzlich Faszination. »Das ist der HV – der Hauptverteiler«, erklärte sie. »Aber er sieht ein bisschen anders aus als bei uns in England.«
    Flick sah sie verblüfft an. Eben hatte sie noch behauptet, sie hätte zu viel Angst, um weiterzumachen. Jetzt schien sie der Mord an drei Männern völlig ungerührt zu lassen.
    Der Lichtkegel von Flicks Lampe beleuchtete glimmende Vakuumröhren in den Schaltschränken. »Und was ist damit?«, fragte sie.
    Greta drehte sich mit ihrer Taschenlampe um. »Das sind die Verstärker und Trägerfrequenzgeräte für die Ferngesprächsleitungen.«
    »Schön«, sagte Flick kurz angebunden. »Zeig Jelly, wo sie ihre Ladung anbringen soll.«
    Zu dritt machten sie sich ans Werk. Greta wickelte den in Wachspapier eingeschlagenen gelben Plastiksprengstoff aus, während Flick die Zündschnur auf eine bestimmte Länge zurechtschnitt. Sie brannte sehr schnell herunter, einen Zentimeter pro Sekunde. »Ich schneide alle Zündschnüre auf drei Meter Länge«, erklärte sie. »Da bleiben uns genau fünf Minuten Zeit zum Verduften.« Jelly stellte derweilen die Sprengladung zusammen: Sicherung, Sprengkapsel und Zündplättchen.
    Flick leuchtete mit der Taschenlampe, während Greta die Ladungen um die Rahmen und andere zugängliche Stellen knetete und Jelly das Zündplättchen in den weichen Sprengstoff steckte.
    Sie arbeiteten schnell. Binnen fünf Minuten waren sämtliche Geräte übersät mit Sprengstoffladungen wie mit Pickeln. Die Zündschnüre trafen sich alle an einer Stelle, wo sie lose zusammengeknotet waren, sodass sie mit einem Zündholz alle auf einmal in Brand gesetzt werden konnten.
    Jelly nahm eine Thermitladung zur Hand, eine schwarze Dose von etwa der gleichen Größe wie eine Suppenbüchse, die fein zermahlenes Aluminiumoxid und Eisenoxid enthielt. Sie würde, sobald sie entzündet war, eine enorme Hitze und hohe Flammen entwickeln.

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