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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Jelly entfernte den Deckel, unter dem zwei Zündschnüre zutage kamen, und stellte die Dose auf den Boden hinter dem Hauptverteiler.
    Greta sagte: »Irgendwo hier müssen Tausende von Schaltplänen sein, die darstellen, wie die Stromkreise miteinander verbunden sind. Die sollten wir verbrennen, dann brauchen die Techniker zwei Wochen statt bloß zwei Tage für die Reparaturen.«
    Flick öffnete den Aktenschrank und fand vier nach Maß gefertigte Karteikästen mit großen Diagrammen, ordentlich sortiert und mit beschrifteten Karteireitern versehen. »Hast du das hier gemeint?«
    Greta betrachtete eine der Karten im Licht ihrer Lampe. »Genau.«
    Jelly sagte: »Verteilt sie um die Thermitbombe herum. Die brennen innerhalb von Sekunden wie Zunder.«
    Flick warf die Pläne stapelweise auf den Fußboden.
    Jelly platzierte eine Packung Sauerstofferzeuger am ausgangslosen Ende des Raumes auf dem Boden. »Der macht das Feuer heißer«, sagte sie. »Ohne das Zeug verbrennen wir bloß die Holzrahmen und die Kabelisolierung, aber mit dem Schätzchen hier schmelzen auch die Kupferdrähte.«
    Jetzt war alles bereit.
    Flick schwenkte ihre Taschenlampe noch einmal herum. Die Außenwände waren aus alten Backsteinen gebaut, doch die Innenwände bestanden nur aus leichten Fertigbauteilen aus Holz. Die Explosion würde die Innenwände zerstören, sodass sich das Feuer blitzschnell im ganzen Untergeschoss ausbreiten würde.
    Fünf Minuten waren verstrichen, seit die Lichter ausgegangen waren.
    Jelly zog ein Feuerzeug aus ihrer Tasche.
    Flick erklärte: »Seht zu, wie ihr schnellstens wieder aus dem Gebäude kommt. Du, Jelly, gehst auf dem Weg nach draußen noch schnell in den Generatorenraum und sprengst ein Loch in die Dieselzufuhr. Ich hab dir gezeigt, wo.«
    »Ich weiß.«
    »Wir treffen uns alle bei Antoinette.«
    Greta fragte ängstlich: »Wo gehst du denn hin?«
    »Ich will Ruby suchen.«
    »Du hast genau fünf Minuten«, sagte Jelly in warnendem Tonfall.
    Flick nickte.
    Jelly steckte die Zündschnur in Brand.
    Als Dieter Franck aus der Dunkelheit des Untergeschosses ins Zwielicht des Treppenhauses trat, fiel ihm auf, dass die Wachtposten am Eingang verschwunden waren. Obwohl sie zweifellos auf der Suche nach Hilfe waren, erboste ihn die Disziplinlosigkeit. Die beiden hätten auf ihrem Posten bleiben müssen.
    Oder hatten sie sich unfreiwillig entfernt? Waren sie mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen worden? Hatte der Angriff auf das Schloss bereits begonnen?
    Er rannte die Treppe hinauf. Im Erdgeschoss waren keine Anzeichen zu sehen, dass irgendwo ein Kampf stattfand. Die Vermittlung war weiterhin an der Arbeit: Das Telefonsystem verfügte über ein eigenes Stromnetz, das von der Elektrizitätsversorgung des Gebäudes unabhängig war, und das Tageslicht, das durch die Fenster drang, war immer noch so hell, dass die Damen problemlos ihre Schaltbretter sahen. Franck lief durch die Kantine zur Rückseite des Baus, wo sich die Werkstätten und Versorgungseinrichtungen des Schlosses befanden, und warf auf dem Weg dorthin einen Blick in die Küche, wo drei Soldaten in Arbeitskitteln herumstanden und in einen Sicherungskasten starrten. »Im Keller hat’s einen Stromausfall gegeben«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte einer von den dreien mit Feldwebelstreifen am Hemd. »Die Kabel sind alle durchgeschnitten.«
    »Dann stehen Sie hier nicht dumm herum und kratzen sich am Kopf!«, brüllte Franck ihn an. »Holen Sie Ihr Werkzeug und ersetzen Sie die Dinger, Sie Idiot!«
    Der Feldwebel schrak zusammen. »Zu Befehl, Herr Major«, sagte er.
    Ein junger Koch sagte mit bekümmerter Miene: »Ich glaube, es liegt am Elektroofen, Herr Major.«
    »Was ist damit?«, bellte Franck.
    »Melde gehorsamst, Herr Major, sie haben hinter dem Ofen geputzt, und da gab es einen Knall.«
    »Wer? Wer hat hier geputzt?«
    »Ich weiß es nicht, Herr Major.«
    »Ein Soldat? Irgendwer, den Sie kennen?«
    »Nein, Herr Major... einfach irgendwer von der Putztruppe, glaube ich.«
    Franck wusste nicht, was er davon halten sollte. Das Schloss befand sich offenkundig unter Attacke – aber wo war der Feind? Er ging wieder zurück ins Treppenhaus und lief ins obere Stockwerk, wo sich die Büros befanden.
    An der Biegung der Treppe nahm er weiter unten eine Bewegung wahr und blickte zurück. Eine groß gewachsene Frau in einem Putzkittel kam aus dem Kellergeschoss. Sie trug einen Eimer und einen Mopp bei sich.
    Er blieb wie angewurzelt stehen und starrte die Frau an.

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