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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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stehende Tür und erkannte, dass auch eine Frau darunter war. Sie beugte sich vor, um sie besser sehen zu können, und hielt die Luft an: Es war Gilberte. Sie schien ihr direkt ins Gesicht zu starren. Eine Schrecksekunde später realisierte Flick, dass diese Augen nichts mehr sahen. Gilberte war tot. Man hatte ihr in den Kopf geschossen.
    Flick beugte sich über Gilberte, um auch die vierte Leiche noch zu inspizieren. Plötzlich jedoch kam Leben in den Toten, und ehe Flick auch nur schreien konnte, wurde sie beim Haar gepackt, und ein Pistolenlauf bohrte sich in das weiche Fleisch ihrer Kehle.
    Es war Dieter Franck.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«, sagte er auf Französisch.
    Flick hielt ihre Maschinenpistole in der rechten Hand, doch der Lauf zeigte nach oben. Sie hatte keine Chance, in Schussposition zu kommen; allein beim Versuch dazu hätte Franck sie erschossen. Sie musste seinem Befehl folgen. Da die Waffe entsichert war, hoffte Flick mit halbem Herzen, sie könne beim Aufprall losgehen, doch sie landete auf dem Boden, ohne dass etwas geschah.
    »Zurück!«
    Sie trat einen Schritt zurück. Franck entstieg dem Wagen und folgte ihr, die Waffe nach wie vor auf ihren Hals gepresst. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Sie sind so klein«, sagte er und musterte sie von oben bis unten, »und haben so viel Schaden angerichtet.«
    Flick sah Blut auf dem Ärmel seines Anzugs und nahm an, dass er einen Streifschuss aus ihrer Sten abbekommen hatte.
    »Nicht nur bei mir«, sagte er. »Unsere Fernmeldezentrale war genauso wichtig, wie Sie sich das offenbar vorgestellt haben.«
    Sie fand ihre Stimme wieder. »Gut.«
    »Kein Grund zur Selbstzufriedenheit, denn jetzt werden Sie der Resistance Schaden zufügen.«
    Sie dachte an die strikten Anweisungen, die sie Paul und Ruby gegeben hatte: Die hielten sich jetzt an ihren Befehl und blieben im Versteck; auf ihre Hilfe konnte Flick nicht zählen.
    Franck ließ den Lauf seiner Pistole von ihrer Kehle zur Schulter gleiten. »Ich will Sie nicht töten, würde Ihnen aber mit Vergnügen eine schwere Verletzung zufügen. Reden müssen Sie natürlich können, denn Sie werden mir alle Namen und Adressen verraten wollen, die Sie im Kopf haben.«
    Sie dachte an die Selbstmordpille in der hohlen Kappe ihres Füllfederhalters. Die Frage war nur, ob sie überhaupt noch die Chance bekam, sie zu schlucken.
    »Schade, dass Sie unsere Verhörzentrale in Sainte-Cecile zerstört haben«, fuhr er fort. »Jetzt muss ich Sie nach Paris bringen. Dort haben wir die gleiche Einrichtung noch einmal.«
    Flick dachte voller Entsetzen an den Operationstisch und die Elektroschock-Maschine.
    »Ich frage mich, was Sie wohl am ehesten zum Reden bringen wird«, sagte Franck. »Der Schmerz allein bringt am Ende natürlich jeden zum Reden. Aber bei Ihnen habe ich das Gefühl, dass Sie unangenehm lange durchhalten können.« Er hob seinen linken Arm. Die Wunde schien ihm wehzutun und er zuckte zusammen, doch er ertrug den Schmerz. Er berührte Flicks Gesicht. »Die Zerstörung Ihrer Schönheit – vielleicht probieren wir ‘s damit. Stellen Sie sich mal vor, wie dieses hübsche Gesicht aussehen wird, wenn die Nase gebrochen und die Lippen zerfetzt sind, wenn ein Auge fehlt und die Ohren abgeschnitten sind.«
    Flick wurde übel, doch sie verzog keine Miene.
    »Nicht das Richtige?« Francks Hand glitt abwärts, strich über ihren Hals und ihre Brust. »Wie wär’s dann mit sexueller Erniedrigung? Nackt einer Menschenmenge vorgeführt, von betrunkenen Männern begrapscht, gezwungen zum unnatürlichen Akt mit Tieren.«
    »Wer von uns würde dadurch wohl am meisten erniedrigt?«, gab Flick herausfordernd zurück. »Ich, das wehrlose Opfer. oder Sie, der Inszenator solcher Schweinereien?«
    Er nahm seine Hand weg. »Und dann haben wir natürlich auch noch Methoden, die einer Frau nicht nur wehtun, sondern auch bewirken, dass sie nie mehr imstande sein wird, Kinder zu bekommen.«
    Flick dachte an Paul und zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Aha«, sagte Franck zufrieden. »Ich denke, ich weiß jetzt, wo wir den Hebel ansetzen müssen.«
    Es war idiotisch, sich auf ein Gespräch mit ihm einzulassen, dachte Flick. Jetzt habe ich ihm selbst verraten, wie er meinen Willen am schnellsten brechen kann.
    »Wir fahren sofort nach Paris«, sagte Franck. »Bis zum Morgengrauen sind wir dort. Bis gegen Mittag hab ich Sie so weit. Sie werden mich anflehen, dass ich die Folter beende und Ihnen zuhöre. Und dann werden

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