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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hans und zerrte mit ihren gefesselten Händen an seinem Schussarm. Unterdessen hatte auch Dieter Franck seine Pistole gezogen. Er konnte jedoch nicht auf Gilberte schießen, weil er befürchten musste, dabei auch Hans zu treffen.
    Ein vierter Schuss, wiederum aus der Waffe des Leutnants: Doch diesmal war die Pistole durch das Gerangel mit der Gefesselten abgelenkt und richtete sich in dem Moment, da Hesse abdrückte, nach oben. Die Kugel traf ihn unter dem Kinn. Er gab ein entsetzliches Gurgeln von sich, aus seinem Mund quoll Blut, und er sackte mit erstarrten Augen rückwärts gegen die Tür.
    Franck zielte sorgfältig und tötete Gilberte Duval mit einem Kopfschuss.
    Er streckte den rechten Arm durch das Autofenster und schob Clairets Leiche vom Steuerrad.
    Endlich schwieg die Hupe.
    Franck fand den Schalter für die Scheinwerfer, und sie erloschen.
    Er ließ seinen Blick über das Kartoffelfeld schweifen.
    Der Lieferwagen stand noch am selben Platz, doch die Dohlen waren verschwunden.
    Franck lauschte. Nichts rührte sich.
    Er war allein.
    Flick kroch auf Händen und Füßen durch die Weinstöcke. Ihr Ziel war Major Francks Wagen. Das Mondlicht, sonst so hilfreich bei geheimen Flügen über feindlich besetztem Territorium, war nun gegen sie. Sie hoffte auf eine Wolke, die sich vor den Mond schob, doch im Augenblick war der Himmel sternenklar. Obwohl sie sich dicht an die Rebstockreihen hielt, warf ihr Körper einen verräterischen Schatten.
    Sie hatte Paul und Ruby streng angewiesen, zurückzubleiben und sich am Feldrand in der Nähe ihres Fahrzeugs zu verstecken. Drei Menschen machten den dreifachen Lärm – und sie wollte nicht, dass ein Begleiter ihre Anwesenheit verriet.
    Sie lauschte, ob das Flugzeug schon zu hören war. Sie musste jeden noch vorhandenen Feind stellen und töten, bevor die Maschine eintraf. Die Dohlen konnten sich nicht mit ihren Taschenlampen auf den Acker stellen, solange zwischen den Weinstöcken noch Bewaffnete hockten und jederzeit auf sie feuern konnten. Standen sie aber nicht mit den Signallichtern bereit, würde das Flugzeug gar nicht erst landen, sondern ohne sie nach England zurückkehren – eine unerträgliche Vorstellung.
    Fünf Reihen Rebstöcke trennten sie von Francks Wagen, der am Rand des Weinfelds parkte. Sie wollte den Feind von hinten überraschen. Sie hielt die Maschinenpistole schussbereit in der rechten Hand, während sie vorankroch.
    Jetzt war sie auf gleicher Höhe mit dem Wagen. Franck hatte ihn mit Reben verkleidet, doch als sie kurz über die Weinstöcke lugte, sah sie die Reflexion des Mondlichts im Rückfenster.
    Die Rebenschösslinge waren rechts und links auf Spalier gebunden. Flick schob den Kopf unter dem untersten Draht hindurch und prüfte den Zwischenraum bis zur nächsten Rebenreihe. Niemand zu sehen. Sie zog ihren Körper unter dem Spalierdraht hindurch, kroch rasch hinüber zur nächsten Reihe und wiederholte die Prozedur. Mit jeder Bewegung, die sie näher an den Wagen heranbrachte, wuchs ihre Wachsamkeit. Noch immer war kein Mensch zu sehen.
    Zwei Reihen vor dem Rand des Weingartens konnte sie die Räder des Mercedes und den Boden in deren Umgebung erkennen. Sie glaubte, zwei bewegungslose Körper in Uniformen ausmachen zu können. Wie viele waren insgesamt gekommen? Der Mercedes war ein großes, lang gestrecktes Gefährt, in das problemlos sechs Personen hineinpassten.
    Sie kroch wieder ein Stück näher. Noch immer keine Bewegung. Waren sie alle tot? Oder waren doch noch einer oder zwei am Leben, hielten sich in der Nähe verborgen und warteten nur darauf, zuzuschlagen?
    Sie befand sich jetzt unmittelbar vor dem Wagen.
    Die Türen standen weit offen. Im Innenraum lagen anscheinend lauter Leichen. Über dem Vordersitz lag Michel.
    Flick unterdrückte ein Aufschluchzen. Er war kein guter Ehemann gewesen, doch sie hatte ihn einmal geliebt, und nun hatte er drei rot geränderte Schusswunden in der Brust seines blauen Chambray-Hemds und war tot. Sie nahm an, dass er derjenige gewesen war, der auf die Hupe gedrückt hatte, und wenn dem so war, dann hatte er ihr mit seinem Tod noch das Leben gerettet.
    Sie musste sich zusammenreißen: Über solche Dinge nachzudenken, fehlte ihr jetzt die Zeit – sie würde es später tun, vorausgesetzt, sie blieb lang genug am Leben.
    Neben Michel lag ein Mann, den sie nicht kannte. Er hatte eine Schusswunde im Hals und trug eine Leutnantsuniform. Im Fond lagen weitere menschliche Körper. Flick spähte durch die offen

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