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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sie mir alle Geheimnisse verraten, die Sie wissen. Morgen Abend wird die gesamte nordfranzösische Resistance ausgehoben.«
    Flick wurde kalt vor Angst. Dieser Franck war kein Prahlhans. Ihm war alles zuzutrauen.
    »Ich denke, Sie sollten die Fahrt im Kofferraum zurücklegen«, sagte er. »Er schließt nicht luftdicht, Sie werden also nicht ersticken. Aber ich werde Ihnen die Leichen Ihres Ehemannes und seiner Geliebten dazu packen. In einer solchen Gesellschaft ein paar Stunden lang durchgeschüttelt zu werden, ist eine gute mentale Vorbereitung, glaube ich.«
    Flick schauderte vor Widerwillen, aber sie konnte nichts tun.
    Franck drückte weiter seine Pistole gegen ihre Schulter und fasste mit der anderen Hand in seine Tasche. Er bewegte den Arm vorsichtig: Die Schusswunde tat ihm weh, behinderte ihn jedoch nicht. Er zog ein Paar Handschellen heraus. »Geben Sie mir Ihre Hände«, sagte er.
    Sie verharrte regungslos.
    »Wenn Sie sich die Handschellen nicht anlegen lassen, jage ich Ihnen in jede Schulter eine Kugel, damit Sie Ihre Arme nicht mehr gebrauchen können.«
    Hilflos hob sie die Hände.
    Er schloss eine Handschelle um ihr linkes Handgelenk und fasste nach ihrer Rechten.
    Dann unternahm sie einen letzten, verzweifelten Versuch.
    Sie schlug mit der handschellenbewehrten Linken seitwärts aus und streifte damit die Pistole von ihrer Schulter. Gleichzeitig schob sie die Rechte unters Revers ihrer Jacke und zog das kleine Messer aus der darunter verborgenen Scheide.
    Franck zuckte zurück, war aber nicht schnell genug.
    Flick machte einen Satz nach vorn und stieß ihm das Messer direkt ins linke Auge. Er wandte den Kopf ab, doch die Klinge war bereits eingedrungen, und Flick ging noch einen Schritt vor, presste sich mit dem ganzen Körper gegen ihn und rammte das Messer tiefer in die Wunde. Blut und Lymphflüssigkeit quollen heraus. Franck schrie vor Qual auf und feuerte, doch der Schuss ging in die Luft.
    Er stolperte rückwärts, doch Flick folgte ihm und trieb das Messer mit dem Handballen immer weiter hinein. Es besaß kein Heft. Flick hörte erst auf, als sie ihm die fast acht Zentimeter lange Waffe vollends in den Kopf getrieben hatte. Franck fiel rücklings auf den Boden.
    Flick fiel über ihn. Mit den Knien landete sie auf seiner Brust und hörte seine Rippen brechen. Er ließ seine Pistole fallen und grapschte mit beiden Händen nach seinem Auge, bekam aber das tief sitzende Messer nicht mehr zu fassen. Flick packte seine Waffe, eine Walther P38, stand auf, nahm die Pistole in beide Hände und legte auf ihn an.
    Aber er rührte sich nicht mehr.
    Sie hörte Schritte. Jemand rannte auf sie zu. Es war Paul.
    »Flick!«, rief er. »Bist du okay?«
    Sie nickte.
    Noch immer zielte sie mit der Walther auf Dieter Franck. »Ich glaube, das ist nicht nötig«, sagte Paul sachte. Er zog ihre Hände zu sich, nahm ihr die Waffe ab und sicherte sie.
    Plötzlich war auch Ruby bei ihnen. »Hört nur, hört!«, rief sie.
    Flick nahm das Dröhnen einer Hudson wahr.
    »Kommt, wir gehen«, sagte Paul.
    Sie rannten auf das Feld hinaus und schwenkten ihre Lampen, damit das Flugzeug landen und sie nach Hause bringen konnte.
    Starke Winde wehten, und es regnete immer wieder, als sie den Ärmelkanal überflogen. In einer ruhigeren Phase kam der Navigator zu ihnen in die Passagierkabine und sagte: »Wollen Sie vielleicht mal einen Blick nach draußen werfen?«
    Flick, Ruby und Paul waren eingedöst. Der Boden war hart, doch sie waren alle drei fix und fertig. Flick lag in Pauls Armen und hatte keine Lust, aufzustehen.
    Doch der Navigator ließ nicht locker. »Beeilen Sie sich, bevor wieder alles voller Wolken ist. So was sehen Sie bis an Ihr Lebensende nicht mehr, und wenn Sie hundert werden.«
    Die Neugier siegte über Flicks Müdigkeit. Sie stand auf und taumelte an das rechteckige kleine Fenster. Ruby tat es ihr nach, und der Pilot legte die Maschine entgegenkommenderweise ein wenig auf die Seite.
    Die See war kabbelig, und es wehte eine steife Brise, doch der Vollmond schien, sodass Flick alles ganz deutlich sehen konnte. Zuerst wollte sie ihren Augen nicht trauen. Unmittelbar unter dem Flugzeug fuhr ein waffenstarrendes graues Kriegsschiff. Längs daneben befand sich ein kleiner Ozeanliner, dessen weiß gestrichener Rumpf im Mondlicht schimmerte. Unmittelbar dahinter stampfte ein rostiger alter Dampfer durch die Wogen. Davor und dahinter schwammen Lastkähne, Truppentransporter, verbeulte alte Tanker und große, flach

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