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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Bischof. »Wie denn?«
    »Bei einem Streit in einer Bar sagte sie zu ihm. Ich – bitte vielmals um Entschuldigung, Eminenz. Sie nannte ihn ein Arschloch, fürchte ich. «
    »Ach du liebe Güte! Das klingt aber nicht nach einem Menschen, der der kommenden Generation als heldenhaftes Vorbild dienen sollte.«
    »Genau. Also dann eine weniger hohe Auszeichnung als das Military Cross – den Verdienstorden Member of the Order of the British Empire vielleicht.«
    Wieder meldete sich Nobby Clarke zu Wort. »Da stimme ich nicht zu«, sagte er milde. »Einer zart besaiteten Zimperliese wäre es wohl kaum gelungen, direkt unter den Augen der Gestapo eine Fernmeldezentrale in die Luft zu jagen.«
    Fortescue fühlte sich irritiert. Widerspruch war er nicht gewöhnt, und er hasste Leute, die sich von ihm nicht einschüchtern ließen. Er ließ den Blick von einem zum anderen schweifen. »Die Mehrheit des Komitees scheint gegen Sie zu sein.«
    Clarke legte die Stirn in Falten. »Ich darf wohl von der Annahme ausgehen, dass ich eine Minderheits-Empfehlung ins Protokoll aufnehmen lassen kann«, sagte er mit stoischer Geduld.
    »Gewiss«, sagte Fortescue. »Wiewohl ich bezweifle, dass es viel Zweck hat.«
    Clarke zog nachdenklich an seiner Zigarette. »Wie das?«
    »Über ein oder zwei Personen auf unserer Liste wird der Minister selbst ein wenig Bescheid wissen. In diesen Fällen folgt er unabhängig von unseren Empfehlungen seinen eigenen Wünschen. In allen anderen Fällen richtet er sich nach unseren Vorschlägen, da er keine persönlichen Präferenzen hat. Bei Komitee-Beschlüssen, die nicht einstimmig gefasst wurden, wird er sich daher an die Empfehlung der Mehrheit halten.«
    »Aha«, sagte Clarke. »Trotzdem möchte ich im Protokoll festgehalten haben, dass ich nicht mit der Mehrheit des Komitees übereinstimme und Major Clairet für das Military Cross vorgeschlagen habe.«
    Fortescue richtete seinen Blick auf die Sekretärin, die einzige Frau im Raum. »Bitte vermerken Sie das, Miss Gregory.«
    »Sehr wohl«, sagte sie ruhig.
    Clarke drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an.
    Und damit war die Angelegenheit erledigt.
    Waltraud Franck kam frohen Mutes nach Hause. Es war ihr gelungen, ein gutes Kammstück vom Hammel zu bekommen – das erste Fleisch seit einem Monat. Sie war zu Fuß aus der Vorstadt in die zerbombte Kölner Innenstadt gegangen und hatte den ganzen Vormittag vor der Metzgerei Schlange gestanden. Sie hatte sich sogar ein Lächeln abgerungen, als Herr Beckmann, der Fleischer, ihren Po getätschelt hatte, denn hätte sie protestiert, wäre er in Zukunft für sie immer »ausverkauft« gewesen. Doch wenn sie dafür, dass Beckmann seine Pfoten nicht bei sich behalten konnte, einen Hammelhals ergatterte, der die Familie drei Tage lang ernährte, nahm sie dergleichen hin.
    »Ich bin wieder da-ah!«, rief sie in singendem Tonfall, als sie das Haus betrat. Die Kinder waren in der Schule, doch Dieter war zu Hause. Sie legte das kostbare Fleisch in die Speisekammer. Das gab’s erst heute Abend, wenn die Kinder mitaßen. Zu Mittag würden sie und Dieter sich mit Kohlsuppe und Schwarzbrot begnügen.
    Sie ging ins Wohnzimmer. »Hallo, mein Schatz!«, sagte sie frohgemut.
    Ihr Ehemann saß bewegungslos am Fenster. Über einem seiner Augen hatte er eine schwarze Klappe wie ein Pirat. Er trug einen seiner schönen alten Anzüge, der jedoch sichtlich zu weit für seine abgemagerte Gestalt geworden war, und er hatte keine Krawatte um. Sie versuchte jeden Morgen, ihn anständig anzuziehen, doch sie schaffte es einfach nicht, eine Krawatte zu binden. Er hatte einen leeren Ausdruck im Gesicht, und aus seinem offenen Mund lief ein Speichelfaden. Ihren Gruß erwiderte er nicht.
    Daran war sie gewöhnt. »Weißt du was?«, sagte sie. »Ich hab einen Hammelnacken bekommen!«
    Er starrte sie mit dem gesunden Auge an. »Wer sind Sie?«, fragte er.
    Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss. »Heute Abend gibt’s Eintopf mit Fleisch, ist das nicht prima?«
    Am gleichen Nachmittag heirateten Flick und Paul in einer kleinen Kirche in Chelsea. Es war eine schlichte Zeremonie. In Europa war der Krieg zwar zu Ende, und Hitler war tot, doch die Japaner kämpften noch verbissen um Okinawa, und die Sparmaßnahmen der Kriegswirtschaft beeinträchtigten noch immer das Leben der Menschen in London. Flick und Paul erschienen beide in Uniform: Stoff für ein Hochzeitskleid war nur schwer aufzutreiben, und Flick wollte, da sie

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