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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Jobert von einem Streifen­ polizisten in ihrem Wagen aufgefunden, an einem kleinen Platz nicht weit vom Le Chat Noir entfernt.«
    »Ermordet, das wollen Sie doch sagen, oder?« warf AnneMarie ein.
    »Hm, ja, Mademoiselle«, meinte er. »Sie wurden erschos­ sen.«
    »Zweimal ins Herz?« erkundigte Brosnan sich.
    »Ja, Professor. Das konnte der Gerichtsarzt uns gleich zu Beginn seiner Untersuchung mitteilen. Wir haben den Rest nicht abgewartet. Woher haben Sie das gewußt?«
    »Das war Dillon, kein Zweifel. Es ist ein echter Profi-Trick, Colonel. Sie sollten das eigentlich wissen. Niemals nur ein Schuß, immer zwei, für den Fall, der Gegner schafft es noch, reflexartig zurückzuschießen.«
    Hernu rührte in seinem Kaffee. »Haben Sie das erwartet, Professor?«
    »Ja. Er hätte sie früher oder später auf jeden Fall erwischt. Ein seltsamer Mann. Er hält immer Wort, steigt niemals aus einem Vertrag aus, und er erwartet das gleiche von denen, mit denen er Geschäfte macht. Er nennt das eine Ehrensache. Zumindest tat er das früher.«
    »Ich möchte Sie mal etwas fragen«, sagte Savary. »Ich bin jetzt schon seit fünfzehn Jahren im Dienst. Ich habe jede Menge Mörder kennengelernt, und nicht nur die Gangster, die so etwas als Teil ihres Jobs ansehen, sondern auch das arme Schwein, das seine Frau umgebracht hat, weil sie fremdging. Dillon scheint ein ganz anderer Typ zu sein. Ich meine, sein Vater wurde von englischen Soldaten getötet, daher trat er der IRA bei. Das kann ich irgendwie noch begreifen, aber nicht mehr, was danach geschah. Zwanzig Jahre. Ein Mord nach dem anderen, und niemals in seiner Heimat. Warum?«
    »Ich bin kein Psychiater«, sagte Brosnan. »Die hätten dafür alle möglichen intelligenten Bezeichnungen, angefangen vom Psychopathen und dann quer durchs ganze Register. Ich habe Männer wie ihn in der Armee in Vietnam bei den Special Forces kennengelernt. Es waren durchaus gute Männer, einige von ihnen jedenfalls, doch sobald sie einmal angefangen hatten – mit dem Töten, meine ich –, schien es von ihnen Besitz zu ergreifen wie eine Droge. Sie waren plötzlich wie besessen. Die nächste Stufe war, daß sie auch töteten, wenn es gar nicht notwendig war. Oder sie taten es ohne irgendeine Gefühlsre­ gung. Damals in Vietnam sah es aus, als seien die Leute, wie soll ich es ausdrücken, zu toten Gegenständen, seelenlosen Sachen geworden.«
    »Und Sie meinen, das ist auch mit Dillon passiert?« fragte Hernu.
    »Es ist mit mir geschehen, Colonel«, sagte Martin Brosnan düster.
    Stille trat ein. Schließlich sagte Hernu: »Wir müssen ihn fangen, Professor.«
    »Ich weiß.«
    »Dann machen Sie mit bei unserer Jagd?«
    Anne-Marie legte eine Hand auf seinen Arm, einen Ausdruck der Mißbilligung im Gesicht, und als sie sich den Männern zuwandte, war daraus verzweifelter Zorn geworden. »Das ist Ihr Job, und nicht Martins!«
    »Schon gut«, besänftigte Martin sie. »Mach dir keine Sor­ gen.« Zu Hernu sagte er: »Ich gebe Ihnen gerne Ratschläge, jede Information, die Ihnen weiterhelfen kann, aber ich beteili­ ge mich nicht direkt. Es tut mir leid, Colonel, aber so oder gar nicht.«
    Savary sagte: »Sie haben erzählt, daß er einmal versucht hat, Sie umzubringen. Sie und einen Freund.«
    »Das war vierundsiebzig. Wir beide, er und ich, arbeiteten für diesen Freund von mir, einen Mann namens Devlin, Liam Devlin. Er war das, was man einen altmodischen Revolutionär nennen könnte. Er dachte, man könnte immer noch wie in alten Zeiten für eine Sache kämpfen, als eine Art Untergrundarmee gegen die offiziellen Truppen. Ähnlich wie die Resistance in Frankreich während des Krieges. Er hatte was gegen Bomben, ging lieber direkt auf seine Ziele los.«
    »Und was passierte?« fragte der Inspektor.
    »Dillon mißachtete Befehle, und die Bombe, die er für eine Polizeipatrouille bestimmt hatte, brachte ein halbes Dutzend Kinder um. Devlin und ich wollten ihn uns kaufen. Er versuch­ te uns auszuschalten.«
    »Ohne Erfolg offenbar.«
    »Nun, wir waren schließlich auch keine Anfänger.« Seine Stimme hatte sich plötzlich verändert. Sie klang härter, spötti­ scher. »Er verpaßte mir ein Andenken an der Schulter, dafür erwischte ich ihn am Arm. Damals verschwand er das erste Mal auf den Kontinent.«
    »Und haben Sie ihn nie wiedergesehen?«
    »Ich war vier Jahre im Gefängnis, Inspektor, seit 1975. Belle
    Isle. Sie haben Ihre Geschichtslektion schlecht gelernt. Er arbeitete eine Weile mit einem

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