Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Wagen an den Gehsteigrand.
    »Vielleicht haben sie ihn erwischt«, sagte Gaston gespannt.
    Der CRS-Mann stoppte hinter ihnen, bockte sein Motorrad auf und kam auf sie zu. Gaston öffnete die hintere Tür und lehnte sich hinaus. »Haben sie das Schwein?«
    Dillon zog eine Walther mit einem Carswell-Schalldämpfer aus der Innentasche seines Regenmantels und schoß ihm zweimal ins Herz. Er schob die Motorradbrille hoch und drehte sich um. Pierre bekreuzigte sich. »Sie sind es!«
    »Ja, Pierre. Eine Ehrensache.«
    Die Walther hustete zweimal, Dillon steckte sie in seinen Regenmantel, schwang sich auf die BMW und fuhr davon. Es begann leicht zu schneien, auf dem Platz blieb es still. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ein Polizist, eingehüllt in sein warmes Cape, sie auf seinem Streifengang fand.

    Tania Nowikowas Wohnung lag unweit der Bayswater Road in der Nähe der sowjetischen Botschaft. Sie hatte einen anstren­ genden Tag hinter sich und wollte an diesem Abend früh zu Bett gehen. Es war kurz vor halb zehn, als die Türklingel ertönte. Sie trocknete sich gerade ab, nachdem sie ein ausgie­ biges, entspannendes Bad genommen hatte. Sie schlüpfte in ihren Bademantel und ging nach unten.
    Gordon Browns Spätschicht war um neun Uhr zu Ende ge­ wesen. Er konnte es nicht erwarten, zu ihr zu kommen, und hatte die üblichen Schwierigkeiten gehabt, einen Parkplatz für seinen Ford Escort zu finden. Er stand vor der Tür, betätigte ungeduldig die Klingel und konnte seine Erregung kaum zügeln. Als sie die Tür öffnete und sah, wer der Besucher war, geriet sie sofort in Zorn und zerrte ihn herein.
    »Ich habe dir gesagt, Gordon, du sollst niemals herkommen. Unter gar keinen Umständen!«
    »Aber das ist doch ein besonderer Fall«, flehte er. »Sieh
    doch, was ich dir mitgebracht habe.«
    Im Wohnzimmer nahm sie den großformatigen Briefum­ schlag entgegen, öffnete ihn und holte den Bericht heraus. Nur für den Premierminister persönlich. Ihre Neugier wuchs, während sie den Text las. Unglaublich, daß dieser Narr ihr etwas derart Unschätzbares besorgt hatte. Seine Arme legten sich um ihre Taille, die Hände wanderten hoch zu ihren Brü­ sten, und sie spürte seine Erregung.
    »Das ist doch gutes Material, oder?« erkundigte er sich.
    »Hervorragend, Gordon. Du bist wirklich ein braver Junge.«
    »Tatsächlich?« Seine Umarmung wurde heftiger. »Darf ich dann hierbleiben?«
    Sie reagierte mit einer Ausrede. »O Gordon, es tut mir so leid. Ich habe heute Nachtschicht.«
    »Bitte, Liebling.« Er zitterte vor Erregung. »Nur ein paar Minuten.«
    Sie mußte ihn bei Laune halten, das wußte sie, legte den Bericht auf den Tisch und ergriff seine Hand. »Eine Viertel­ stunde, Gordon, das ist alles, und dann mußt du gehen«, raunte sie und ging voraus ms Schlafzimmer.

    Nachdem sie ihn weggeschickt hatte, zog sie sich hastig an und überlegte, was sie tun sollte. Sie war eine strenge, überzeugte Kommunistin. So war sie aufgezogen worden, und so würde sie sterben. Mehr noch, sie diente dem KGB mit bedingungslo­ ser Loyalität. Er hatte sie ernährt, sie ausgebildet, ihr den Status verliehen, den sie in der Welt innehatte. Für eine junge Frau war sie erstaunlich altmodisch. Sie hatte für Gorbatschow oder die glasnostverliebten Narren, die ihn umgaben, nichts übrig. Unglücklicherweise unterstützten ihn viele innerhalb des KGB, und einer von diesen war ihr Chef in der Botschaft in London, Oberst Yuri Gatow.
    Wie würde er auf einen solchen Bericht reagieren, fragte sie
    sich, während sie auf die Straße hinaustrat. Was würde Gorbat­ schow zu dem fehlgeschlagenen Attentatsversuch auf Mrs. Thatcher sagen? Wahrscheinlich empfand er die gleiche Wut wie der britische Premierminister, und wenn Gorbatschow so dachte, dann würde auch Oberst Gatow so denken. Also, was sollte sie tun?
    Der Gedanke kam ihr, während sie über das vereiste Pflaster der Bayswater Road eilte. Es gab jemanden, der sich dafür interessieren würde, und nicht nur deshalb, weil er genauso dachte wie sie, sondern weil er selbst sozusagen im Mittelpunkt des Geschehens saß – in Paris. Es war ihr alter Chef Oberst Josef Makeev. Das war es. Makeev würde am besten wissen, wie eine solche Information zu nutzen wäre. Sie bog in die Kensington Palace Gardens ein und betrat die sowjetische Botschaft.

    Der Zufall wollte es, daß Makeev an diesem Abend in seinem Büro Überstunden machte, als seine Sekretärin hereinschaute und sagte: »Ein Anruf aus

Weitere Kostenlose Bücher