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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Mann namens Frank Barry zusammen, einem anderen Flüchtling aus der IRA, der sich auf der europäischen Szene tummelte. Ein ganz schlimmer Bur­ sche, dieser Barry. Können Sie sich an ihn erinnern?«
    »Das kann ich, in der Tat, Professor«, sagte Hernu.
    »Ich entsinne mich, daß er ein Attentat auf Lord Carrington, den britischen Außenminister, verübt hat, als er 1979 in Frank­ reich war. Die Umstände damals waren mit den jetzigen durchaus vergleichbar.«
    »Dillon hat vermutlich versucht, die damalige Operation zu kopieren. Er hat Barry regelrecht verehrt.«
    »Den Sie, soweit ich weiß, im Auftrag des britischen Ge­ heimdienstes getötet haben.«
    Anne-Marie unterbrach die Unterhaltung. »Entschuldigen Sie.«
    Sie erhob sich und entfernte sich in Richtung Toilette. Hernu meinte: »Jetzt haben wir sie verärgert.«
    »Sie macht sich Sorgen um mich, Colonel. Sie befürchtet, daß es zu einer Situation kommt, in der ich die Waffe in die Hand nehme und wieder dort lande, wo ich mal gewesen bin.«
    »Ja, das verstehe ich, mein Freund.« Hernu stand auf und zog seinen Mantel an. »Wir haben Ihnen schon genug von Ihrer Zeit geraubt. Bestellen Sie Mademoiselle Audin, daß es mir aufrichtig leid tut.«
    Savary betrachtete ihn versonnen. »Und jetzt halten Sie Vor­ lesungen an der Sorbonne, Professor. Ihre Studenten müssen Sie verehren. Ich wette, Sie haben immer volle Säle.«
    Brosnan nickte. »Das stimmt.«
    Er sah ihnen nach, und Anne-Marie kehrte zurück. »Ich konnte nicht anders, Liebling«, sagte er zu ihr.
    »Es war nicht deine Schuld.« Sie sah müde aus. »Ich glaube, ich will nach Hause.«
    »Du kommst nicht mit zu mir?«
    »Heute nicht. Vielleicht morgen.«
    Der Oberkellner brachte die Rechnung, die Brosnan bezahlte. Er half ihnen in die Mäntel und geleitete sie zur Tür. Draußen lag eine dünne Schneedecke auf dem Pflaster. Anne-Marie fröstelte und drehte sich zu Brosnan um. »Weißt du, Martin, während der Unterhaltung mit ihnen hast du dich verändert. Plötzlich warst du wieder dieser andere Mann.«
    »Tatsächlich?« fragte er und wußte gleichzeitig, daß es stimmte.
    »Ich nehme ein Taxi.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    »Nein, lieber nicht.«
    Er sah sie die Straße hinuntergehen, dann wandte er sich um und entfernte sich in der anderen Richtung. Dabei dachte er an Dillon und fragte sich, wo er wohl gerade war und was er tat.

    Dillons Hausboot lag in einem kleinen Hafenbecken am Quay St. Bernard. Dort waren vorwiegend Motorkreuzer festge­ macht. Vergnügungsboote, die mit Schutzplanen für den Winter zugedeckt waren. Das Innere war überraschend luxuri­ ös, eine große Kabine mit mahagonigetäfelten Wänden, zwei gemütlichen Sofas, einem Fernsehapparat. Sein Schlafraum befand sich in einer Kabine dahinter und verfügte über eine Liege sowie eine kleine angrenzende Duschkabine. Die Küche lag auf der anderen Seite des Durchgangs, klein, aber sehr modern eingerichtet. Es war alles vorhanden, was ein guter Koch brauchte. Dort stand er gerade und wartete darauf, daß das Wasser im Kessel zu kochen begann, als er auf dem Deck Schritte hörte. Er öffnete eine Schublade, holte eine Walther heraus, spannte sie und schob sie sich hinten in den Hosen­ bund, Dann ging er hinaus.
    Makeev kam den Niedergang herunter und betrat die Haupt­
    kabine. Er klopfte sich die Schneeflocken vom Mantel und zog ihn aus. »Was für ein Abend. Mistwetter.«
    »In Moskau ist es noch schlimmer«, meinte Dillon zu ihm. »Kaffee?«
    »Warum nicht.«
    Makeev bediente sich von dem Kognak aus einer Flasche auf der Anrichte, und der Ire kam mit einer Porzellantasse in jeder Hand zurück. »Also, was gibt’s Neues?«
    »Zuerst einmal haben meine Quellen mir mitgeteilt, daß die Brüder Jobert tot aufgefunden wurden. War das klug?«
    »Um eine unsterbliche Antwort aus einem dieser alten Ja­
    mes-Cagney-Filme zu zitieren, sie waren reif. Und was gibt’s sonst?«
    »Ach, ein alter Freund aus Ihrer grauen Vorzeit ist wieder aufgetaucht. Ein gewisser Martin Brosnan.«
    »Heilige Muttergottes!« Dillon schien für einen kurzen Au­ genblick zur Salzsäule zu erstarren. »Martin? Martin Brosnan? Wo zum Teufel ist der denn hergekommen?«
    »Er wohnt hier in Paris, ein Stück flußaufwärts von hier am Quai de Montebello. Es ist das Eckhaus gegenüber Notre Dame. Ein sehr geschmackvoller Eingang. Von hier ist es nur ein kleiner Spaziergang. Sie können es gar nicht verfehlen. Ein Gerüst steht davor, irgendwelche

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