Die Lerche fliegt im Morgengrauen
meinen.«
»Diese Sache in Valenton mit Mrs. Thatcher«, meinte Bros
nan. »Sehr schlampig, Sean. Ich meine, sich mit zwei Gaunern wie den Joberts einzulassen. Ich glaube, du verlierst deine besondere Klasse.«
»Meinst du?«
»Vermutlich ging es um viel Geld.«
»Um sehr viel«, sagte Dillon.
»Ich hoffe, daß du deine Vorauszahlung erhalten hast.«
»Sehr witzig.« Dillon wurde allmählich ungehalten.
»Eines interessiert mich doch brennend«, fuhr Brosnan fort. »Was willst du nach all den Jahren von mir?«
»Ich weiß alles über dich«, sagte Dillon. »Wie sie dich we gen Informationen über mich löchern. Hernu, der Colonel des Action Service, dann dieser alte Bastard Ferguson und seine scharfe Begleiterin, diese Captain Tanner. Es gibt nichts, was ich nicht weiß. Sieh mal, Martin, ich habe eben die richtigen Freunde, jene Art von Leuten, die an alles herankommen.«
»Was du nicht sagst, und haben sie sich gefreut, als du bei Mrs. Thatcher Pech hattest?«
»Das war nur ein Versuchsballon, ein Test. Ich habe ihnen ein Ersatzziel versprochen. Du weißt ja, wie dieses Spiel funktioniert.«
»Das weiß ich wirklich, und ich weiß auch, daß die IRA nicht für solche Attentate bezahlt. Das hat sie noch nie.«
»Wer sagt denn, daß ich für die IRA arbeite?« fragte Dillon grinsend. »Es gibt heutzutage eine Menge anderer Leute, die ausreichende Gründe haben, den Briten zu schaden.«
Brosnan wußte es jetzt, oder er glaubte zumindest, es zu wissen. »Baghdad?«
»Tut mir leid, Martin, du kannst auf deiner Rückkehr zu deinem Schöpfer bis in alle Ewigkeit darüber nachdenken.«
Brosnan gab nicht nach. »Mach mir doch die Freude. Ein Paukenschlag für Saddam. Ich meine, dieser Krieg ist doch das
reinste Desaster. Er braucht dringend einen Erfolg.«
»Mein Gott, du hast auch früher nie Ruhe gegeben.«
»Präsident Bush bleibt in Washington, also sind nur noch die Engländer übrig. Du hast bei der bekanntesten Frau der Welt versagt, was kommt als nächstes? Der Premierminister?«
»Dort, wohin du gleich gehen wirst, spielt das keine Rolle.«
»Aber ich habe doch recht, oder?«
»Verdammt, Brosnan, du warst schon immer ein Klugschei
ßer!« explodierte Dillon wütend.
»Das wirst du niemals schaffen«, sagte Brosnan.
»Glaubst du? Ich brauche dir nur das Gegenteil zu bewei
sen.«
»Wie ich schon sagte, du verlierst offenbar deine Klasse, Sean, und dein Gespür. Dieser dilettantische Versuch, Mrs. Thatcher zu erwischen. Das erinnert mich an einen Job, den der liebe alte Frank Barry neunundsiebzig durchziehen wollte, als er versuchte, den englischen Außenminister, Lord Carrington, in St. Etienne zu erwischen. Ich bin doch sehr überrascht, daß du den gleichen Plan verfolgt hast, aber du hast in Barry ja schon immer etwas Besonderes gesehen, nicht wahr?«
»Er war der Beste.«
»Und am Ende war er verdammt tot«, sagte Brosnan.
»Ja, aber wer immer ihn erwischt hat, muß es ihm von hinten in den Rücken verpaßt haben«, sagte Dillon.
»Das stimmt nicht«, widersprach Brosnan. »Wir standen uns Auge in Auge gegenüber, soweit ich mich erinnern kann.«
»Du hast Frank Barry getötet?« flüsterte Dillon.
»Nun, irgend jemand mußte es tun«, sagte Brosnan. »Das macht man doch gewöhnlich mit tollwütigen Hunden. Ich habe damals übrigens für Ferguson gearbeitet.«
»Du Schwein.« Dillon hob die Walther, zielte sorgfältig, und die Tür ging auf, und Anne-Marie kam mit den Einkaufstüten herein.
Dillon schwang zu ihr herum. Brosnan rief: »Paß auf!« und ließ sich fallen, und Dillon feuerte zweimal auf das Sofa.
Anne-Marie schrie auf, nicht vor Angst, sondern vor Wut, ließ die Tüten fallen und stürmte auf ihn zu. Dillon versuchte sie abzuwehren, stolperte rückwärts durch die Balkontüren. Im Zimmer robbte Brosnan zum Tisch und streckte sich nach der Schublade aus. Anne-Marie schlug ihre Fingernägel in Dillons Gesicht. Er fluchte, schleuderte sie zur Seite. Sie prallte gegen das Geländer, kippte rückwärts hinüber.
Brosnan hatte die Schublade jetzt offen, stieß die Lampe auf dem Tisch zur Seite, ließ den Raum in Dunkelheit versinken und griff nach der Browning. Dillon feuerte dreimal sehr schnell und huschte geduckt zur Tür. Brosnan schoß zweimal, zu spät. Die Tür knallte zu. Er sprang auf, rannte zum Balkon, schaute über die Brüstung. Anne-Marie lag unter ihm auf dem Pflaster. Er wirbelte herum und jagte durchs Wohnzimmer in die Diele, riß die Tür auf
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