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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und raste, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, ins Erdgeschoß hinunter. Es hatte wieder zu schneien begonnen, als er die Eingangsstufen hinunterlief. Von Dillon war nichts mehr zu sehen, doch der Nachtportier kniete neben Anne-Marie.
    Er schaute hoch. »Da war ein Mann, Professor, mit einer Pistole. Er rannte quer über die Straße.«
    »Lassen Sie nur.« Brosnan kniete nieder und nahm sie in seine Arme. »Einen Krankenwagen, und schnell.«
    Der Schnee fiel jetzt dichter. Er drückte sie an sich und war­ tete.

    Ferguson, Mary und Max Hernu verbrachten einen vergnügli­ chen Abend im prachtvollen Speisesaal des Ritz. Sie waren bereits bei der zweiten Flasche Louis Roederer Crystal ange­ langt, und der Brigadier lief allmählich zur Hochform auf. »Wer hat eigentlich gesagt, daß ein Mann, wenn er des
    Champagners überdrüssig wird, auch vom Leben genug hat?« wollte er wissen.
    »Das war ganz gewiß ein Franzose«, antwortete Hernu.
    »Höchstwahrscheinlich, aber ich glaube, der Zeitpunkt ist gekommen, einen Toast auf den edlen Spender dieser Festlich­ keit auszubringen.« Er hob sein Glas. »Auf Sie, Mary, meine Liebe.«
    Sie wollte darauf etwas antworten, als sie im Wandspiegel sehen konnte, wie Inspektor Savary am Eingang auftauchte und einige Worte mit dem Oberkellner wechselte. »Ich glaube, Sie werden gerufen, Colonel«, teilte sie Hernu mit.
    Er drehte sich um. »Was ist denn jetzt los?« Er stand auf, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und ging zu Savary. Sie redeten ein paar Sekunden lang miteinander, dann drehte er sich zum Tisch um.
    Mary sagte: »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen ist, Sir, aber ich habe so ein ungutes Gefühl.«
    Ehe er darauf etwas erwidern konnte, war Hernu schon wie­ der zu ihnen zurückgekommen. Sein Gesicht war ernst. »Ich fürchte, ich habe schlimme Nachrichten.«
    »Dillon?« fragte Ferguson.
    »Er hat Brosnan soeben einen Besuch abgestattet.«
    »Was ist passiert?« drängte Ferguson. »Ist mit Brosnan alles in Ordnung?«
    »Ja. Es gab eine Schießerei. Dillon konnte fliehen.« Er seufz­ te. »Aber Mademoiselle Audin liegt im Hospital St. Louis. Nach dem, was Savary mir erzählt, sieht es nicht gut aus.«

    Brosnan hielt sich im Wartezimmer im zweiten Stock auf, als sie eintrafen. Er ging auf und ab und rauchte eine Zigarette. In seinen Augen lag ein wilder Ausdruck. Eine solche Wut hatte Mary Tanner noch nie bei einem Menschen gesehen. Sie kam als erste zu ihm. »Es tut mir so leid.«
    Ferguson fragte: »Was ist geschehen?«
    Knapp und kalt erzählte Brosnan alles. Als er geendet hatte, kam ein hochgewachsener Mann mit graumeliertem Haar in einem Chirurgenkittel herein. Brosnan ging schnell auf ihn zu. »Wie geht es ihr, Henri?« Zu den anderen gewandt sagte er: »Professor Henri Dubois, ein Kollege von mir an der Sorbon­ ne.«
    »Nicht gut, mein Freund«, gestand Dubois ihm. »Die Verlet­ zungen des linken Beins und der Wirbelsäule sind schon schlimm genug, doch weitaus ernster ist der Schädelbruch. Man bereitet sie gerade für einen Eingriff vor. Ich operiere sofort.«
    Er ging hinaus. Hernu legte einen Arm um Brosnans Schul­ tern. »Kommen Sie, wir gehen einen Kaffee trinken. Ich denke, es wird eine lange Nacht.«
    »Ich trinke nur Tee«, sagte Brosnan, und sein Gesicht war kalkweiß, und seine Augen funkelten düster. »Kaffee habe ich nie vertragen.«

    Im Erdgeschoß befand sich ein kleines Café für Besucher. Um diese Zeit waren nicht viele Gäste dort. Savary war unterwegs und kümmerte sich um die polizeiliche Seite des Zwischen­ falls, die anderen saßen an einem Tisch in der Ecke.
    Ferguson sagte: »Ich weiß, daß Ihnen im Augenblick ganz andere Dinge durch den Kopf gehen, aber gibt es irgendwas, das Sie uns erzählen können? Zum Beispiel, was er zu Ihnen gesagt hat?«
    »O ja – eine Menge. Er arbeitet für jemanden, und ganz si­ cher nicht für die IRA. Er wird für diese Sache bezahlt, und so wie er geprahlt hat, geht es um das ganz große Geld.«
    »Irgendeine Vorstellung, für wen?«
    »Als ich Saddam Hussein erwähnte, reagierte er wütend. Ich schätze, man braucht nicht weiterzusuchen. Ein interessanter
    Punkt war da noch. Er wußte über Sie Bescheid.«
    »Über uns alle?« fragte Hernu. »Sind Sie sicher?«
    »Aber ja, er gab furchtbar damit an.« Er sah zu Ferguson. »Er wußte sogar, daß Sie und Captain Tanner hergekommen sind, um mich wegen Informationen zu löchern, wie er es ausdrück­ te. Er sagte, er hätte die

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