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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gern alle Fäden in der Hand«, sagte er und wählte die Nummer.
    Es war Mordecai Fletcher, der antwortete. Brosnan sagte: »Harry Flood, bitte.«
    »Wer ist denn dort?«
    »Martin Brosnan.«
    »Der Professor? Hier ist Mordecai. Von Ihnen haben wir ja schon – Moment mal, drei oder vier Jahre? – nichts gehört. Himmel, wird er sich freuen.«
    Einen Augenblick später erklang eine Stimme: »Martin?«
    »Harry?«
    »Ich glaub’s nicht. Kommst du mich endlich mal besuchen, du Bastard.«

    8

    Für Dillon im Mini-Cooper verlief die Fahrt von London problemlos und ohne Zwischenfälle. Obgleich die Felder und Hecken mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt waren, fand er die Straßen schneefrei und ohne dichten Verkehr vor. Schon nach einer halben Stunde war er in Dorking. Er fuhr durch den Ort hindurch und dann weiter nach Horsham, ehe er etwa siebeneinhalb Kilometer außerhalb an einer Tankstelle halt­ machte.
    Während der Tankwart den Tank auffüllte, holte Dillon seine Straßenkarte hervor. »Ich suche ein Dorf namens Doxley, kennen Sie das zufälligerweise?«
    »Einen knappen Kilometer weiter auf dieser Straße bis zu einem Hinweisschild auf der rechten Seite nach Grimethorpe. Das ist der Flugplatz, aber ehe Sie dort sind, kommen Sie an einem Schild nach Doxley vorbei.«
    »Demnach ist es von hier gar nicht mehr so weit?«
    »Viereinhalb Kilometer etwa, aber es könnte genausogut am Ende der Welt liegen.« Der Tankwart kicherte, während er die Geldscheine zählte, die Dillon ihm gegeben hatte. »Dort gibt es nicht viel zu sehen, Mister.«
    »Ich dachte, ich schaue es mir mal an. Ein Freund erzählte mir, man könne sich dort ein Wochenendhaus mieten.«
    »Wenn es dort so was gibt, dann habe ich jedenfalls bis jetzt noch nichts davon gehört.«
    Dillon fuhr los, gelangte nach ein paar Minuten zu dem Gri­ methorpe-Schild, folgte einer schmalen Straße und erreichte das Schild nach Doxley, wie der Tankwart es ihm beschrieben hatte. Die nächste Straße war noch schlimmer, und hohe Seitenwälle blockierten die Sicht. Schließlich stand er auf der Kuppe eines kleinen Hügels und schaute auf eine trostlos öde Landschaft, die mit Schnee überzogen war. Sie bestand aus verstreut liegenden kleinen Wäldchen, zahlreichen Feldern, die durch Hecken voneinander abgegrenzt waren, und flachem, ebenem Sumpfland, das sich bis zu einem Fluß erstreckte. Dies mußte der Arun sein. Neben dem Fluß, ungefähr anderthalb Kilometer entfernt, sah er Häuser, zwölf bis fünfzehn mochten es sein, mit ziegelroten Dächern. Auch eine kleine Kirche war zu sehen. Das war offenbar Doxley. Er ließ den Mini-Cooper gemächlich die Straße hinunterrollen in das bewaldete Tal, und als er es erreichte, gewahrte er am Straßenrand ein aus fünf Querbalken bestehendes Tor. Es stand weit offen, und ein verwittertes Holzschild über dem Tor trug die Aufschrift »Cadge End Farm«.
    Der Fahrweg führte durch den Wald und brachte ihn in kür­ zester Zeit zu den Farmgebäuden. Ein paar Hühner liefen auf dem Hof herum, der von einem Wohnhaus und zwei großen Scheunen umgrenzt wurde. Das Anwesen sah unglaublich verwahrlost aus, als wäre seit Jahren nichts mehr daran ge­ macht worden, aber so gefiel es vielen Landleuten, wie Dillon von früher wußte. Er stieg aus dem Mini und ging über den Hof zur Haustür, klopfte an und versuchte sie zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Er wandte sich um und ging zur ersten Scheune. Deren altes zweiflügeliges Holztor stand offen. Ein Morris-Lieferwagen stand darin sowie ein Ford ohne Räder, der auf aufgestapelten Ziegelsteinen ruhte. Außerdem lagen zahlreiche Landmaschinenteile herum.
    Dillon holte eine Zigarette hervor. Während er sie zwischen seinen gewölbten Händen anzündete, sagte hinter ihm eine Stimme: »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    Er fuhr herum und sah eine junge Frau in der Tür stehen. Sie trug eine ausgebeulte Hose, deren Beine in Gummistiefel gestopft waren, einen dicken Rollkragenpullover unter einem alten Anorak und eine gestrickte Kappe mit einer karierten Schottenmütze darüber, wie man sie häufig in den Fischerdör­ fern an der Westküste von Irland sah. Außerdem hatte sie eine doppelläufige Flinte in den Händen, deren Mündung sie dro­ hend auf ihn richtete. Als er einen Schritt auf sie zu machte, spannte sie den Hahn.
    »Bleiben Sie stehen.« Der irische Akzent war sehr deutlich.
    »Sie sind doch sicherlich Angel Fahy, nicht wahr?« sagte er.
    »Angela, falls es Sie überhaupt

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