Die Lerche fliegt im Morgengrauen
mich zu Tode gelangweilt, deshalb bin ich hergezogen. Ich finde es ganz gut. Ich mag die ländliche Gegend hier, und ich mag die Leute. Sie bleiben für sich. Ich habe mir eine gut florierende Werkstatt für Landmaschinen aufgebaut, und ich halte mir ein paar Schafe. Angel und ich, wir sind hier glücklich.«
»Und ihr langweilt euch noch immer zu Tode. Erinnerst du dich übrigens noch an Martin Brosnan?«
»Und wie. Mit dem hatten wir doch früher einige Schwierig keiten.«
»Ich bin kürzlich in Paris mit ihm aneinandergeraten. Wahr scheinlich taucht er irgendwann in London auf, um nach mir zu suchen. Er arbeitet im Auftrag des britischen Geheimdienstes.«
»Dieses Schwein.« Fahy verzog finster das Gesicht, während er seine Pfeife neu füllte. »Gab es da nicht damals eine Ge schichte über Brosnan, wie er als Kellner in die Downing Street zehn reinkam und die Situation nicht ausnutzte?«
»Die Geschichte habe ich auch gehört. Wahrscheinlich ein reines Märchen. Auf jeden Fall würde es heutzutage niemand schaffen, sich als Kellner oder sonstwas einzuschleichen. Weißt du, daß sie die ganze Straße abgesperrt haben? Der Bau ist die reinste Festung. Da kommt niemand rein, Danny.«
»Ach, irgendeinen Weg gibt es immer, Sean. Ich habe kürz
lich in einer Illustrierten gelesen, wie während des Zweiten Weltkriegs die Gestapo in ihrem Hauptquartier einige Angehö rige der französischen Resistance gefangenhielt. Deren Zellen befanden sich im Erdgeschoß, während die Gestapo im ersten Stock saß. Die RAF schickte eine Mosquito los, die den Bau in fünfzehn Metern Höhe anflog und eine Bombe ausklinkte. Das Ding sprang von der Straße hoch und flog durch ein Fenster im ersten Stock. Sämtliche Gestapoleute gingen dabei drauf, und die Leute im Parterre konnten verschwinden.«
»Was willst du mir damit sagen?« fragte Dillon.
»Daß ich an die Kraft der Bombe und an die Lehre von der
Ballistik glaube. Wenn man weiß, wie man es richtig macht, kann man eine Bombe praktisch an jeden Ort bringen.«
»Was soll das heißen?« fragte Dillon.
Angel meinte: »Na los doch, zeig’s ihm, Onkel Danny.«
»Was soll er mir zeigen?« wollte Dillon wissen.
Danny Fahy stand auf und zündete dabei seine Pfeife an. »Dann komm mal mit«, sagte er, wandte sich um und ging zur Tür.
Fahy öffnete das Tor der zweiten Scheune und trat als erster ein. Es war ein großer Raum. Eichenbalken ragten hoch und trugen ein steil abfallendes Giebeldach. Es gab einen Heubo den, der über eine Leiter zu erreichen war. Verschiedene Landmaschinen standen herum, darunter auch ein Trecker. Außerdem ein noch ziemlich neuer Land Rover sowie ein aufgebocktes altes 500er BSA-Motorrad in bestem Zustand.
»Das ist ja ein Prachtstück«, sagte Dillon in einem Ton auf
richtiger Bewunderung.
»Ich hab’s im vergangenen Jahr gebraucht gekauft. Ich wollte es eigentlich aufmöbeln und weiterverkaufen, aber jetzt, wo ich fertig bin, bringe ich’s nicht übers Herz, mich davon zu tren nen. Die Maschine ist so gut wie eine BMW.« Noch ein ande res Fahrzeug stand in einem dunklen Winkel der Scheune, und Fahy knipste eine Lampe an, und ein weißer Ford-TransitLieferwagen kam zum Vorschein.
»Und?« fragte Dillon. »Was ist daran so Besonderes?«
»Warten Sie ab, Mr. Dillon«, rief Angel ihm zu. »Das ist wirklich etwas ganz Besonderes.«
»Und ganz gewiß nicht das, was man darin vermutet«, fügte Fahy hinzu.
Ein aufgeregter Ausdruck ließ sein Gesicht strahlen, eine Art Stolz, während er die Schiebetür des Fahrzeugs öffnete. Im Innern befand sich eine Batterie von Stahlrohren, insgesamt drei, die auf der Ladefläche festgeschraubt waren und schräg nach oben wiesen.
»Granatwerfer, Sean, so wie die Dinger, die wir in Ulster benutzt haben.«
Dillon musterte ihn skeptisch. »Du meinst, dieses Ding funk tioniert?«
»Zum Teufel, nein, ich habe keinen Sprengstoff. Es würde funktionieren, soviel kann ich zumindest versprechen.«
»Dann erklärt es mir mal.«
»Ich habe eine Stahlplatte auf den Wagenboden geschweißt, um den Rückstoß aufzufangen. Und ich habe auch die Röhren miteinander verschweißt. Das Material ist simples Gußeisen, wie man es überall bekommen kann. Die elektrischen Zeitzün der sind ganz einfach konstruiert. Die Einzelteile kann man in jedem Bastelladen kaufen.«
»Und wie funktioniert es?«
»Wenn das Ding eingeschaltet ist, hat man eine Minute Zeit, aus dem Wagen zu steigen und sich in
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