Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Das einzige Problem ist im Augen blick, wie lange die Bank sie mir läßt. Wollen Sie sich die Maschinen mal ansehen?«
»Warum nicht?«
Sie gingen hinaus, überquerten den Asphaltstreifen und ge
langten zur letzten Halle. Er öffnete die Schlupftür, so daß sie eintreten konnten. Grant suchte neben der Tür, fand einen Lichtschalter, und die Beleuchtung flammte auf. Zwei Maschi nen standen dort nebeneinander. Beide waren zweimotorig.
Dillon näherte sich der ersten Maschine. »Die kenne ich, eine Cessna Conquest. Und was für eine ist die andere?«
»Eine Navajo Chieftain.«
»Wenn es Ihnen so schlecht geht, wie Sie gerade andeuteten,
wie steht’s dann mit Treibstoff?«
»Meine Maschinen sind immer aufgetankt, Mr. Hilton, stets startbereit. Ich bin zu lange im Geschäft, um es anders zu halten. Man weiß ja nie, wann sich der nächste Job ergibt.« Er lächelte traurig. »Aber ich will ganz ehrlich sein. Bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage gibt es nicht allzu viele Leute, die ein Flugzeug mieten wollen. Wohin soll ich Sie denn bringen?«
»Eigentlich wollte ich mich selbst hinter den Steuerknüppel setzen«, sagte Dillon. »Ich weiß aber noch nicht genau wann.«
»Haben Sie denn einen Flugschein?« Grant musterte ihn zweifelnd.
»O ja, und zwar darf ich so gut wie alles fliegen.« Dillon holte seine Pilotenlizenz hervor.
Grant studierte sie und gab sie ihm zurück. »Sie kommen sicherlich mit beiden zurecht, aber ich fliege doch lieber mit, um auf Nummer Sicher zu gehen.«
»Kein Problem«, sagte Dillon freundlich. »Ich wollte nach Westen. Cornwall. Es gibt in Land’s End einen Flugplatz.«
»Den kenne ich gut. Die Rollbahn ist grasbewachsen.«
»In der Nähe wohnen ein paar Freunde von mir. Wahrschein
lich übernachte ich dort.«
»Das soll mir recht sein.« Grant knipste die Lampen aus, und sie kehrten in die Baracke zurück. »Was machen Sie beruflich, Mr. Hilton?«
»Ach, Finanzierungen, Unternehmensberatung und so wei ter«, sagte Dillon.
»Haben Sie schon eine Vorstellung, wann Sie fliegen wollen? Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Miete und Flug ziemlich teuer sind. Etwa zweieinhalbtausend Pfund. Für ein halbes Dutzend Passagiere geht es ja noch, aber für Sie allein …«
»Das geht schon in Ordnung«, sagte Dillon.
»Dann kommen noch meine Übernachtungsspesen dazu. Ein Hotelzimmer und so weiter.«
»Kein Problem.« Dillon nahm zehn Fünfzig-Pfund-Noten aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Schreibtisch. »Hier haben Sie fünfhundert als Anzahlung. Das ist dann eine defini tive Buchung in den nächsten vier oder fünf Tagen. Ich rufe Sie hier an und teile Ihnen den genauen Termin mit.«
Grants Gesicht hellte sich auf, als er die Geldscheine vom Tisch aufsammelte. »Das ist gut. Kann ich Ihnen noch einen Kaffee oder etwas anderes anbieten, bevor Sie fahren?«
»Warum nicht?« sagte Dillon.
Grant begab sich in die Küche am Ende der Baracke. Sie hörten, wie er einen Kessel mit Wasser füllte. Dillon legte beschwörend einen Finger auf die Lippen, gab Angel ein Zeichen aufzupassen und huschte zum Kartentisch unter den Fenstern. Er blätterte die Karten schnell durch, fand eine von der englischen Kanalgegend und der französischen Küste. Angel stand neben ihm und sah zu, wie er mit dem Finger an der Küste der Normandie entlangfuhr. Er fand Cherbourg und ließ den Finger nach Süden gleiten. Da war es, St. Denis, mit deutlich eingezeichneter Landebahn. Schnell schob er die Karten wieder zusammen. Grant hatte durch die halboffene Tür der Küche alles gesehen. Als das Wasser im Kessel zu kochen begann, goß er schnell in drei Tassen Kaffee auf und brachte sie in den Wohnraum.
»Macht das Wetter irgendwelche Probleme?« erkundigte Dillon sich. »Der Schnee vielleicht?«
»Wenn er liegenbleibt, schon«, meinte Grant. »Auf dem Grasplatz in Land’s End könnte es dann heikel werden.«
»Na ja, hoffen wir das Beste.« Dillon stellte seine Tasse auf den Tisch. »Wir sollten lieber zurückfahren.«
Grant begleitete sie zur Tür und verabschiedete sich.
Sie stiegen in den Mini und fuhren davon. Er winkte ihnen,
schloß die Tür und ging zum Kartentisch und untersuchte die Karten. Es war die dritte oder vierte von oben gewesen, dessen war er sich sicher. Der englische Kanal und die französische Küste.
Er runzelte die Stirn und murmelte: »Möchte bloß wissen, was Sie wirklich vorhaben, Mister.«
Während sie über die dunklen Landstraßen
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