Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Zeit, und genau die haben wir nicht.«
Devlin nickte. »Richtig, mein Sohn, überlassen Sie alles mir. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er sah auf seine Uhr. »Schon eins. Wir essen ein Sandwich und trinken noch einen Bushmill’s, und dann fliegen Sie mit dem Learjet zurück nach London. Verlassen Sie sich darauf, ich melde mich, sobald ich irgend etwas herausbekomme.«
Dillon parkte eine Straße weit von Jack Harveys Bestattungs unternehmen in Whitechapel entfernt und ging, den Aktenkof fer in der Hand, das Stück zu Fuß zurück. Alles wirkte gedämpft und trauerfarben bis hin zu dem Klingelknopf, der den Portier herbeirief, um die Tür zu öffnen.
»Zu Mr. Harvey«, log Dillon fröhlich. »Er erwartet mich.«
»Den Gang hinunter, an der Kapelle der Ewigen Ruhe vorbei und die Treppe hoch. Sein Büro befindet sich im zweiten Stock. Wie war Ihr Name, Sir?«
»Hilton.« Dillon schaute sich die ausgestellten Särge und die Blumenarrangements an. »Es gibt wohl nicht viel zu tun, oder?«
»Je nachdem.« Der Portier hob die Schultern. »Das meiste wird hinten abgewickelt.«
»Ich verstehe.«
Dillon ging durch den Flur, hielt inne, um einen Blick in die Trauerkapelle zu werfen, schaute versonnen auf die Kränze und die Kerzen. Er trat ein und betrachtete die Leiche eines Mannes im mittleren Alter. Er war adrett mit einem dunklen Anzug bekleidet, hatte die Hände auf der Brust gefaltet, und sein Gesicht trug einen winzigen Hauch Rouge.
»Armer Teufel«, sagte Dillon und ging wieder hinaus.
Am Empfang nahm der Portier einen Telefonhörer ab. »Miss Myra? Ein Besucher. Ein Mr. Hilton, er sagt, er sei verabre det.«
Dillon öffnete die Tür zum Vorzimmer von Harveys Büro und ging hinein. Es gab keine Büromöbel, sondern nur ein paar Topfpflanzen und mehrere Sessel. Die Tür zum Büro öffnete sich, und Myra trat ein. Sie trug schwarze Stiefel und einen scharlachroten dreiviertellangen Kaftan. Sie sah sehr aufregend aus.
»Mr. Hilton?«
»Das ist richtig.«
»Ich bin Myra Harvey. Sie sagten, Sie hätten eine Verabre
dung mit meinem Onkel.«
»Habe ich das gesagt?«
Sie betrachtete ihn eher beiläufig. Hinter ihm ging eine Tür auf, und Billy Watson kam herein. Das Ganze war offensicht lich arrangiert. Er lehnte sich an die Tür und wirkte in seinem schwarzen Anzug und mit verschränkten Armen angemessen bedrohlich.
»Nun, was führt Sie zu uns?« fragte sie.
»Das geht nur Mr. Harvey etwas an.«
»Wirf ihn raus, Billy«, sagte sie und wandte sich zur Tür.
Billy legte eine Hand roh auf Dillons Schulter. Dillons Fuß rammte am rechten Bein entlang nach unten und trat ihm mit voller Wucht auf den Innenrist. Dann drehte er sich um seine Achse und holte seitlich aus. Die Knöchel seines Handrückens knallten gegen Billys Schläfe. Er stieß einen Schmerzensschrei aus und fiel nach hinten in einen der Sessel.
»Er ist nicht besonders gut, oder?« sagte Dillon.
Er öffnete seinen Aktenkoffer und holte zehn HundertDollar-Scheine, die mit einem Gummiband umwickelt waren, heraus und warf sie Myra zu. Sie griff daneben und mußte sich bücken, um das Geld aufzuheben. »Sieh mal einer an«, sagte sie. »Und noch druckfrisch.«
»Ja, neues Geld riecht noch immer am besten«, sagte Dillon. »Und jetzt bestellen Sie Jack, ein alter Freund möchte ihn sprechen und hat noch mehr von der Sorte für ihn.«
Sie stand da, sah ihn einen Moment lang an, verengte die Augen, dann machte sie kehrt und stieß die Tür zu Harveys Büro auf. Billy versuchte aufzustehen, und Dillon sagte zu ihm: »Das würde ich dir lieber nicht raten.«
Billy ließ sich zurückfallen, während die Tür aufging und Myra erschien. »In Ordnung, er erwartet Sie.«
Der Raum wirkte überraschend geschäftsmäßig mit eichenge täfelten Wänden, einem grünen Teppich aus georgianischer Seide und einem Gasfeuer, das fast echt aussah. Es brannte in einem stählernen Gitterkorb im Kamin. Harvey saß hinter einem imposanten Eichenschreibtisch und rauchte eine Zigarre.
Die tausend Dollar lagen vor ihm, und er sah Dillon über das Geld hinweg ruhig an. »Meine Zeit ist knapp, also reden Sie nicht lange um den heißen Brei, Freundchen.« Er nahm die Banknoten vom Tisch und wedelte damit. »Noch mehr von der Sorte?«
»Genau.«
»Ich kenne Sie nicht. Sie haben Myra gesagt, Sie seien ein alter Freund, aber ich habe Sie noch nie gesehen.«
»Es ist lange her, Jack, zehn Jahre, um genau zu sein. Damals sah ich etwas anders aus. Ich kam
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