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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Da drüben.« Sie zeigte hin. Die Sonne, fünf Mal so weit entfernt wie auf der Erde, warf ein seltsam trübes Licht und scharfe, seltsame Schatten. Ihr Licht war nicht mehr hell genug, um die Sterne zu bannen, die den Himmel überall um sie herum füllten, schärfer und zahlreicher als auf jedem irdischen Berggipfel. »Schau, man kann die Startstufe sehen …«
    Das Startgerüst der Orion schwebte neben den miteinander verbundenen Modulen. Seine hitzebeständige pyramidenförmige Haube war noch vorhanden, die Prallplatte glänzte noch. Ohne die massigen Module wirkte das Innere wie ausgeweidet, und der mächtige thermonukleare Antrieb war endgültig verstummt. Der Rumpf erfüllte nun seine letzte Funktion als Konstruktionsplattform, während im Weltraum umherschwebende Astronauten – allesamt für diese Aufgabe ausgebildete Kandidaten – die Warp-Einheit um die Mitte des Modulseils herum zusammenbauten. Darüber hinaus konnte Holle die freischwebenden Plattformen erkennen, die Venus’ Planetensuch-Teleskope trugen, beide weit weg von den Vibrationen und den hellen Lichtern der Module. Ausschau nach dem Antimaterie-Schürfer zu halten, hatte keinen Sinn; er betrieb sein gefährliches Geschäft irgendwo zwischen Io und Jupiter, fünfzehn Millionen Kilometer entfernt. All diese Komponenten waren in der Schwärze verstreut, aber sie funkelten von Lichtern, von menschlicher Präsenz, wie eine kleine Stadt in der Umlaufbahn um den Jupiter.
    Masayo schaute sich nervös um, die Hände um die Sicherungsleine an seiner Taille geklammert.

    »Und dort«, sagte sie, »ist der Jupiter.« Sie zeigte in die Gegenrichtung der Sonne.
    Der Jupiter war eine goldbraune, sichtbar abgeplattete Scheibe, das einzige Objekt im ganzen Universum außer dem Archen-Cluster selbst, das groß genug war, um nicht bloß als Punkt zu erscheinen.
    »Irgendwie enttäuschend«, sagte Masayo.
    Es war eine häufige Reaktion bei den Mitgliedern der Crew. »Ach, findest du?«
    »Er ist nicht größer als der Mond, von der Erde aus gesehen.« Er hob einen Daumen, wackelte damit und verdeckte den Planeten. »König der Welten! Jemand hat mir erzählt, seine Masse sei so groß wie die aller anderen Planeten zusammen. Stimmt das?«
    »Ja. Mehr als dreihundert Erdmassen.«
    »Aber er ist doch bloß eine Gaskugel. Ich sehe diese großen Wolkenbänder, aber was soll’s? Selbst der Große Rote Fleck ist nur irgendwie schmutzig grau.«
    »Du solltest mal mit Joe Antoniadi sprechen.«
    Joe hatte sich unter anderem auf Klimatologie spezialisiert, und er verbrachte lange Stunden in der Kuppel und studierte den Jupiter, ein Super-Klimalabor. Der Große Rote Fleck war tatsächlich ein permanenter, Jahrhunderte alter Wirbelsturm, der unaufhörlich um die Wolkenbänder des Jupiter herumwanderte. Es gab beunruhigende Parallelen zwischen ihm und einigen der gewaltigen neuen Hypercanes, die den Äquator der Erde unsicher machten.
    Aber sie waren nicht wegen des Jupiters selbst hier, sondern wegen der Produkte seiner Magnetosphäre.
    »Du musst die Dinge in der richtigen Perspektive sehen. Weshalb sind wir so weit draußen? Warum gehen wir nicht in eine
planetennahe Umlaufbahn und segeln in hundert Kilometer Höhe über den Wolken dahin, wie früher über der Erde?«
    »Strahlung, richtig?«
    »Genau. Der Jupiter ist eine Hochstrahlungsumgebung. Ein menschlicher Arbeiter würde dort unten mehr als dreitausend Rem pro Tag abbekommen – die tödliche Dosis liegt ungefähr bei fünfhundert.« Sie lehnte sich voller Vertrauen in das Seil zurück und wedelte mit den Anzugarmen. »Und glaub mir, wenn du das Magnetfeld des Planeten sehen könntest, würdest du nicht denken, dass der Jupiter so klein ist. Es ist zehn Mal so stark wie das der Erde, es speichert zwanzig tausend Mal so viel Energie und erstreckt sich weit ins All, sogar noch über den Radius unserer Umlaufbahn hinaus – doppelt so weit. Und es fängt geladene Teilchen von der Sonne ein.«
    »Das macht die Strahlungsumgebung so tödlich.«
    »Richtig. Aber das Wichtige für uns ist die Interaktion zwischen Io und dem Magnetfeld des Jupiter.« Durch Venus’ Teleskope hatte Holle die mächtigen Auroras gesehen, die über Jupiters Nachtseite spielten, und das Knistern der Radiowellen gehört, die von den gepeinigten Gasen ausgingen. Ios Flussröhre, ein System aus energiereichem Plasma, war eine natürliche Antimateriefabrik.
    »Höllische Art, seine Aufgaben zu erledigen«, sagte Masayo.
    Sie hatten jetzt den

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