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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass sich der gesamte in der Luft schwebende Müll, der sich seit der Abschaltung des Antriebs angesammelt hatte, allmählich wieder absetzte. Und durch die Gitterbodenschichten sah sie, dass die Aktivitäten im Modul weitergingen wie immer. Ein paar Leute spielten Null-Ge-Frisbee in dem großen, offenen Raum, und ein Kleinkind gluckste, als seine Mutter es in der Luft kreiseln ließ. Gute Bilder für die Live-Übertragung, fand Holle. Alle Archen-Babys waren jetzt ungefähr ein Jahr alt. Wie seltsam, dass es nun schon Menschen gab, die nichts vom Universum außerhalb dieses Moduls wussten – aber für die Generation dieses Kindes würde das überhaupt nicht seltsam sein. Das Baby lachte, während es sich langsam in der Luft drehte und mit den pummeligen Armen und Beinen zappelte.
    »Eine bessere Moral würde garantiert auch verhindern, dass ihr aufeinander losgeht, wie bei dieser Windrup-Shaughnessy-Geschichte …«
    Auf seine schwerfällige Art und Weise kam Gordo zum zentralen Thema seiner Ansprache, und Holle konzentrierte sich wieder auf ihn.

    Gordo setzte eine Lesebrille auf und senkte den Blick auf ein Papier voller Notizen. »Nun, wir – die führenden Persönlichkeiten des Projektmanagements – haben eingehend über das Beweismaterial nachgedacht, das ihr uns geschickt habt. Zusätzlich haben wir General Joe Morell zurate gezogen, den Kommandeur der Heeresgruppe, zu der Jack Shaughnessy gehörte, bevor er sich aus dem Staub gemacht hat. Ich hoffe also, Jack und ihr alle werdet unser wohlerwogenes, mit voller militärischer Autorität ausgestattetes Urteil akzeptieren.«
    Er nahm die Brille ab und schaute vom Bildschirm herab. »Also hört zu. Ich bin kein Anwalt und werde auch nicht so reden, als wäre ich einer. Das ist ein bedauerlicher Fall, ein sehr bedauerlicher sogar. Ihr seid allesamt junge Leute, eingesperrt in diesen Blechdosen, da kann es nicht ausbleiben, dass es unter euch Eifersüchteleien und Spannungen gibt. Die menschliche Natur. Aber ihr müsst lernen, euch am Riemen zu reißen – einander zu respektieren. Shaughnessy, diese junge Frau schuldete Ihnen für Ihre unerwünschten Avancen nichts als ein höfliches ›Nein‹. Und das haben Sie ja auch zu hören bekommen, aber Sie mussten die Sache weitertreiben, Sie mussten es an Windrup auslassen. Denken Sie an den Schaden, den Sie nicht nur Thomas Windrup, sondern der Mission insgesamt zugefügt haben – ein Mitglied einer ohnehin schon unterbesetzten Crew ist Ihretwegen arbeitsunfähig.
    Wenn Sie noch auf der Erde wären, würden Sie dafür ins Kittchen wandern. Aber auf einem Raumschiff gibt es kein Gefängnis. Commander Kenzie kann es sich nicht leisten, auf Ihre Arbeitskraft zu verzichten – und sie kann sich erst recht nicht den Aufwand leisten, der damit verbunden wäre, Sie in einen verdammten Schrank einzusperren, wo Sie den ganzen Tag lang nichts anderes täten, als sich einen runterzuholen. Darum haben
wir versucht, eine zweckmäßige Alternative zu finden, und unsere Anweisungen lauten folgendermaßen.
    Shaughnessy, Sie haben Ihr Arbeitspensum gerade verdoppelt. Ab sofort übernehmen Sie Thomas Windrups Aufgaben, bis Doktor Wetherbee ihn wieder als arbeitsfähig entlässt. Sie ersetzen Windrup, soweit es Ihre technischen Fähigkeiten zulassen, und wenn diese nicht ausreichen, erwarte ich, dass ein vom Commander beauftragter Offizier eine geeignete Alternative für Sie findet. Das tun Sie zusätzlich zu Ihren eigenen Pflichten. Und wenn Sie deshalb nicht mal mehr Zeit haben, um scheißen zu gehen, werde ich keine Träne vergießen. Ist das klar? Und zu guter Letzt werden Sie ein Abzeichen tragen, so dass die gesamte Crew weiß, wer Sie sind und was Sie getan haben.« Er starrte zornig in die Kamera. »Damit das klar ist: An Bord dieses verdammten Schiffes gelten die Prinzipien des Rechtsstaats, und sie werden rigoros durchgesetzt, genauso wie auf der Erde. Der einzige Unterschied ist, dass die Strafe dem Verbrechen und der Umgebung, in der ihr gefangen seid, entsprechen muss. Ich gebe euch jetzt ein wenig Zeit, darüber nachzudenken und zu klären, ob ihr irgendwelche Fragen habt.« Er wandte sich ab und hob ein Glas Wasser an die Lippen.
    In der Gruppe trat Stille ein. Kelly stieg in die Luft empor und drehte sich, so dass sie alle Anwesenden vor, über und unter ihr ansah. »Also, so lautet das Urteil. Akzeptiert ihr es alle? Du, Elle?« Sie funkelte Masayo und die Shaughnessys an. »Und du, Jack? Wirst du deinen Strafdienst

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